Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 108
Frau Berichterstatterin GRin
Schubert einleiten.
Nein, sie wird nicht einleiten.
In der Legende ist keine Wortmeldung mehr vorgesehen. Ich muss aber der guten
Ordnung halber sagen, § 25 ist erfüllt. Mehr als die Hälfte der
Gemeinderatsmitglieder sind anwesend.
Wer für diese
Postnummer 45 ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist
mehrheitlich nur gegen die Stimmen der GRÜNEN so beschlossen.
Es gelangt die
Postnummer 17 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine
Subvention an Domus – Verein zur Förderung musikalischer und darstellender
Künste. Die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Klicka, wird einleiten.
Berichterstatterin GRin
Marianne Klicka: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung
zum vorliegenden Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Danke schön. Die Debatte ist eröffnet und Frau GRin Mag Ringler hat sich
gemeldet.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde es kurz machen,
denn die Debatte rund um Domus, Adi Hirschals berühmtes Lustspielhaus, haben
wir in diesem Haus ja schon einige Male geführt, auch in der Öffentlichkeit und
auch in den Diskussionen rund um die Theaterreform und mit den
Kulturschaffenden selbst.
Wir lehnen diese Förderung
ab. Wir glauben, dass in Zeiten der Theaterreform, die ja nicht nur positiv von
allen aufgenommen wird, die durchaus umstritten ist und wo es immer wieder auch
viel zu verteidigen gibt, warum wir als Grüne auch glauben, dass die richtigen
Schritte gesetzt worden sind und dass gerade die Förderung von Adi Hirschals
Lustspielhaus ein falsches politisches Zeichen ist. Ein falsches politisches
Zeichen, um viel Geld in eine Sparte zu investieren, von der wir glauben, dass
sie sich erstens selbst tragen sollte und zweitens jedenfalls nicht den
Kriterien der Theaterreform entspricht.
Damit will ich dann auch
schon wieder schließen und meine und hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr diese
Diskussion ersparen können und Domus schlicht kein Geld mehr bekommt. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr Dr Wolf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Domus - Verein zur Förderung musikalischer
und darstellender Künste soll also mit 350 000 EUR subventioniert
werden. Es wäre besser zu sagen, es sei der Verein zur Förderung der
Schauspielkünste des Adi Hirschal, denn jährlich ist das gleiche Spektakel,
jährlich grüßt das Murmeltier, alle Jahre wieder vorbei an der Theaterreform
ein Subventionsbrocken für das Lustspielhaus.
Wir sind so wie die GRÜNEN der Meinung, dass diese
Subvention abseits der Theaterreform stattfindet. Es gibt keine Empfehlung der Jury
oder der Kuratoren, dieses Lustspielhaus zu subventionieren. Damit, Herr
Stadtrat, gefährden Sie den Konsens, der bisher sowohl Grüne als auch die ÖVP
die Theaterreform, die bei Gott schwierig genug ist, mittragen hat lassen. Sie
vergeben vorbei an den Strukturen der Theaterreform eine Subvention in einer
Höhe, von der Mittelbühnen, um deren Reform wir ringen, nur träumen können.
Damit verstoßen Sie gegen den Konsens der Theaterreform.
Außerdem ist festzuhalten, dass der
Selbstdeckungsgrad 6 Prozent beträgt. Also das, was Marie Ringler
gefordert hat, nämlich dass sich derartige Lustspielhäuser selbst finanzieren
sollten, ist wohl eine Fiktion oder weit entfernt. Mein Kollege Bernhard
Dworschak wird noch einen entsprechenden Antrag einbringen, der klare
Subventionsrichtlinien verlangt.
Dieser vorliegende Subventionsantrag für den Verein
zur Förderung musikalischer und darstellender Künste Domus findet jedenfalls
nicht unsere Zustimmung. - Ich danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es gibt einen neuen
Lieblingsreibebaum der Wiener Rathausopposition, das Wiener Lustspielhaus von
Adi Hirschal, das heuer zum dritten Mal im Sommer Klassiker der Weltliteratur
in einem wienerischen Gewand in die Bezirke bringt. War es in den ersten beiden
Jahren jeweils ein Stück von Shakespeare, so wird es heuer Mozarts “Cosi fan
tutte“ sein. Die Aufführungen des Wiener Lustspielhauses wurden in den letzten
Jahren vom Wiener Publikum regelrecht gestürmt. Die 43 Aufführungen des
Vorjahres haben 18 000 Menschen gesehen. Mehr als 100 Prozent
Auslastung ist deshalb erzielt worden, weil jeden Abend so viele Leute da
waren, dass Sessel dazugestellt werden mussten. Das Geheimnis dieses Erfolges
ist einfach, aber nicht so einfach, dass es die Oppositionsparteien verstehen. Daher muss ich es jetzt noch einmal, zum
dritten Mal, erläutern. Vielleicht kann man das dann in den nächsten Jahren
auch irgendwann einmal nachlesen.
Vom
Wiener Lustspielhaus werden Klassiker der Weltliteratur in einer Form des
Wiener Pawlatschentheaters in den Bezirken gezeigt. Es ist ein volksnahes
Theater mit sehr günstigen Eintrittspreisen, das heißt, eine Karte kostet gerade
soviel wie eine Kinokarte. Das zu den Argumenten der beiden Vorredner... (GRin
Mag Marie Ringler: Nein, es ist angehoben worden! Es ist angehoben worden!)
Ja, es ist angehoben worden, aber es ist immer noch billiger als alle anderen
Theater, die es in dieser Stadt gibt. Das ist auch ein Grund, warum viele Leute
kommen. Wir wollen das einfach nicht so teuer machen, dass es sich die Leute in
den Bezirken nicht leisten können. Daher stehen wir zu diesem Konzept.
Mit dieser Form des Straßentheaters werden auch
Hemmschwellen heruntergesetzt, das heißt, diese
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