Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 57
zuständig für Hygiene. Jetzt können Sie sich nicht abputzen und sagen, wenn man Stallmist, Kadaver, Fäkalien in Sackerl packt, können wir das trotzdem in den Mistkübel schmeißen. So leicht geht es nicht. Es steht eindeutig im Handbuch.
Jetzt komme ich zur Frage: Werden Sie vielleicht doch bereit sein, mit
der Frau StRin Sima ein ressortübergreifendes Gespräch zu führen, wer sich von
den zwei sozialdemokratischen Stadträtinnen endlich zuständig erklärt, dass
dieser Mist nicht in die Kübel kommt?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Herr Gemeinderat!
Der Begriff "abputzen" ist in diesem Zusammenhang natürlich
sehr präzise gewählt. Ich glaube, dass es die Frau StRin Sima, die in diesem
Bereich sehr aktiv und engagiert ist, nicht notwendig hat, von irgendjemandem
Ratschläge zu bekommen. (GRin Mag Barbara
Feldmann: Man sieht aber, dass dem doch so ist!) Sie nimmt, gerade weil sie
auch persönlich als Mutter eines nicht mehr ganz so kleinen und eines sehr
kleinen Kindes betroffen und engagiert ist, dieses Thema sehr ernst. Wie ich
weiß, hat sie schon eine Reihe von Initiativen gesetzt, wird noch eine Reihe
von Initiativen setzen und ist gemeinsam mit ihrem Team sehr engagiert, dieses
Thema entsprechend in Ordnung zu bringen. (GRin
Mag Barbara Feldmann: Eben nicht!)
Es ist auch gut, dass sich viele Bürger und Bürgerinnen hier engagieren,
denn wir können natürlich nicht hinter jeden einen Polizisten stellen, der die
Menschen kontrolliert, sondern es ist auch eine Bewusstseinsfrage und eine
Frage, was uns in dieser Stadt wichtig ist.
Insofern ist es nicht notwendig, dass ich mit der Frau StRin Sima
irgendwelche aufmunternden Gespräche führe, aber ich freue mich, dass zumindest
Ergebnis dieser Frage ist, dass Sie jetzt wissen, dass ich nicht für die
MA 48 zuständig bin. - Danke vielmals.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir kommen zur 5. Anfrage (FSP - 01976-2006/0001 -
KGR/GM). Sie ist von Frau Mag Antonov an den Herrn Bürgermeister gerichtet.
(Sowohl in der Deklaration von Lima über die Leitlinien der Finanzkontrolle
wie auch in der Resolution des Rechnungshofes und der Landeskontrolleinrichtungen
vom 12. November 2004 stellt die Forderung nach Unabhängigkeit
öffentlicher Finanzkontrolle ein zentrales Anliegen dar. Wie sehen Sie diese
Unabhängigkeit des Kontrollamtes und insbesondere seiner Leiterin/seines
Leiters gewährleistet, wenn der derzeit in der Stadtverfassung geltende Modus
des Vorschlages einer Bewerberin/eines Bewerbers durch Sie an den Gemeinderat
und damit de facto die Ernennung durch Sie in Ihrer Funktion als Bürgermeister
bestehen bleibt?)
Herr Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Zunächst zu Ihrer These, die hinter dieser Frage
steht, nämlich der These, die Unabhängigkeit des Wiener Kontrollamts ist
deswegen nicht gewährleistet, weil gemäß unserer Verfassung und Geschäftsordnung
der Bürgermeister das Recht hat, durch den Gemeinderat die Person zur Wahl
vorzuschlagen und dass auf Grund des Wahlergebnisses der Gemeinderatswahl die
Partei, der auch der Bürgermeister angehört, hier die Mehrheit hat, den
Kontrollamtsdirektor sohin wählen kann und das nicht eine Unabhängigkeit des
Kontrollamtsdirektors bedeutet: Seien Sie mir nicht böse, aber das halte ich
eigentlich für einen Skandal! Das sage ich in aller Offenheit, denn
selbstverständlich hat der Gemeinderat, unabhängig seiner Parteizugehörigkeit,
das Recht und die Pflicht, so wie in allen anderen Kontrollämtern in den
Gemeinden, wo es so etwas gibt, und in den größeren Städten gibt es das
überall, den Kontrollamtsdirektor zu bestellen. Und selbstverständlich ist der
Kontrollamtsdirektor weisungsfrei, was sich auch auf alle anderen Mitarbeiter
des Kontrollamts erstreckt. Nur zu sagen, weil die Wähler so entschieden haben,
wie sie entschieden haben, sind der Kontrollamtsdirektor und das Kontrollamt in
ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt, ist, ich bitte um Verständnis, eine These,
die ich nicht akzeptieren kann, weil sie Grundsätze der Demokratie in Frage
stellen würde.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau Gemeinderätin,
bitte.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Bürgermeister!
Es gibt zum Beispiel bei der Wahl der Umweltanwälte ein anderes
Verfahren. Da wird im Umweltausschuss ein Hearing abgehalten. Nun ist ja die
Umweltanwaltschaft auch eine unabhängige Einrichtung gemäß der Stadtverfassung.
Für mich stellt sich schon die Frage: Wo ist das Problem, auch für die
Wahl des Kontrollamtsdirektors/der Kontrollamtsdirektorin ein Hearing im
Kontrollausschuss abzuhalten? Ich werde heute auch einen entsprechenden Antrag
stellen. Mich würde interessieren: Wie ist Ihre Haltung und wie ist die Haltung
der SPÖ dazu, dass es bei der aktuellen Bestellung der
Kontrollamtsdirektorin/des Kontrollamtsdirektors zumindest ein Hearing im
Kontrollausschuss gibt, das für ein bisschen mehr Transparenz sorgt?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Wenn Sie mich nach einem Hearing im
Kontrollausschuss fragen wollten, dann hätten Sie mich das fragen müssen, aber
das kommt in Ihrer Frage mit keinem Buchstaben vor.
Aber auch dazu kann ich Ihnen
meine Meinung sehr klar und eindeutig sagen, dass die Stadt Wien primär, ich
würde sagen, zu 98 Prozent, als Gemeinde organisiert ist. Nachdem es
verfassungsgemäß in Österreich eine Einheitsgemeinde gibt, die von einer
Kleingemeinde von wenigen Hunderten Einwohnern bis zur Millionenstadt Wien
gleich organisiert wird, macht es auch Vernunft, dass dort, wo Einrichtungen
entsprechend vergleichbar sind, man gleichermaßen vorgeht. Die Vorgangsweise
ist
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