Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 57
Superkapitalismus –, und auf der anderen Seite gibt es zum Beispiel – ebenso gerüchteweise, muss ich sagen, es ist nicht bestätigt worden – die Unterstützung der Hausbesetzerszene durch die Stadt Wien, auch wenn das noch mit großem Fragezeichen versehen ist. Ein Trägerverein für das Ernst-Kirchweger-Haus soll 2 Millionen EUR an Steuermitteln erhalten, damit dadurch die Möglichkeit besteht, dass der Trägerverein, eine PORR-Tochter, die zwischengeschoben wurde, dieses Haus kaufen kann. An der Spitze des Vereins steht interessanterweise Elfriede Jelinek. Man braucht sich, wenn man es nicht wüsste, über die Ausrichtung der Damen und Herren dort sicherlich nicht den Kopf zu zerbrechen.
Das alles soll still, ruhig und heimlich bis Ende Juni über die Bühne gehen.
Es gibt auch keine Äußerungen von offizieller Seite dazu. Ein Pressedienst von
mir ist unbeantwortet geblieben. Ich hoffe, es ist nur ein Gerücht, meine Damen
und Herren von der SPÖ, denn dass die regierende Sozialdemokratie in Wien der
Anarchoszene finanziell mit Millionen unter die Arme greift, das wäre wohl eine
Ungeheuerlichkeit.
Wir Freiheitlichen sehen einer Erklärung vor allem durch den
Bürgermeister mit Interesse entgegen und gehen davon aus, dass das ein Gerücht
ist. Wenn nicht, bin ich überzeugt, dass es interessant wird, wie die
Favoritner Bevölkerung auf diese Maßnahmen, wenn sie eintreten sollten,
reagieren wird (Beifall bei der FPÖ.),
und wir werden uns sicherlich bemühen, die Favoritner über allfällige Vorgänge
aufzuklären und zu sagen, worum es sich hier handelt
Das einmal dazu, dass ein Auseinanderklaffen zwischen kapitalistischen
Maßnahmen auf der einen Seite und Unterstützung der Anarchoszene auf der
anderen Seite zumindest im Raum steht.
Ansonsten, zurückkehrend zum Wiener Krankenanstaltenplan 06, möchte ich
feststellen, dass dieser – er ist bereits durch die Landesregierung gegangen –
auch wieder ein Beweis dafür ist, dass doch vieles, was hier heute vom
Vorredner, Herrn Kollegen Deutsch, gesagt wurde, letzten Endes
Absichtserklärungen sind. Letzten Endes stellt der Krankenanstaltenplan 06
einen Zwischenbericht dar, nicht mehr. Er nimmt nur Anpassungen vor, bis ein
endgültiger Österreichischer Strukturplan Gesundheit mit seinen Untergliederungen
in den Bundesländern vorhanden sein wird.
Dazu gibt es ja auch eine entsprechende Passage im Akt, die ungefähr –
und das, glaube ich, ist wesentlich – Folgendes über diesen Plan sagt:
Überwiegend handelt es sich um redaktionelle Anpassungen und Änderungen von
Zitierungen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird von einer Änderung des
Wiener Krankenanstaltenplanes 2003 Abstand genommen, sondern es soll eine
Neufassung des Wiener Krankenanstaltenplanes erfolgen.
Das heißt auf gut Deutsch: Es gibt nach wie vor kein Gesamtkonzept,
weder für die Spitäler noch für die Pflegebereiche. Das Krankenhaus Nord wird
sicherlich Erleichterung bringen, doch das wird bestenfalls im Jahr 2011 oder
2012 fertig. Welche Schritte wird die Frau Stadträtin bis dorthin setzen, um
den drängenden Problemen im Gesundheitswesen Paroli bieten zu können? – Das
wird die Frage sein.
Zurückkehrend zum TOP 23 will ich feststellen, dass wir den
Beschluss zur Gründung einer Stadt Wien – also das ist ein langer Name – Wiener
Krankenanstaltenverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Frau GRin Dipl Ing Gretner hat sich gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Dipl Ing
Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte vor
allem auf diesen Projektentwicklungs- und Baumanagementaspekt eingehen, nachdem
meine Kollegin Pilz schon alle anderen Aspekte angesprochen hat. Ich finde es
sehr interessant, dass die Sozialdemokratie immer wieder – so wie auch wir das
oft tun – den Verlust des Einflusses der Politik beklagt, überhaupt
in Zeiten von Globalisierung und so weiter. Aber wenn Sie jetzt die
Ausgliederung von der Ausgliederung machen, stelle ich mir schon die Frage, wer
dann das öffentliche Interesse noch sicherstellen kann. Es steht zwar im Akt
drinnen, dass durch diese privatrechtliche juristische Person die
kontrollierbaren Abläufe durch den KAV am besten sichergestellt sind, es wird
hier aber Stadteigentum erarbeitet, die Stadt hat jedoch den Einfluss verloren.
Ich finde es sehr schade, nachdem man sieht, dass in anderen Städten
Grundstücke, auf denen zur Jahrhundertwende großzügige Spitalsanlagen gebaut
wurden, intensiv verwertet werden, dass die Stadt Wien dann einfach sagt,
kommt, wir sind überfordert, gliedern wir das aus, die werden das schon machen,
und den öffentlichen Einfluss somit total abgibt.
Da möchte ich drei Aspekte besonders betonen.
Das eine ist: Vor zirka zwei Wochen wurde das Projekt Steinhof
vorgestellt. Es wurde immer wieder betont, dass da kein Grünraum verloren geht
und dass überhaupt weniger Baufläche möglich sein wird, als es im vorigen
Flächenwidmungsplan vorgesehen war. Ich habe mir das jetzt genau angeschaut. In
Wahrheit ist es so, dass über das ganze Spitalsareal eine Baulandwidmung war.
Da wurde eben nicht Rücksicht genommen auf jeden einzelnen Pavillon, sondern da
wurde damals wirklich großflächig gewidmet, und deshalb entsteht jetzt
natürlich ein Minus, wenn man das genau auseinander teilt. Die Wahrheit ist
aber, dass Bereiche, die bisher dem Schutzgürtel angehört haben und sogar
Biosphärengebiet sind, in Bauland umgewidmet werden. Das sind knappe
40 000 m². Dann gibt es noch andere Bereiche, wo zwischen den
Pavillons zusätzliche 12 000 m² als Bauland gewidmet werden und so
weiter.
Diese Baumanagement GmbH wird ja
dann so agieren, dass sie sagt, wir haben den Auftrag, wirtschaftlich zu sein
und möglichst viel Geld herauszuschlagen, und da stelle ich mir die Frage: Wer
stellt aber dann das sicher, was wir in Gemeinderatsbeschlüssen beziehungsweise
beispielsweise im Grüngürtelplan festgelegt haben? Wer stellt das sicher? Wir
haben die
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