Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 57
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hohes
Haus!
Ich darf meine Rede mit einem kurzen Zitat beginnen, also einem Auszug
aus einem Zitat, damit man mir nicht nachsagt, ich nehme nur Teile heraus:
„Wenn jemand bereit ist, aus eigener Tasche so ein Stadion hinzustellen, sollte
man nicht gleich Nein schreien. Es gibt international auch interessante
Vorbilder wie das Baseler Stadion, eine 24 Stunden-Immobilie. Dort gibt es
Ereignisvielfalt." Das Ganze ist aus dem "Falter" vom 5.11.2003.
Ich zitiere den Herrn Chorherr zu diesem Thema, der sich vorhin gegen dieses
Stadion so heftig gewehrt hat. (GR Mag
Christoph Chorherr: Gegen Grundstücksspekulationen!)
Jetzt bin ich als Rapidanhänger und Rapidmitglied eigentlich sehr
unverdächtig. Meine persönliche Meinung ist, die Zuschauerzahlen wurden
zitiert, es reicht auch der Grenzackerplatz für die Austria. Aber international
gesehen muss man sagen, es gibt schon auch andere Möglichkeiten.
Wenn wir auf die Spekulation selbst eingehen, dann kann das ganze Thema nicht
so neu sein. Wir diskutieren seit mehr als 20 Jahren eine Entwicklung in
Rothneusiedl, die über den Frachtenbahnhof geht und die damals schon den
U-Bahn-Ausbau, die Wohnbebauung und wirtschaftlichen Ausbau gefordert hat.
Natürlich ist es, wenn wir heute irgendwo einen Ausbau machen, logisch,
dass wir Angebot und Nachfrage haben und Angebot und Nachfrage auch immer die
Preise bestimmen. Nur gibt es da auch den Grundsatz eines guten Kaufmanns, dass
man seine Preise immer so wählen wird, dass man an einem Grundstück hintennach
auch entsprechend etwas verdienen kann und dass die ganzen Sachen auch
funktionieren, dass das möglich ist. Kein guter Kaufmann, sei es auch der Herr
Stronach, wird in ein Projekt investieren, wo im Endeffekt nicht die Möglichkeit
besteht, etwas zu verdienen und etwas Vernünftiges zu haben.
Das gilt aber auch für die Wiener Stadtentwicklung, dass wir sagen, wir
wollen mit diesem Impulsgeber Stadion auch unsere Stadt, unseren südlichen Teil
Favoritens entsprechend weiterentwickeln. Ganz wichtig ist für uns die
U1-Verlängerung, von der wir auch schon seit mehr als 20 Jahren reden. (GR Günter Kenesei: Sie haben 20 Jahre
lang nichts weitergebracht!) Ganz wichtig ist für uns, dass sie nach
Rothneusiedl hinausgeht und endlich auch die Per-Albin-Hansson-Siedlung
einschließt.
Wenn ich auf den Kollegen Kenesei eingehe, der hier sehr polemisch der
Frau Bezirksvorsteherin vorwirft, dass sie auf die Bremse tritt, sage ich
Ihnen, die Frau Bezirksvorsteherin steht mit Sicherheit nicht auf der Bremse;
wir wissen bereits seit zwei Jahren, wie der Trassenverlauf sein soll. Es hat
auch Ausstellungen im Bezirk gegeben. Ich weiß nicht, wieso sie scheinbar nicht
besucht worden sind. Dabei haben wir uns dann im Endeffekt für eine Variante
entschieden, wo es nur mehr um die letzten paar Meter bei diesem Stadion geht. (GR
Günter Kenesei: Sie wissen anscheinend nicht, dass es auf der Donaulände zwei
Varianten gibt!)
Das Schlimme daran ist ganz einfach, dass Sie es als der gute Freund
unseres Herrn Finanzministers nicht schaffen, uns die 50:50-Beteiligung
sicherzustellen. (GR Günter Kenesei: Sie
waren Vorsitzender im Verkehrsausschuss des Bezirks!) Darum möchte ich
wirklich bitten, anstatt hier herauszuschreien, in die Himmelpfortgasse zu
gehen und den Herrn Finanzminister um die notwendigen finanziellen Mittel zu
bitten, damit wir als Favoritner die notwendige Unterstützung haben, weil sonst
müssen wir dann schon wieder am Viktor-Adler-Markt sagen, wo wir nichts
bekommen und wo wir unsere Möglichkeiten für das Ganze suchen müssen. (GR Dr Matthias Tschirf: In der Karibik!
Denken Sie an die BAWAG!)
Ich sehe in Rothneusiedl nicht, so wie die meisten hier, ganz einfach
negative Dinge. Auch die Zwischenrufe bringen mich nicht aus der Ruhe. Ich sehe
nicht die negativen Dinge, ich sehe die Zukunft Favoritens, eine Zukunft, wo
Sport stattfindet, eine Zukunft in Favoriten, wo die Wirtschaft Platz hat, wo
Wohnen Platz hat und eine Zukunft Favoritens mit einer verlängerten U1. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Werte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Stadion Rothneusiedl, die neue Heimstätte der Austria, wäre dort wichtig,
darf aber nicht als Aufhänger für die gesamte Entwicklung in diesem Bereich
genommen werden. Wenn es jetzt aus irgendeinem Grund nicht stattfinden wird,
kann man nicht sagen, okay, dann finden die anderen Dinge auch nicht statt, da
wird vielleicht die U-Bahn nicht dorthin verlängert. Weil wenn man nach diesem
Schema auch in anderen Bereichen der Verkehrs- und Planungspolitik vorgehen
würde, geht die Stadt Wien das nächste Mal her und sagt, die U4 nach Auhof, die
keineswegs noch fix ist, wird nur dann verlängert, wenn die Rapidler von Sankt
Hanappi nach Auhof übersiedeln. Das kann wohl nicht der Weisheit letzter
Schluss sein.
Die Wiener Freiheitlichen wären
für eine neue Heimstatt der Wiener Austria in Rothneusiedl, weil das Stadion am
Verteilerkreis, das Horr-Stadion, obwohl in den letzten Jahren einiges gemacht
worden ist, eine mittlere Katastrophe von den Verkehrsanbindungen her ist und
eigentlich eines erfolgreichen Vereins nicht würdig ist. Aber die Austria
braucht viel mehr als ein neues Stadion. Das ist eher ein mittel- bis
langfristiges Projekt. Kurzfristig, glaube ich, wäre eine neue Führung
wichtiger, aber damit meine ich nicht so sehr das Kuratorium mit dem
Vorsitzenden Bgm Häupl, sondern eher das Präsidium, wo Leute herumsitzen, die
oft schon sozialistische Spitzenpolitiker als Berater auf dem Gewissen haben.
Vor allem gehört auch eine neue Mannschaft her. Im Moment gibt es dort eine
gesichtslose Legionärstruppe, die eigentlich die Zuschauer nicht in dem Maße
interessiert,
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