Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 57
ORF, Videotheken, Buchhandlungen sind zu wenig, um
die Filme einer breiten Öffentlichkeit anzubieten. Da muss ich noch an etwas
denken. Ich muss nämlich an das Gartenbaukino denken. Hier muss man allein für
die Aufrechterhaltung des normalen Spielfilmprogramms von der Stadt
310 000 EUR aufwenden. Also 10 000 EUR mehr als für die
Kinoförderung für alle Kinos in Wien! Das kann doch eigentlich auch nicht sehr
gerecht sein!
Die Viennale, die übrigens im Gartenbaukino spielt,
wird noch einmal mit rund 1,3 Millionen EUR gefördert. Ich frage
mich, ob dieses Kino, wo manchmal verdammt wenige Besucher zu finden sind,
unbedingt mit 310 000 EUR gefördert werden muss?
Die ÖVP fordert anstelle der bisherigen
Investitionsförderung der Wiener Kinos einen adäquaten Ersatz für diese
Förderung. Investitionsfreudigen Betrieben soll es möglich gemacht werden, die
Infrastruktur auf die aktuellen Bedürfnisse des Kinopublikums anzupassen. Weiters
fordern wir die Aufstockung der Programmförderung auf zumindest
365 000 EUR und abschließend die Evaluierung des Punktesystems in
regelmäßigen Abständen, um zu verhindern, dass nur einige wenige Betriebe von
dieser Förderung profitieren.
Die ÖVP wird der Wiener Kinoförderung nicht
zustimmen, da die Investitionsförderung ersatzlos gestrichen wurde und der
Betrag für die Programmförderung um fast 20 Prozent reduziert worden ist.
– Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist
Frau GRin Dr Vitouch. Bitte schön
GRin Dr Elisabeth Vitouch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Ich wollte es eigentlich kurz machen und es mit einem Kinotipp bewenden
lassen. Jetzt muss ich doch ein paar historische Unwahrheiten richtig stellen.
Zum Beispiel ist bis Ende 2004 die Wiener Kinoförderung im Auftrag der
Stadt Wien vom Verband der Lichtspieltheater-Unternehmer und -Unternehmerinnen
und Audiovisionsveranstalter abgewickelt worden und wurde nie ausgeschöpft.
Also was macht man mit Geld, das nicht ausgeschöpft wird? Man überlegt sich
eine andere Möglichkeit, es den Klein- und Mittelbetrieben, denn die werden ja
gefördert und nicht die Cineplexe, zukommen zu lassen. Daher stimmen wir heute
über einen Rahmenbetrag für diese Förderung ab. Und da muss ich auch wieder
Äpfel und Birnen auseinander klauben. Wir stimmen keinesfalls über die
Richtlinien ab. Die liegen als Information dem Akt bei und über die werden in
den nächsten Wochen auch noch alle Beteiligten, die diese vorläufigen
Richtlinien konsensuell erarbeitet haben, nämlich der Verband der
Lichtspielunternehmer, die MA 7 Kultur und der Filmfonds Wien, weiter
beraten, bis diese Richtlinien genau den Wünschen entsprechen, bis diese
Richtlinien ganz genau die Bedürfnisse der Klein- und Mittelbetriebe der
Lichtspieltheater abdecken.
Vielleicht noch eine ganz kurze Korrektur den Herrn Mag Stefan und
auch den Ing Mag Dworak betreffend, was die kommerziellen Erfolge
österreichischer Filme betrifft. Sie erinnern sich nicht zufällig daran, dass
“Hinterholz 8“ der erfolgsreichste österreichische Spielfilm der letzten
20 Jahre war? Erfolgreich nicht mit Preisen, erfolgreich mit Besucherzahlen.
Das war zum Beispiel ein Film, der vom Filmfonds Wien gefördert wurde. Er würde
auch Punkte bekommen haben, denn Punkte gibt’s ja für einiges. Diese
Prämienförderung, die vorgesehen ist und für die 75 Prozent des
Rahmenbetrags verwendet werden sollen, zieht ja verschiedene Kriterien heran.
Diese so genannte künstlerische Wertigkeit misst Verschiedenes. Sie misst zum
Beispiel, ob ein Kino Kinder- und Jugendfilme anbietet und nicht nur, ob das
jetzt ein europäischer Film ist oder ein heimischer und ob ein ausländischer
europäischer Film vielleicht in Originalfassung gespielt wird. Nein, es gibt
eben zum Beispiel auch die Kurzfilmprogramme, zum Beispiel Kinder- und
Jugendprogramme und eine zusätzliche Subvention. Für kinokulturelle Projekte
werden Filmwochen, Rahmenprogramme, Veranstaltungen rund um Film,
Ankündigungen, Prospekte, et cetera mitgefördert.
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Filmförderung in Wien sehr
gut funktioniert. Der Filmfonds Wien hat zum Beispiel die europäische Regionalförderung
Cineregio initiiert, die von allen europäischen Filminstituten übernommen wurde
und die Erfolge sind künstlerisch und kommerziell wunderbar.
Aber ich möchte nicht die Filmförderung und die Kinoförderung mischen.
Kommen wir jetzt noch einmal auf die Kinoförderung zurück. Bei dem
Rahmenbetrag, den wir heute beschließe, handelt es sich nicht nur um diese
300 000 EUR, sondern man muss im Hinterkopf immer noch Kinos wie das
Gartenbau, das Metro, das Stadtkino und das Filmmuseum dazurechnen, die bei
dieser Klein- und Mittelbetriebsförderung jetzt nicht mehr ansuchen können,
weil sie schon vorher beteilt wurden und zwar mit, man könnte sagen, rund
100 000 EUR. Letztendlich geben wir dann für die Kinos auch schon
wieder 400 000 EUR aus, nur was den Vorwurf der Kürzung hier
betroffen hat.
Im Übrigen muss man sagen, dass noch 2006 diese neue Prämienförderung
gelten soll und dass ich denke, dass wir das konsensuell schon mit allen, mit
den Verbandsmitgliedern, mit dem Filmfonds Wien und der MA 7 Kultur in
langen Beratungen besprochen haben und das ein sehr effektives Mittel zur
Förderung der Klein- und Mittelbetriebe sein wird.
So, jetzt kann ich nur noch sagen, ich würde mir wünschen, dass es auf
Bundesebene etwas mehr für den Film gibt. Ich würde mir vor allem vom ORF
wünschen, der hier viel mitfinanziert hat wie zum Beispiel “Artikel 7
unser Recht“, dass er das auch ausstrahlen würde, denn das würde sowohl den
Kinos als auch dem Fernsehen etwas nützen.
Und schlussendlich freue ich mich
nicht nur, dass heute um 20.40 Uhr auf arte “Darwin’s Nightmare“ von
Hubert Sauper gezeigt wird - Cäsar, Oscar-Nominierung et cetera -, im ORF dann
am 3. Mai auch noch zu sehen, sondern ich freue mich auf den Film “Der
Kaiman“, lange
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