Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 57
Süden. Ich würde sagen, beim Wienerberg oder auch bei Monte Laa ist es ähnlich gelaufen. Es gab zwar nie eine Planung, die Stadt dort weiterzuentwickeln, aber es gab eben, sagen wir einmal, befreundete Investoren, die sich dafür eingesetzt haben, dass diese Stadtentwicklung stattfindet. Da muss ich schon sagen, da fehlt mir die Stadtplanung, die dann sagt: Hallo, Moment, wir haben Prioritäten, wir haben Zeithorizonte, wir lassen nicht alles mit uns machen!
Ich erwarte mir da einen klaren Standpunkt des Stadtrats für
Stadtentwicklung, und zwar auch deshalb, weil dann immer argumentiert wird: Wir
müssen Arbeitsplätze sichern, und während dort die Baustelle ist, gibt es so
und so viele Arbeitsplätze mehr. Sie müssen schon bedenken, dass Sie mit so
einer Standortpolitik den Standort kaputt machen. Denn wenn alle im Stau
stehen, weil die Verkehrsproblematik lange nicht gelöst ist, dann machen Sie
den Standort Wien kaputt, und dann sichert das sicher keine Arbeitsplätze,
sondern es gefährdet Arbeitsplätze. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Abschließend möchte ich noch auf Herrn GR Hursky eingehen. Sie haben
gesagt, es muss für einen Wirtschaftstreibenden legitim sein, dass er etwas
verdient. - Das ist schon richtig, nur darf es nicht auf Kosten der
Steuerzahler geschehen. Denn diese zahlen 300 Millionen EUR für
U-Bahn-Infrastruktur, Kanal et cetera, damit einige Private Gewinn machen
können; das ist wohl nicht Sinn und Zweck der Sache. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Hoch. Ich erteile es im.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Gleich zu Beginn möchte ich festhalten, dass es ein Skandal ist, dass
der Herr Bürgermeister nicht anwesend ist. (Beifall bei der ÖVP.) Seit
Monaten hält er uns mit seinem Projekt in Rothneusiedl in Atem, er plant dort
völlig allein, und heute findet er es nicht einmal der Mühe wert, dass er sich
hier zu uns setzt und zumindest unsere Argumente anhört.
Zum Kollegen Hursky: Das ist schon ein starkes Stück! Ich unterstelle
Ihnen einmal, dass Ihr Informationsstand über dieses Projekt nicht höher als
der der Opposition ist. Denn immer, wenn man bei Ihnen im Bezirk jemanden
fragt, was sich dort tut, höre ich nur mehr: Chefsache! Tun Sie daher bitte
nicht so, als ob Sie dort völlig eingebunden wären. Ich weiß, dass Sie
jahrzehntelang Bezirksrat in Favoriten waren, aber das ist völlig unglaubwürdig.
(Beifall bei der ÖVP.)
Die bisherige Diskussion zeigt uns, dass es den GRÜNEN, aber auch der
SPÖ nicht vordringlich um die Entwicklung dieses hochwertigen Gebietes geht,
sondern es geht ihnen um eigene Interessen. Den GRÜNEN - und Herr Chorherr
lässt das auch immer wieder durchklingen - geht es darum, die
U-Bahn-Verlängerung dort zu verhindern - eindeutig! (GR Mag Christoph
Chorherr: Die U-Bahn...? Ich spekuliere auf die U-Bahn! - Weitere Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.)
Nein, in dem Gebiet wohnen... (GR Mag Christoph Chorherr:
...spekulieren in der Karibik, ich spekuliere auf die U-Bahn!) Als
Favoritner Mandatar sage ich Ihnen das jetzt schon mit einiger Verbitterung.
Die GRÜNEN, die Initiatoren dieser Aktuellen Stunde, wollen mit ihrem aggressiven
Stil der letzten Tage, vor allem am Freitag, jeden potentiellen Investor
vertreiben, der in Zukunft in dieser Stadt etwas bewegen möchte. Man kann zu
diesem Projekt und zur Vorgangsweise des Bürgermeisters stehen, wie man will,
aber Ihr politischer Stil schädigt letztendlich den Investitionsstandort Wien,
Herr Chorherr! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Ein weiteres Problem ist der Interessenkonflikt unseres Bürgermeisters. (GR
Mag Christoph Chorherr: Meine Aktien steigen! Ich habe auf
U-Bahn-Optionen gesetzt!) Er muss einen Weg finden, sein Hobby, die Wiener
Austria, weiterhin zu finanzieren. Ich möchte nicht näher auf die dramatischen
Auswirkungen auf den Verkehr eingehen; das wurde genügend und ausführlich
diskutiert. (StR David Ellensohn: Wo steht die ÖVP in der Frage?) Ich
möchte vielmehr darauf eingehen, wie der Bürgermeister und die Wiener SPÖ mit
den in diesem Gebiet lebenden Menschen umgehen.
Seit Jahren wird die U-Bahn-Verlängerung versprochen. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Fuchs und Hase!) Voreilig verbauen SPÖ-nahe Wohnbauträger bereits
halb Oberlaa, halb Unterlaa und Rothneusiedl mit Gemeinde- und
Genossenschaftswohnungen. Tausende Menschen sind bereits zugezogen, weitere
tausend werden im Herbst in der Nähe der Donauländebahn folgen. Statt dass sie
vom Verkehr entlastet werden, nimmt dieser extrem zu. Der Grund ist natürlich,
wie heute diskutiert, die fehlende U-Bahn-Anbindung.
Seit 2000 macht es sich die Stadtregierung gemeinsam mit der
Bezirksvorstehung relativ einfach, indem immer wieder behauptet wird, der Bund
sage eine 50 Prozent-Beteiligung nicht zu, was de facto - auch auf
Nachfrage heute - nicht stimmt. Im Einzugsgebiet des notwendigen
U-Bahn-Ausbaus vom Reumannplatz nach Rothneusiedl leben an die 40 000
Menschen, die von der Anbindung profitieren würden. Aber was bewegt unseren
Bürgermeister und beschäftigt ihn so sehr, dass die Planungen für die U-Bahn
nicht zeitgerecht vorangetrieben werden? Er kümmert sich eben lieber um das
zitierte Stadion und das angrenzende Einkaufszentrum, dessen ökonomischer Sinn
für die Region nicht wirklich durchschaubar ist.
Als gelegentlicher Fußballplatzbesucher frage ich jetzt gar nicht, ob es
sinnvoll ist, einem Bundesligaverein ein Stadion für 30 000 Besucher hinzustellen.
Selbst bei zukünftigen Champions-League-Erfolgen, wie sie sich der
Kuratoriumsvorsitzende der Austria sicher wünscht, wäre eine solche Größe
überdimensioniert. Aber das Risiko trägt auch der Investor. Was selbst nach
erfolgreichen Champions-League-Saisonen passieren kann, sieht man ja
letztendlich bei Sturm Graz.
Ich frage auch nicht, warum - Sie
haben es vorhin selbst gesagt - die Favoritner Bezirksvorsteher beziehungsweise
die SPÖ-Bezirksräte nicht über den Stand
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