Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 57
der Planungen informiert werden. Wen auch immer man im Bezirk fragt, es heißt: Das ist Chefsache! Wer der Chef bei dieser Sache ist, ist klar: Es ist dies der Herr Bürgermeister; es ist nicht der Planungs- oder der Wohnbaustadtrat, es ist der Bürgermeister himself.
Ich frage mich auch, was der Herr Bürgermeister - wie gesagt, der Chef
bei diesem Vorhaben - von der Vorgangsweise des zitierten Herrn Hager hält, der
durch sein Handeln die Grundstückspreise in dieser Gegend enorm in die Höhe
treibt. So würde uns interessieren, ob die extrem hohen Kosten für die
notwendigen Grundstücke von der Gemeinde oder von Herrn Stronach getragen
werden beziehungsweise mittels Gegengeschäftes mit den Besitzern, wie Tausch
gegen ein vergleichbares, verrechnet werden soll. Wer zahlt da die Differenz?
Die derzeitige Vorgangsweise - ich bin gleich fertig - deutet nicht auf eine
strukturierte und wohl durchdachte Planung hin, "Panikreaktion" kommt
einem da eher in den Sinn.
Zu dem Thema, dass die Verträge für die Grundstückskäufe
unterschriftsreif sind, wie behauptet wird, darf ich dem Herrn Bürgermeister, der
leider nicht da ist, ein Geschenk direkt aus Rothneusiedl mitbringen, ein
kleines Fläschchen Erde aus Rothneusiedl von einem potentiellen
Grundstücksverkäufer von heute Morgen. (Amtsf StR Werner Faymann: Ist aber
sehr originell!) Wenn es nach diesem Grundstücksbesitzer geht, wird Herr
Stronach noch ein paar Mal nach Österreich kommen müssen, bis alle für einen
etwaigen Stadionneubau notwendigen Gründe im Besitz der Gemeinde Wien sein
werden. Bis dahin wollen wir dem Bürgermeister zumindest ein bisschen Rothneusiedl-Erde
übergeben; damit, meine ich, kann er einmal seriös planen. Ich übergebe es
hiermit dem Wohnbaustadtrat. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zum Wort gemeldet
ist Frau GRin Gaal. Ich erteile es ihr.
GRin Kathrin Gaal (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren, vor allem meine Damen und Herren von der Opposition!
Ich kann Sie beruhigen: Es gibt weder ein Planungsdebakel noch
Grundstücksspekulationen. Das Gegenteil ist der Fall. (Heiterkeit bei der ÖVP und den GRÜNEN. - GR Dr Matthias Tschirf: ...in
der Karibik?) Rothneusiedl ist ein wichtiges Stadterneuerungsgebiet für
Wien und Favoriten und gehört daher dementsprechend genutzt. Deshalb ist
Rothneusiedl auch als Stadterweiterungsgebiet im Stadtentwicklungsplan 05
wieder ausgewiesen, und das ist gut so. Denn der Süden Wiens, der Süden
Favoritens gehört gefördert, und daher ist der Stadtentwicklung in diesem
Bereich ein hoher Stellenwert einzuräumen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wenn Sie von einem "totalen Chaos" sprechen und uns Versagen
vorwerfen, dann muss ich hier schon festhalten: Das ist Ihre Sichtweise, aber
es ist die falsche Sichtweise! Unser Herr Bürgermeister hat immer wieder
betont, zuletzt auch hier im Wiener Gemeinderat, dass gleichzeitig mit dem Bau
des Stadions die öffentliche Verkehrsanbindung, nämlich die S1 und die
Verlängerung der U1, fix sein muss. (GR Günter Kenesei: Wie soll denn das
funktionieren?)
Favoriten steht den Überlegungen eines Einkaufszentrums, eines Stadions,
einer Mehrzweckhalle (GR Günter Kenesei: 2010 wird das Stadion eröffnet!)
und von Wohnbauten durchaus positiv gegenüber. (GR Günter Kenesei: 2010 wird
das Stadion eröffnet!) Wir haben auch immer gefordert, dass dazu die
U-Bahn-Verlängerung, die U1-Verlängerung notwendig ist, mit all den
begleitenden Maßnahmen, die im öffentlichen Raum dafür notwendig sind. (GR
Günter Kenesei: Es wird sich die Zeit nicht ausgehen!) Aber über die
Planung wird selbstverständlich noch zu diskutieren sein, und es wird noch eine
Vielzahl von Detailgesprächen geben. (GR Günter Kenesei: Dann werden wir nie
fertig! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Daher gehen Ihre Vorwürfe,
Ihre Behauptungen - denn mehr ist es ja nicht - ins Leere. (GR Dr Matthias Tschirf: Wo ist der Bürgermeister?)
Es wurde bereits erwähnt, aber ich möchte trotzdem noch einmal darauf
hinweisen: Der Bund kommt seinen Finanzierungsverpflichtungen nicht nach. Ja,
der Herr Finanzminister... (GR Mag Wolfgang Gerstl: Soll der Bund... auch
zahlen?) Ich rede von der U-Bahn-Verlängerung, Herr Kollege Gerstl. Der
Finanzminister stellt sogar den Finanzierungsschlüssel - 50 Prozent Bund
zu 50 Prozent Land - in Frage! (Amtsf StR Werner Faymann: Ah!) Herr
Kollege Hoch, ich weiß nicht, bei wem Sie sich informiert haben; aber
diesbezüglich gab es sogar eine parlamentarische Anfrage, in der der Herr
Finanzminister diesen Finanzierungsschlüssel in Frage stellt. (Amtsf StR
Werner Faymann: Herr Kenesei, Ihr Finanzminister! - Weitere Zwischenrufe.)
Nur zur Erinnerung: Er gehört Ihrer Fraktion an, und deshalb wäre es eine Idee,
meine Damen und Herren von der ÖVP: Gehen Sie zum Finanzminister, erklären Sie
ihm die Verpflichtung des Bundes bezüglich der U-Bahn-Verlängerung, und im
Interesse Wiens wünsche ich ihm persönlich alles erdenklich Gute und viel
Erfolg dabei. (Beifall bei der SPÖ.)
Rothneusiedl ist ein enorm wichtiges Projekt, es gehört gut durchdacht,
und das natürlich in engster Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Bezirk. Es
geht auch hier um die Erhaltung der Lebensqualität in Wien und vor allem in
Favoriten. Aber was sind eigentlich Ihre Alternativen? Was sind Ihre
Vorschläge? Bis jetzt habe ich nichts anderes gehört als Miesmacherei und
haltlose Anschuldigungen.
Uns liegt die Stadtwicklung im Süden Wiens am Herzen, und wir werden
gemeinsam mit der Bevölkerung - gemeinsam mit der Bevölkerung! - in diesem
Gebiet die Stadtentwicklung vorantreiben (GR Günter Kenesei: Noch zwanzig
Jahre!), damit sich die FavoritnerInnen in diesem Bezirk weiterhin wohl
fühlen. (GR Günter Kenesei: Noch zwanzig Jahre!) Dass sie das tun, Herr
Kollege Kenesei - Sie sind ja jetzt bei der ÖVP -, zeigt auch das Ergebnis im
Bezirk bei der letzten Wahl. (Beifall bei
der SPÖ. - GR Günter Kenesei: Die
nächsten zwanzig Jahre, ja!)
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