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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 43 von 108

 

18 000 Menschen sind großteils Theaterbesucher, die das ganze Jahr über in kein Theater gehen. Das sind Leute, die man sonst nicht erreicht und ich finde es mehr als gerechtfertigt, dass diese 18 000 Menschen in Wien auch einen Zugang zum Theater haben und dabei gute Theateraufführungen geliefert bekommen. Eine einfache ältere Frau hat letztes Jahr auf der Heubergg’stätten in Favoriten nach dem Besuch des “Sommernachtstraum“ gesagt: „In einen Shakespeare hätten’S mich nie gebracht.“ - Und das ist sehr typisch. Sie hat sich ein Stück angeschaut und Shakespeare gesehen. Aber sie hat eigentlich gemeint, Shakespeare hätte sie sich nicht angeschaut, wenn dieser in einem normalen Theater gezeigt worden wäre. Das heißt, das Publikum nimmt das an.

 

Aber auch die Theaterexperten sind begeistert, nicht alle, aber viele. Ich nenne jetzt zum Beispiel: Frank Hoffmann hat gesagt, dass diese Form des Theaters an das Globetheatre der Shakespearezeit in London anknüpft und dass man Shakespeare heute eigentlich genauso aufführen muss und das nicht nur im Sommer. Peter Turrini, der das Stück gelesen hat, hat gesagt, dass diese Bearbeitungen des Wiener Lustspielhauses nicht nur Übersetzungen ins Wienerische, sondern streckenweise eigene Dichtung sind - ein schönes Kompliment, das einer der größten österreichischen Autoren der Dramaturgin und Autorin Susanne Wolf macht. Der “Sommernachtstraum“ ist ein derartiger Renner, dass er heuer wieder aufgenommen wird und vom ORF auch für das Fernsehen aufgezeichnet wird. Etwas Besonderes ist es auch, dass das Wiener Lustspielhaus das einzige Theater in dieser Stadt ist, das Schulklassen einlädt, unter dramaturgischer Anleitung von Frau Wolf eigene Bearbeitungen von Shakespeare zu machen. Letztes Jahr haben sich eine ganze Reihe von Schulen daran beteiligt und eine dieser Schulen, nämlich die HTL Ottakring, hat dann auch selbst eine eigene Shakespeare-Bearbeitung im Wiener Lustspielhaus zur Aufführung gebracht.

 

Nun, trotz allem spielt das Wiener Lustspielhaus in einer eigenen Liga. Es ist eigentlich kein normales Theater, sondern eine ganz wichtige Sommerkulturaktivität und es ist eine ganz wichtige Stadtteilkulturaktivität. Das Wiener Lustspielhaus ist aus Gesprächen über die Programmierung der Wiener Bezirksfestwochen entstanden. StR Mailath-Pokorny hat Adi Hirschal eingeladen, ein Konzept zu machen, um sein Theater in den Bezirksfestwochen als Straßentheater zu zeigen. In diesen Gesprächen hat sich herausgestellt, dass es nicht möglich ist, im Mai und Juni dieses Konzept umzusetzen, weil die Schauspieler teilweise nicht zur Verfügung stehen. Man hat sich dann entschlossen, das im Sommer zu machen. Das heißt, es war immer klar, dass das eine bezirkskulturelle Aktivität ist ähnlich wie alle anderen vergleichbaren bezirkskulturellen Aktivitäten und Sommeraktivitäten wie beispielsweise das Straßentheater, das heuer bei den Bezirksfestwochen gespielt wird, nämlich “Der Impressario“, die Tschauner-Bühne, die im Sommer Stegreiftheater bringt, und die neue Open-Air-Bühne im Donaupark. All diese Aktivitäten werden außerhalb des Theaterbudgets finanziert und werden daher weder in der Theaterreform berücksichtigt noch von der Theaterjury beurteilt.

 

Ich glaube, dass es mit dem Wiener Lustspielhaus gelungen ist, im Sommer in den Bezirken eine neue kulturelle Attraktion zu schaffen und dazu bekennen wir uns. Das Wiener Lustspielhaus ist ein kleiner, aber sehr feiner Baustein im großartigen und vielfältigen kulturellen Angebot unserer Stadt, besonders im Sommer, das Wien vor allem für die Wienerinnen und Wiener so lebenswert macht. Daher werden wir dieser Subvention heute hier auch die Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort.

 

Wir können gleich die Postnummer 17 abstimmen.

 

Wer von den Damen und Herren für diese Postnummer ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich mit den Stimmen der Sozialdemokraten so beschlossen.

 

Es gelangt die Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention für den Verein Wiener Kulturservice. Frau GRin Klicka wird wieder einleiten.

 

Berichterstatterin GRin Marianne Klicka: Ich ersuche auch um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön.

 

Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Ebinger.

 

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke schön, Herr Vorsitzender!

 

Meine Damen und Herren, es wird Sie nicht verwundern, wenn wir diesem Tagesordnungspunkt nicht zustimmen werden. Wir haben ja in den Aktenstücken immer wieder eine durchaus vergleichbare übliche Vorgangsweise. Immer wieder kommen die Paarungen Wiener Stadtfest - Donauinselfest, Subventionsnehmer Verein Wiener Stadtwerke - Verein Wiener Kulturservice. Immer wieder genehmigt man sich zum Beispiel mit dem Donauinselfest auch noch ein Maifest in der Höhe von 181 000 EUR Steuergeldern und den so genannten Wiener Kultursommer mit 232 000 EUR sowie Kunst und Kreativmessen. Das macht bei der ÖVP den jeweils ungefähr halbierten, verkleinerten Bereich aus, was ja im praktischen Leben bedeutet, das Wiener Kulturservice macht gemeinsam mit der SPÖ ein Standl und finanziert wird das mit unseren Steuergeldern.

 

Dazu kommt, dass die Vorgangsweise, wie die Dinge genehmigt werden, jedes Jahr auch eine unglaubliche Ignoranz der Macht widerspiegelt. Wir haben das 1. Mai-Fest genehmigt und ich glaube, es steht hier sogar drinnen: „Seit dem Jahre 1990 veranstaltet der Verein Wiener Kulturservice“ - es wird ja gar kein Hehl daraus gemacht – „gemeinsam mit den Praterunternehmen, Vereinen und der SPÖ-Wien das 1. Mai-Fest. Diese Tradition wollen wir aufrechterhalten.“ Gut, schön. Das 1. Mai-Fest war, glaube ich, am 1. Mai, ja? Was haben wir heute? Heute haben wir den 22. Mai! (GRin Claudia Smolik:

 

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