Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 89
der Herr Prof Puxbaum, den Sie in Ihrem Misstrauensantrag erwähnen, sagt: Tempo 50 bringt geringeren Reifenabrieb und geringere Aufwirbelung und trägt daher mit Sicherheit zur Feinstaubreduktion bei. Spannende Sache. Aber keine Frage, es gibt auch andere Positionen. Deswegen haben wir gesagt, wir schauen uns das an, wir werden das evaluieren. Wir haben auch gesagt, wir sind bereit, mit den Betroffenen zu reden, wir sind bereit, mit Autofahrerorganisationen zu reden.
Und da möchte ich schon sagen: Angesichts der
Ernsthaftigkeit dieses Themas mit irgendwelchen Schmähteppichen vorzugehen und
angesichts der Ernsthaftigkeit dieses Themas ist es eine Schande (GR Mag
Wolfgang Gerstl: Ja genau, das ist eine Schande, dass Sie sich nicht um
bessere Maßnahmen kümmern!), dass es nicht möglich war, eine
Vernunftkoalition zu bilden. Aber wo es offensichtlich nur um dumpfeste Folder
geht, ist überhaupt kein Platz für Vernunft. (Beifall bei der SPÖ.)
Der ÖAMTC und der ARBÖ sehen sich als Partner für so
eine Vernunftkoalition; genau deshalb gibt es auch diese Vereinbarung mit
ihnen. Die ÖVP leider nicht.
Aber da habe ich jetzt schon eine grundsätzliche
Frage an den zweiten Redner: Was sind eigentlich Ihre Vorschläge? Ich habe noch
nicht viel gehört. Tempo 160 vielleicht? Ich habe nicht den Eindruck, dass
Sachpolitik zu Ihrem Repertoire gehört, und da sind Ihnen Tausende Opfer
ziemlich egal. Schämen Sie sich! (Beifall bei der SPÖ. – Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr
Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Also die Rede von meinem Vorredner hab ich nicht ganz
verstanden. (GR Godwin Schuster: Das ist dein Problem!) Ihm dürfte
entgangen sein, dass das teilweise wieder aufgehoben worden ist. Also so gut
kann es ja nicht gewesen sein, wenn man nach drei Wochen alles ändert. Aber wir
haben nachher noch genügend Zeit, über dieses Thema zu reden. Da werden wir
dann auch herausarbeiten die unterschiedlichen Interviews vom Herrn
Bürgermeister, vom Herrn StR Schicker, von der Frau Sima und anderen
Politikern, die immer das Gegenteil von dem behaupten, was der andere gerade
gesagt hat.
Übrigens, Herr Bürgermeister, in Ihrer Antwort am
15. Dezember um 9.10 Uhr anlässlich einer Anfrage betreffend diese
Tempo 50-Diskussion haben Sie am Schluss gesagt, und jetzt ganz unter uns,
so jovial, wie er halt ist: Die Tempo 50-Diskussion amüsiert ja gar nicht.
Also, meine Damen und Herren, sie amüsiert mich als
Politiker sehr, weil ich wünsche mir noch viele solche G'schichtln, aber als
Steuerzahler und als Bürger fühle ich mich in Wirklichkeit nicht mehr – ich
will das Wort jetzt nicht sagen, das der Herr Bürgermeister gesagt hat, aber
das Lachen vergeht uns zunehmend. Das ist überhaupt keine Frage. (Beifall
bei der FPÖ.)
So eine Aktion, die Sie da gestartet haben vor
wenigen Wochen, die offensichtlich schlechtest vorbereitet war, ist sogar in
der SPÖ fast einmalig, obwohl ja die SPÖ seit Jahren von Missständen geprägt
ist.
Was haben Sie sich eigentlich gedacht bei dieser
Verordnung? Und jetzt kommen Sie nicht daher mit dem Bundesgesetz oder der
EU-Verordnung, denn es gibt ja viele andere Maßnahmen auch, die die Stadt Wien
machen hätte können. Zum Beispiel die Förderung für Klein-LKW für
Dieselpartikelfilter, einen zusätzlichen Bonus in Höhe 300, 400 oder
200 EUR, ein Baustellenmanagement, das eine oder das andere. Nichts von
dem. Nein, Sie haben sich das ausgesucht, was für Sie einfach ist, wo Sie die
Koalition mit den GRÜNEN hier haben, weil das war ihr Projekt, und das haben
Sie durchziehen wollen. Es ist gescheitert, und ich bin froh, dass das Projekt
gescheitert ist und dass es so offensichtlich gescheitert ist. (Beifall bei
der FPÖ.)
Was haben Sie sich gedacht? 600 000 Autofahrer,
davon 100 000, die jeden Tag nach Wien reinkommen, und 60 000, die
jeden Tag nach Niederösterreich oder ins Burgenland arbeiten fahren. Was haben
Sie sich dabei gedacht, diese hier verkehrspolitisch und rechtspolitisch ins
Nirwana zu schicken? Wahrscheinlich gar nichts, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Das ist zu wenig für Regierende, und Wien wird teilweise von
politischen Hochstaplern regiert. (Beifall bei der FPÖ.)
Was haben Sie sich gedacht, meine
Damen und Herren, was von einem Straßennetz von 3 000 km eine
Teststrecke von, wenn man alles zusammengerechnet hätte, wenn Sie dabei
geblieben wären, ca 110 km, jetzt sind es eh nur mehr fast
40 km, für einen Einfluss auf den Feinstaub in Wien gehabt hätte? Sie
hätten das messen wollen? Na, wer hätte denn die 40 km gemessen, vor allem
den Einfluss auf die Stadt Wien und auf die Gesundheit der Bürger? Das ist
wissenschaftlich unseriös, verkehrspolitisch wahnsinnig und umweltpolitisch
unsinnig, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Was hat sich der Herr Bürgermeister gedacht, als er
gesagt hat: Na ja, in zwei Jahren werden wir das vergleichen. Und er ist stolz
auf seine wissenschaftliche Laufbahn, wahrscheinlich mit Recht. Das erwähnt er
ja auch in seiner Beantwortung. Nur, der Herr Bürgermeister weiß genau, dass er
das nie vergleichen kann, denn er kann nur Gleiches mit Gleichem vergleichen.
Und wenn in einem Jahr 70 Prozent Salzstreuung ist und 30 Prozent
Splitt und im nächsten Jahr 70 Prozent Splitt und 30 Prozent Salz,
dann können wir nicht den Vergleich anziehen, wo Feinstaub ist, weil das kann
man nicht vergleichen. Daher gäbe es und wird es auch nie einen Vergleich
geben, meine Damen und Herren.
Die SPÖ ist hier, und das ist der
Titel auch dieser Aktuellen Stunde, mit Willkür unterwegs. Ich erinnere unter
anderem: 1 Million in den Beton gesetzt; die Thurnstiege im
9. Bezirk; Roßauer Lände; Parkplatzsituation nicht im Griff; Stadthallenpickerl,
ein Chaos; Volksgaragen, keine Abrechnungen; Wienflusssammelkanal, ein
Stückwerk; Radfahrwege über Stationsbereichen bei Straßenbahnen
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