Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 104
ausstatten? Ich glaube, das wird eine ganze Branche in dieser Stadt sehr interessieren, wenn das der neue Zugang zu Kultursubventionen in dieser Stadt ist.
Wie hoch sind auch die zu erwartenden Umsätze und
Gewinne der zu schaffenden Gastronomieflächen, die angesprochen sind? Wie sind
diese Gewinne in Relation zu dem angegebenen erwarteten Gewinn von 100 000
EUR zu bewerten?
Unter anderem findet sich in dem beigefügten Konzept
auf Seite 7 unter Punkt 3.1.1. auch der Satz: „Im Untergeschoß
entsteht an der Stelle des Theaterbuffets ein zweiter Veranstaltungsraum mit
ungefähr 120 Plätzen." Auf Seite 6 ist dieser Veranstaltungsraum
aber mit 150 Plätzen gelistet.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Das ist nur eine Auswahl jener Unklarheiten und Ungeheuerlichkeiten, die sich
aus diesem Akt ergeben. Der Antragsteller weiß offenbar selber nicht, wie groß
der Raum werden soll - sind es 120, sind es 150 Plätze? - und was damit
eigentlich gemacht werden soll.
Ich glaube, dass 1 Million EUR bei weitem
zu viel für einen Akt dieser Qualität ist. Daher können wir diesem Akt nicht
nur nicht zustimmen, sondern ich beantrage hiermit die Absetzung von der
Tagesordnung. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: War
das jetzt ein Antrag auf Absetzung? - (Ruf bei den GRÜNEN: Ja!) Ist
okay.
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr
Salcher. (GR Heinz Hufnagl: Der Versuch einer Absetzung!)
§ 17 Abs. 6 ist das - ich bin
zwischenzeitlich mit Spickzetteln ausgestattet. (Heiterkeit.) Aber damit
Sie nicht enttäuscht sind: Seit heute, 9 Uhr früh. (Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.)
Herr Dr Salcher hat das Wort.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Auf diesem Akt steht ganz oben drauf: "Sanierung
VINDOBONA" und "Stabilisierung der Wiener Kabarettszene". Das
ist ja der größte Hohn, den man sich überhaupt vorstellen kann! Denn die
Kabarettszene, und zwar die gesamte Kabarettszene, sieht das ein bisschen
anders an als eine Stabilisierung der Kabarettszene. Die Künstlervereinigungen
und alle protestieren gegen diesen Akt, weil das in Wirklichkeit kein Akt zur
Stabilisierung der Wiener Kabarettszene ist, sondern ein Akt zur
Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Wiener Kulturszene.
Ich meine, stellen Sie sich vor, wir kennen ja dort
einige Wirtshäuser in der Umgebung, die sind auf die Wiener ausgerichtet. Die
Guten machen einen Gewinn, die Schlechten sperren hoffentlich zu, damit man
sich den Magen nicht verrenkt. Das VINDOBONA ist zweifellos ein guter
gastronomischer Betrieb, es ist zweifellos eine gute Spielstätte für Kabarett.
Ich kann mich erinnern, wie ich das letzte Mal dort war, man braucht oft zwei,
drei Monate, bis man Karten bekommt. Das ist so auch okay.
Nur, ich denke mir, dem Adam - der ist ja dort am
Eck, und jeder von uns war wahrscheinlich schon einmal dort essen - müsste man
jetzt raten, dass er in einem Hinterraum irgendwann beginnt, Kabarett zu spielen.
Wunderbar, schon sanieren wir ihm den Umbau seines Lokals, bauen es aus,
schaffen zusätzliche Gasträumlichkeiten und so weiter! (GR Günther Barnet:
Dort ist's eh immer lustig!)
Sehr geehrte Damen und Herren! So kann das nicht
gehen. (Beifall bei der ÖVP.) Der Ausbau eines auf Gewinn ausgerichteten
Lokals, das auch Kabarett betreibt, kann nicht das Ziel der Wiener
Kulturpolitik sein und kann auch nicht aus dem Wiener Kulturbudget finanziert
werden. (StR Dr Johannes Hahn: Das ist eine Wirtschaftsförderung!)
Genau: Wenn schon, dann ist es eine Wirtschaftsförderung. Aber wenn es eine
Wirtschaftsförderung ist, dann bitte a) nicht in diesem Ausschuss und b) muss
sie für alle gelten und muss es gleiches Recht für alle geben.
Aus diesen und vielen anderen Gründen, die ich Ihnen
hier noch ausführlich darlegen könnte, was ich aber nicht mehr tun werde, weil
der Herr Vorsitzende - wenn ich mir das gestatten darf - auch schon hie und da
gewisse Müdigkeitserscheinungen zeigt und wir ja wollen, dass er diese Sitzung
noch bis zum Ende mit voller Eloquenz weiter leitet, glaube ich, dass es gute
Argumente dafür gibt, diesen Akt abzulehnen.
Wir sind aber selbstverständlich auch bereit, den
Antrag der GRÜNEN zu unterstützen und den Akt überhaupt abzusetzen, weil er,
wie gesagt, grobe Mängel aufweist. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir
haben noch eine Wortmeldung. Herr Stadtrat, Sie haben das Wort. (GRin Mag
Marie Ringler: Vielleicht können Sie meine 50 Fragen...!)
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich habe mich nur zu Wort gemeldet, um den Damen und
Herren von den GRÜNEN und von der ÖVP den Unterschied zwischen dem Akt und dem
Antrag klarzumachen. Denn die Fragen, auf die Sie sich beziehen, betreffen den
Antrag. Ich sage das, weil Sie auch öffentlich meine Beamten im Grunde
desavouieren - um nicht zu sagen, üble Nachrede begehen - und sie öffentlich
beschuldigen, sie hätten da falsche Angaben gemacht. Das stimmt
selbstverständlich nicht. Es liegt dem Akt ein Antrag zugrunde, der so wie
alles andere zu beurteilen ist. - Nummer eins.
Nummer zwei: Ich halte das insgesamt auch für die
übliche Heuchelei. Die GRÜNEN zumindest haben dem ersten Teil dieses
Förderungsvorhabens zugestimmt, in dem - wenn Sie die Akten schon so genau
lesen, und nicht irgendein Betriebsberater, den Sie dazu beauftragen - die... (GRin
Mag Marie Ringler: Das können wir uns gar nicht leisten! - Weitere Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Na ja, aber von Ihnen können die Fragen nicht stammen.
Dies ist der erste Teil einer
Förderungsstufe, und wenn ich mich richtig erinnere, benützen die GRÜNEN auch
gerne das Lokal, um verschiedene Festivitäten zu
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