Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 57
konstruktiv einbringen in die Behindertenkommission, so wieder eine stattfindet – wären, diesen Bereich in den Bereich wien.at aufzunehmen, weil es ja die Zuständigkeit der Stadt ist, die Betroffenen auf Dauer einzubinden.
Drittens ist das System transparent zu machen. Das ist überhaupt einer
der wesentlichsten Punkte. Das heißt, alle Eingaben und Vorschläge sollten
transparent sein, sollten auch mit Datum versehen sein und auch die Antworten
der zuständigen Stellen sollten für alle Menschen im Internet einsehbar sein,
damit man auch weiß, wie lange die zuständigen Stellen dafür brauchen.
Es muss ferner natürlich auch die Möglichkeit geben, Eintragungen zu
machen, damit andere Menschen ebenfalls zu einzelnen Punkten Verbesserungsvorschläge
anbringen können. Wenn das nicht passiert, bestätigt sich die Vermutung, und
nicht nur meine Vermutung, dass es sich um eine reine Alibiaktion handelt.
Dies ist aber leider nicht der einzige Punkt, wo rasches Handeln nötig
ist. Ein leidiges Thema ist bis dato der Bereich der Integration von
behinderten Menschen. Nach wie vor erfüllt die Stadt nicht die Vorgaben des
Behinderteneinstellungsgesetzes, und es gibt nach wie vor Hunderte offene
Pflichtstellen, die nicht durch behinderte Menschen besetzt werden. Seit Jahren
steht diese Forderung im Raum – leider tut sich nichts. Die Stadt erfüllt das
Behinderteneinstellungsgesetz angeblich zu knapp über 80 Prozent, und das
ist aus mehreren Gründen beschämend: Beschämend, was die Integration von behinderten
Menschen betrifft, weil es ihnen die Chance nimmt, selbst für ihren
Lebensunterhalt zu sorgen, aber beschämend auch deshalb, weil wir
Ausgleichstaxen mit Steuergeldern bezahlen, und das sind viele Hunderte
Millionen Euro pro Jahr.
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Es wird gerade im Behindertenbereich immer wieder auf überparteiliche
Zusammenarbeit gesetzt und diese beschworen, doch diese mangelhafte Integration
ist ein Bereich, den Sie ganz alleine verantworten und ganz alleine erfüllen
können. Ich fordere Sie von dieser Stelle aus auf, dieser Verantwortung auch
nachzukommen. (Beifall bei der ÖVP.)
Leider muss ich sagen, dass Wien damit natürlich das absolute
Schlusslicht ist. Ich habe in meiner ersten Rede schon gesagt, Oberösterreich,
Steiermark und Kärnten erfüllen diese Quote, übererfüllen sie sogar. Warum ist
das in Wien nicht möglich? Ich weiß, dass Sie den Vergleich mit den
Bundesländern nicht gerne hören, weil die Bundesländer da Vorreiter sind, aber
ich habe mir herausgesucht, dass auch Städte diese Vorgaben zu 100 Prozent
erfüllen. Wir können die Stadt Graz hernehmen; die erfüllt die
Behinderteneinstellquote zu 100 Prozent.
In diesem Zusammenhang wird auch oft von Sonderaktionen der Stadt Wien
für behinderte Menschen gesprochen. Nicht nur, dass dieser Begriff
"Sonderaktion" bereits diskriminierend ist, weil alleine das Wort
eine Art von Aussonderung darstellt, es handelt sich auch de facto um
Arbeitsplätze zweiter Klasse, weil die TeilnehmerInnen an dieser Sonderaktion
leider keine Chance haben, in das reguläre Dienstverhältnis der
Magistratsabteilungen übernommen zu werden.
Es sind auch einige andere schon draufgekommen, dass diese Sonderaktion
nicht das hält, was sie verspricht – ich zitiere: „Durch Beruf und Arbeit
definiert der behinderte Mensch sich selbst und seine Position in der
Gesellschaft. Daher haben die berufliche Integration und der gesicherte
Verbleib von behinderten Menschen in der Arbeitswelt besondere Bedeutung. Wir
fordern daher die unbedingte Einhaltung und Erfüllung der
Behinderteneinstellquote und eine Weiterentwicklung der Sonderaktion der
Gemeinde Wien. Weiters ist Bediensteten in dieser Sonderaktion der berufliche
Aufstieg gleichberechtigt zu ermöglichen."
Sie werden sich jetzt fragen, woraus ich zitiere. Ich zitiere aus dem
Forderungsprogramm der FSG für die kommenden Personalvertretungswahlen vom 2.
bis 5. Mai 2006. Also auch diesen Herrschaften ist aufgefallen, dass da in
der Stadt Wien etwas im Argen liegt, und sie fordern ihre eigenen Partei auf,
damit endlich Schluss zu machen und die Behinderteneinstellquote zu erfüllen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nicht Selbstbeweihräucherung ist
hier angesagt, sondern Taten im Interesse der behinderten Menschen. Ich habe bei
meiner Antrittsrede angekündigt, lästig zu sein. Es ist nicht immer angenehm,
lästig zu sein, aber das nehme ich in Kauf. (Beifall bei der ÖVP.)
Lästig zu sein, ist nicht immer angenehm, aber seien Sie gewiss, dass eine große
Anzahl von Menschen draußen, behinderte wie auch nichtbehinderte Menschen,
meiner Meinung sind, dass das ein Skandal ist. Und den haben Sie alleine zu
verantworten! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. Ich erteile es ihr.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die Neustrukturierung des Wiener Krankenanstaltenverbundes mit
1. Jänner 2002 war die Grundlage für ein zukunftsorientiertes Wiener
Spitalswesen, das den Herausforderungen der kommenden Jahre auch gewachsen ist
und das demgemäß auch den europaweiten Trend, die Spitäler als
patientenorientierte Dienstleistungsunternehmen zu führen, in den Vordergrund
stellt. Durch diese Verschiebung der Verantwortung näher an den Ort des
Geschehens, nämlich an den Ort des Leistungserbringers, des KAV und der
Spitäler, wird die Servicequalität und die Patientenzufriedenheit erheblich
gesteigert.
Die TU 3 im KAV ist die Teilunternehmung für technische,
wirtschaftliche und sonstige Serviceeinrichtungen, in der
661 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Dabei werden alle
Organisationseinheiten zusammengefasst, die keinen unmittelbaren Kontakt zum
Patienten haben. – Mit dieser Einleitung bin ich auch wieder zum Thema
zurückgekehrt, nachdem Frau Kollegin Praniess-Kastner heute ein bisschen in den
Behindertenbereich abgeschwenkt ist.
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