Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 57
zweifelsohne die, dass die Wahl durch den Gemeinderat ohne entsprechende Beschäftigung des Kontrollausschusses vorgesehen ist, wobei insgesamt gesehen nicht einmal in allen Städten Kontrollausschüsse vorgesehen sind. Auch darüber lässt sich wahrscheinlich noch eine ganze Menge diskutieren.
Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, dass dies der Transparenz
keinerlei Abbruch tut, denn selbstverständlich hat der Gemeinderat als das,
wenn man so will, entscheidende Hoheitsgremium in diesem Fall Einsicht in alle
entsprechenden Akten. Daher ist eine volle Transparenz gewährleistet und ich
kann keinerlei Einschränkung der Transparenz für den Gemeinderat bei dieser
Entscheidung sehen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Kenesei, bitte.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Bürgermeister!
Sie haben jetzt zum wiederholten Male zum Ausdruck gebracht, dass Sie an
dem Hearing persönlich offensichtlich kein Interesse haben.
Mir geht es auch darum, auf Grund der Situation, dass immer mehr
Verwaltungsangelegenheiten der Stadt in Vereine, in Gesellschaften
ausgegliedert werden, bei denen das Kontrollamt immer weniger Kontrollrechte
und Einschaumöglichkeiten hat, ob Sie und die sozialdemokratische Fraktion hier
als Mehrheitsfraktion sich zumindest an den Gesprächen beteiligen werden, um
eine Erweiterung der Kontrollrechte in dieser Stadt voranzutreiben, um wieder
die Möglichkeit zu schaffen, das Kontrollamt in die Lage zu versetzen, wo es
vor einigen Jahren gewesen ist, nämlich tatsächlich die Angelegenheiten der
Stadt, sowohl finanzieller als auch bautechnischer und sicherheitstechnischer
Einrichtungen, zu überprüfen. Denn durch die Auslagerung und Ausgliederung
vieler Betriebe und die Gründung weiterer Tochtergesellschaften, wo der Anteil
der Stadt Wien pro forma unter 25 Prozent gedrückt wurde, ist das nicht
mehr möglich.
Sind Sie dafür, dass die Kontrollrechte und die Kontrollmöglichkeiten
des Kontrollamts der Stadt Wien weiter ausgebaut und vorangetrieben werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich habe größtes Interesse daran, dass das
Kontrollamt seine Aufgabe wahrnehmen kann. Das habe ich immer wieder gesagt,
weil mein Verhältnis zum Kontrollamt ein sehr unkompliziertes ist, weil ich es
äußerst positiv bewerte, dass eine möglichst große Effizienz in die Verwaltung
kommt, respektive drinnen ist. Das liegt auch völlig nahe, denn je effizienter
das Geld der Stadt Wien verwaltet wird, umso mehr kann man letztendlich damit
tun. Also ich habe ein massives Interesse daran, dass die Effizienz und
natürlich auf der anderen Seite auch die technische Sicherheit entsprechend
gewährleistet sind.
Aber ich halte, ganz ehrlich gesagt, auch diese These, dass sich die
Kontrollmöglichkeiten des Kontrollamts in Wien eingeschränkt haben, für eine
Mär, denn schlicht und ergreifend sind Ausgliederungen, selbst wenn sie unter
den 20 Prozent sind, solange dort Geld der Stadt Wien entsprechend
hineinfließt, natürlich auch kontrollamtspflichtig. Jeder einzelne Verein kann
kontrolliert werden, wie die Subventionen entsprechend verwendet werden. (GR Günter Kenesei: Das ist etwas anderes!)
- Das ist nicht etwas anderes! Jeder einzelne Verein kann kontrolliert werden,
wie die Subventionen der Stadt Wien entsprechend verwendet werden.
Selbstverständlich ist das möglich! (GR
Günter Kenesei: Entwicklungsgesellschaften!)
Abgesehen davon, sage ich da noch dazu, die wesentlichen Beteiligungen
der Stadt Wien, die unter 25 Prozent liegen oder perspektivisch gesehen
unter 20 Prozent liegen werden (GR
Günter Kenesei: Tochtergesellschaften!), Tochtergesellschaften, sind
ohnehin eine Pitzelei, sage ich ganz ehrlich dazu. Aber auch das soll mir recht
sein.
Selbstverständlich wird die sozialdemokratische Fraktion keine
Gesprächsverweigerung in die Richtung betreiben, gar keine Spur.
Selbstverständlich unterhalten wir uns ernsthaft darüber, was es noch an
zusätzlichen Möglichkeiten für das Wiener Kontrollamt geben kann. Aber setzen
wir nicht Geschichten in die Welt, die ganz offensichtlich nicht der Realität
von heute entsprechen! (GR Günter
Kenesei: Ich lade Sie in den nächsten Kontrollausschuss ein!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
nächste Zusatzfrage, Herr GR Herzog, bitte.
GR Johann Herzog (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Ende 2004, und zwar im November 2004, hat es eine gemeinsame
Resolution des Rechnungshofs und der Landeskontrolleinrichtungen gegeben, wo
ein Forderungskatalog an die Republik und auch an die Länder dahin gehend
aufgestellt wurde, dass notwendigerweise eine Stärkung der Kontrollrechte
durchgeführt werden müsste, dass ein Abbau der Defizite der Kontrolle
stattfinden soll und dass mehr Durchschlagskraft der Kontrollmaßnahmen
erforderlich ist, was nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verwirklichung der
Empfehlungen des Kontrollamts, Entscheidungen und Berichte, eine Notwendigkeit
wäre.
Wir haben jetzt vieles gehört, was Sie zur Abhaltung eines Hearings
sagen. Ich kenne Ihre Meinung zu einer allfälligen Abwahl eines
Kontrollamtsdirektors mit Zweidrittelmehrheit noch nicht.
Aber ich würde meinen: Welche Maßnahmen haben Sie für die Stadt Wien in
der Zwischenzeit vollzogen, um diesen Wünschen, die mittels Resolution von den
Landeskontrollinstanzen einerseits und vom Rechnungshof unter Einschluss des
derzeitigen Kontrollamtsdirektors andererseits vorgebracht wurden, einer
Verwirklichung zuzuführen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr
Bürgermeister, bitte.
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