Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 57
Verantwortung abgegeben. Es geht nur noch ums Geldmachen, so wie es der Herr Deutsch ja ehrlicherweise auch gesagt hat. Das Gesundheitssystem ist teuer, deshalb muss man Geld hereinholen.
Zwei andere Aspekte noch: Die Vergabeverfahren sind natürlich in
ausgegliederten Unternehmen auch anders zu handhaben, als wenn die öffentliche
Hand Aufträge vergibt. Da hat sich die Stadt Wien vor eineinhalb Jahren zu
qualitätssichernden Verfahren verpflichtet. Das gilt dann natürlich auch nicht
mehr, das ist ja dann eine privatisierte Gesellschaft, die kann das dann
handhaben wie jeder andere private Investor, und auch hier wird die Qualität
dessen, was gebaut wird, nicht mehr sichergestellt.
Dritter und letzter Punkt: Abgesehen von der Baumgartner Höhe gibt es ja
noch diverse andere Gebiete, beispielsweise das Preyersche Kinderspital oder
auch das Geriatriezentrum Liesing, wo eben schon Entwicklungen stattfinden. Vor
zirka einem Jahr ist für Floridsdorf ein Spitalsneubau angekündigt worden, von
dem hört man gar nichts mehr, und ich befürchte, dass jetzt zuerst einmal von
dieser Projektentwicklungsgesellschaft die Dinge durchgeführt werden, bei denen
man Geld einnehmen kann, also die lukrativen Grundstücksentwicklungen, und dass
man auf die wichtigen Entwicklungen noch lange wird warten müssen. Es heißt, es
gibt die Grundstückssuche. Die Grundstückssuche dauert jetzt schon ein Jahr,
und da frage ich mich schon, wieso das so lange dauern muss.
Insgesamt zusammengefasst: Ich befürchte, dass Sie Geld scheffeln aus
Stadteigentum und die Transparenz und Kontrolle durch den Gemeinderat nicht
mehr sichergestellt ist. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die nächste Debattenrednerin
ist Frau GRin Praniess-Kastner. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Es wurden heute schon einige Punkte des Gesundheits- und Sozialressorts,
die noch unerledigt sind, eingehend diskutiert – der Großteil der Punkte ist ja
leider noch unerledigt –, aber es gibt auch noch einige Punkte, die ich heute
ganz konkret ansprechen möchte und die vom Gesundheits- und Sozialressort
ebenfalls noch nicht angegangen wurden.
Vor einem halben Jahr habe ich hier meine Antrittsrede gehalten. Ich
habe mich als Behindertensprecherin vorgestellt, habe intensive Zusammenarbeit
im Behindertenbereich angeboten, speziell was die persönliche Assistenz in Wien
für behinderte Menschen betrifft, aber auch was den Abbau der baulichen
Barrieren betrifft. Als letzten Punkt habe ich die Stadt Wien aufgefordert,
sich ihrer Vorbildwirkung bewusst zu sein und die Einstellquote zu
100 Prozent zu erfüllen.
Was ist denn jetzt passiert in diesem letzten halben Jahr in diesem
Bereich? Es hat zwei Behindertenkommissionen gegeben, wobei eine davon die
konstituierende Sitzung war. Die Vorsitzende hat einige Punkte aufgezählt, um
die wir uns in dieser Periode kümmern sollen. In der zweiten ordentlichen
Sitzung der Behindertenkommission wurde uns das Modellprojekt "Persönliche
Assistenz" vorgestellt, das bereits seit sieben Jahren von den
Oppositionsparteien hier in diesem Haus gefordert wird.
Zur Interessensvertretung behinderter Menschen wurden die
Oppositionsparteien erst gar nicht eingeladen. Ich habe das dann urgiert, und
es wurde versprochen, dass die nächste Interessensvertretung behinderter
Menschen auch im Beisein der Oppositionsparteien stattfinden wird.
Ich hoffe, meine Damen und Herren, dass wir in diesem wichtigen Bereich
jetzt endlich mit der Arbeit beginnen können, denn jeder Tag zählt für uns,
aber besonders für behinderte Menschen in Wien.
Ich möchte zwei Punkte ansprechen, die anstehen und derer wir uns
dringendst annehmen müssen. Vor einigen Monaten wurde ein Meldeservice der
Stadt für behinderte Menschen eingerichtet, wo behinderte Menschen bauliche
Barrieren über die Homepage des Fonds Soziales Wien melden können. Das Angebot
wurde von der SPÖ folgendermaßen erläutert: Man kann über die Homepage des
Fonds Soziales Wien direkt Wünsche und Anliegen betreffend den öffentlichen
Straßenraum und öffentliche Gebäude deponieren.
Betroffene haben sich sehr darüber beschwert, dass diese Homepage
erstens nicht zu finden sei und dass sie nicht einmal die Minimalkriterien der
Barrierefreiheit erfüllt. Die SPÖ hat daraufhin mit folgenden Worten
versprochen, Abhilfe zu schaffen – ich zitiere –: Die SPÖ ist bemüht, den
Service nachhaltig zu verbessern. Sie bittet um Vorschläge und sichert zu, dass
Meldungen von Barrieren ernsthaft verfolgt werden.
Meine Damen und Herren! Erstens denke ich, es braucht keine großen
Einladungen an behinderte Menschen, Barrieren zu melden und
Verbesserungsvorschläge zu deponieren, denn die Anliegen Betroffener sollten
hinlänglich bekannt sein, und das bedeutet natürlich auch wieder eine
Zeitverzögerung für behinderte Menschen.
Zweitens – und das ist der sehr, sehr wichtige Punkt in diesem Bereich –:
Der Fonds Soziales Wien ist grundsätzlich die falsche Ansprechstelle für so
einen Service, denn konsequent weitergedacht würde das bedeuten, dass die Stadt
Wien die Zuständigkeit für bauliche Barrieren in den Fonds Soziales Wien
auslagert. Und das kann keinesfalls die Aufgabe des Fonds sein. Der Fonds
Soziales Wien hat natürlich auch keinerlei Zuständigkeiten quer durch alle
Magistratsabteilungen, und jene Seite, auf der behinderte Menschen die
Barrieren melden sollten, ist peinlicherweise selbst voller Barrieren, weil
diese nicht ordentlich programmiert wurde. Behinderte Menschen, die Barrieren
aufzeigen, stehen damit teilweise selbst vor unüberwindbaren Barrieren; ein
Umstand, der von Experten aufgezeigt wurde, aber bisher leider erfolglos.
Ich denke, einige der wichtigsten Verbesserungsvorschläge –
ich möchte mich da auch wieder sehr
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