Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 57
und vorbereiten, bis der Film gezeigt werden kann, sondern man braucht die Festplatte nur anstecken und den Film starten. Der Zugang zu Filmen ist wesentlich leichter. Die Verleiher könnten, wenn sie wollen, länger ihre Filmrechte behalten. Filme sind leichter erreichbar. Man kann schneller einmal ein spezielles Programm machen, weil die Filme einfach holbar sind. Später ist sogar geplant, dass das sogar über einen Satelliten geht, dass heißt, dann ginge es sogar über Knopfdruck. Noch sind wir nicht so weit, noch geht es über Festplatten, das weiß ich. Aber wir stehen vor großen Erneuerungen der Kinolandschaft. Das Kino wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht mehr so sein, wie wir es heute mit dem Vorführwagen und den großen Rollen kennen. Das wird sich wirklich ändern.
Diese kleinen Kinos fragen sich jetzt natürlich: Wie können wir das
machen? Die Multiplexe können sich das leisten, die haben ein Geschäft, die digitalisieren,
Hollywood zahlt mit, weil die dann dafür wieder ein eigenes Modul haben, damit
so nur Hollywood- und Blockbusterfilme gezeigt werden können. In diesem Umfeld
stellt sich wirklich die Frage, und das ist eine kulturpolitische, eine
wirtschaftspolitische und eine urbane Frage: Wollen wir diese kleinen Kinos so,
wie sie in der Innenstadt sind, behalten?
Früher, als die Finanzstadträtin Ederer hieß, gab es völlig
korrekterweise Kinoförderung aus zwei verschiedenen Töpfen, aus dem
Kulturressort und aus dem Finanzressort. Das ist irgendwie plötzlich
eingeschlafen und gibt es nicht mehr. Wir sind sehr wohl der Meinung, dass
statt einer Kürzung, die jetzt de facto da ist, aus dem Finanzressort sehr wohl
Förderungen für Klein- und Mittelkinos in Wien vergeben werden können.
Daher werde ich diesen folgenden Antrag einbringen und zwar auf
Zuweisung an den Ausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke:
„Der Gemeinderat der Stadt Wien ersucht den Stadtrat für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke angesichts der technischen Neuerungen
ein Investitionsfördermodell für Klein- und Mittelkinos zu entwickeln. Ziel
dieses Modells soll der Erhalt von Klein- und Mittelkinos im urbanen Raum
sein.“
Das Wichtigste für diese Stadt muss es doch sein, dass die Leute ins
Kino gehen und sich, wenn es geht, auch die guten Filme anschauen. - Vielen
Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist
Herr GR Ing Mag Dworak. Bitte schön.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
Die Kinobesuche sind im letzten Jahr um zirka 18 Prozent zurück
gegangen. Das letzte Jahr ist mit dem schlechten Jahr 1997 vergleichbar.
Und in dieser für die Kinos angespannten Zeit kommt eine neue Kinoförderung in
Wien! Übrigens gingen die Besucherzahlen in den ersten zwei, drei Monaten um
weitere 2 Prozent zurück. Auch das ist kein hoffnungsfrohes Signal für die
Kinos.
Die bisherige Kinoförderung war anscheinend kompliziert und angeblich zu
wenig treffsicher. Bisher gab es zirka 730 000 EUR. Dieser Betrag
war, wie schon gesagt, in 50 Prozent Investitionsförderung und
50 Prozent Programmförderung aufgeteilt. Dabei hat man einen Kinoauszeichnungspreis
für Kinos mit künstlerisch besonders wertvollem Programm vergeben und auch
einen Kinoförderungspreis.
Da jedoch bis Ende 2004 durch die Deckelung der
Förderbeträge und der Kompliziertheit des Systems Geld übrig geblieben ist, hat
man dieses im Vorjahr dazu verwendet, um die Kinoförderung 2005 daraus zu
machen. Das Geld wurde vergeben, natürlich deutlich weniger als in den
Vorjahren. Man ließ eine Studie erstellen und dann hat man das
Förderungskonzept aus Graz abgekupfert.
Warum sollte man etwas Eigenes erfinden, wenn es in
anderen österreichischen Städten, übrigens eine ÖVP-geführte Landeshauptstadt,
gescheite Lösungen gibt. Fertig war die Wiener Kinoförderung.
Anschließend haben sich im letzten Herbst zur
Vergabe der Punkte die Kinobetreiber zwei Tage zusammengesetzt und man hat
gemeinsam die Grundlage für die so genannte Punktevergabe entschieden. Die
Punkte sind neben der Basisförderung von 8 000 EUR die Grundlage
dafür, wie viel der einzelne Kinostandort erhält. Obwohl gegen die vollkommene
Streichung der bis dahin gültigen Investitionsförderung Beschwerde eingelegt
wurde, musste man sich mit der künstlerischen Förderung allein zufrieden geben,
sonst hätte man nämlich nichts bekommen. Selbst der drastische, händeringende
Appell an den Herrn Bürgermeister hat nichts geholfen! Dass es dann auch noch
weniger wurde, hat man nicht erwartet.
Mit der Streichung der Investförderung - diese kam
immer aus dem Bereich des Finanzstadtrates, wie mein Kollege Schreuder vorhin
schon gesagt hat, und wurde nur aus organisatorischen Gründen mit den
Förderungen des Kulturamtes ausbezahlt - kam nun der Herr Kulturstadtrat auf
die Idee, anstelle der alten Prämienförderung von 365 000 EUR diese
Förderung zu kürzen. Gesagt getan. Die Kinobetreiber wurden allerdings lange
Zeit über die tatsächliche Höhe im Unklaren gelassen. Man reduzierte nun auf
300 000 EUR.
Aus der Sicht des Finanzstadtrates ein gutes
Geschäft. Man ersparte sich mit der ersatzlosen Streichung der Kinoförderung
365 000 EUR. Ausreden gab es: Man finanziere ja auch keine anderen
Wirtschaftsbetriebe wie Buchhandlungen. So stimmt das nicht. Die Ankaufspolitik
der Stadt Wien beispielsweise mit mehr als über 500 000 EUR bei der
zeitgenössischen bildenden Kunst wird teilweise über Galerien gemacht und die
sind bekannterweise auch Wirtschaftsbetriebe.
Aber
ich brauche nicht aus dem Kulturbereich reden, sondern hier geht’s um den
Finanzbereich und hier werden die Wiener Einkaufsstraßen auch mit eineinhalb
Millionen Euro zusätzlich gefördert. Und wie sollen die Filmproduzenten
ihre teils hochsubventionierten Produkte an das Publikum bringen, wenn nicht
über das Kino?
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