Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 104
gerade auch der Bund seinen Verpflichtungen, die er gegenüber
der Stadt Wien im Bereich der Bundes- und Kulturförderung hat, nicht
nachgekommen ist. (GR Kurth-Bodo Blind: Nein, bitte, das ist ja...! - Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.)
Sie erinnern sich an die Festwochen (GR Kurth-Bodo Blind: Ich melde mich
auch gleich zu Wort!), und ich könnte Ihnen noch viele andere Beispiele
aufzählen.
Es war auch der Druck des Bundes auf die
Arbeiterkammer, dass er ihr gesagt hat, sie soll ihren ureigensten
Verpflichtungen nachkommen und keine Theater- und keine Kulturförderung
durchführen. Mit ein Grund war auch die erhöhte Beratungstätigkeit der
Arbeiterkammer, da sie mit dem Geld der Bevölkerung natürlich ordentlich
umgeht.
Wir haben in vielen Bereichen die Aufgaben des Bundes
übernommen. Es ist uns besonders das Theater in den Bezirken sehr wichtig, weil
wir damit eine volksbildnerische Großtat, die bereits vor 50 Jahren
gesetzt wurde, natürlich fortführen wollen und den Menschen einen
niederschwelligen Zugang und diese 10 000 Aufführungen im Jahr
ermöglichen wollen.
Ich ersuche daher um Zustimmung zum vorliegenden
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön. - Wir kommen zur Abstimmung.
Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand.
- Das ist mehrheitlich, ohne die ÖVP, so angenommen.
Wir gelangen zur Postnummer 68. Hier geht es um
Bau- und Investitionskostenzuschüsse für das Jahr 2005 an verschiedene
Vereinigungen.
Es liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wer dafür ist, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand.
- Das ist mehrheitlich, ohne die ÖVP, so angenommen.
Wir kommen zur Postnummer 69. Sie betrifft eine
Subvention an die VINDOBONA Theater- und GastronomiebetriebsgesmbH.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Klicka,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Marianne Klicka:
Werte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ringler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Trotz fortgeschrittener Stunde kann ich Ihnen diese
Debatte nicht ersparen. (GR Günther Barnet: Wir hören Sie alle gern! -
Weitere Zwischenrufe.) Das freut mich, Herr Barnet. (Zwischenruf von GR
Günther Barnet.)
Im vorliegenden Fall geht es um den Ausbau des Kabaretts
VINDOBONA. Das VINDOBONA sagt im Akt von sich selbst, dass es ein
gewinnorientiertes Unternehmen ist. Es rechnet im Akt vor, dass es nach dem Ausbau
100 000 EUR Gewinn im Jahr machen wird. Bisher waren wir uns alle
einig, dass Kultursubventionen nicht für gewinnorientierte Unternehmen vergeben
werden. Erstmalig stellen wir nun fest, dass dies nicht mehr der Fall ist und
dass hier ein Prinzip, auf dem sich unsere kulturpolitische Arbeit bisher
bewegt hat, durchbrochen wird. Wir persönlich halten das für ein großes
Problem. Wir lehnen daher den Ausbau des VINDOBONA ganz klar ab.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Letztes Jahr
gab es im Ausschuss einen Akt, in dem es um eine Sanierung des VINDOBONA ging.
In diesem Akt stand folgendes Zitat: „Da in den letzten 15 Jahren kein
Geld für Erneuerungen vorhanden war, fällt mit dem ersten Schritt ein höherer
Betrag an, der für die nächsten Jahre dann sicher wieder geringer gehalten
werden kann." - Unter dieser und unter gar keiner anderen Prämisse haben
wir damals einer Sanierung zugestimmt. Niemand von uns will, dass in einem
Kabarett irgendjemand über Elektrokabel stolpert oder dass Klos unter Wasser
stehen, wenn es regnet. Aber dem Ausbau des VINDOBONA, der Vergrößerung des
Hauses, haben wir damals nicht zugestimmt und können wir auch heute nicht
zustimmen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Was mich noch bedenklicher
stimmt - es geht hier um 1 Million EUR, es geht also nicht um einen
kleinen Betrag von 5 000 EUR -, ist, dass der Akt, der uns im
Kulturausschuss zugestellt wurde und der die Basis dieses Beschlusses ist,
riesengroße Schlampigkeiten und Unklarheiten enthält. Ich kann es Ihnen leider
nicht ersparen, einige dieser Fragen, die wir auch in einer schriftlichen
Anfrage an den Herrn Stadtrat gerichtet haben... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Der Akt oder der Antrag?) Jene Unterlagen, die ich zur
Verfügung habe (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Der Antrag, nicht der
Akt!), enthalten gröbere Unklarheiten. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Der Antrag, nicht der Akt!)
Lassen Sie mich aus meiner schriftlichen Anfrage ein
paar Fragen zitieren - ich erspare Ihnen alle 50 -, um klarzustellen, wie
verworren die Situation ist und wie un-klar die Basis dieses Beschlusses ist.
Der Akt mit der Postnummer 49 im
Gemeinderatsausschuss Kultur vom 14. Juni 2005 ist mit dem 24. Mai 2005
datiert. Die im Akt befindliche Gesamtkostenaufstellung der Generalsanierung
ist aber mit dem 27. Mai 2005 datiert. Wie ist zu erklären, dass die
MA 7 dem Ausschuss eine Förderungszusage empfiehlt, bevor alle Unterlagen
vorliegen?
Zweitens: In dem dem Akt beigefügten Konzept unter
dem Titel "Sanierung VINDOBONA 05" werden auf Seite 14
Mehreinnahmen von ungefähr 100 000 EUR pro Jahr erwähnt. Wie sind
diese Gewinne einer GmbH mit der für die Erlangung von Kultursubventionen
notwendigen Gemeinnützigkeit vereinbar?
Drittens: Welche Formen der
Gastronomie sind zusätzlich zum Pausenbuffet geplant? Wie viele Sitzplätze soll
das neue Restaurant umfassen? Und: Sind die notwendigen Sanierungs- und
Errichtungskosten für eine über ein Pausenbuffet hinausgehende Gastronomie in
diesem Konzept enthalten? Ist es denn so, dass wir seit neuestem mit
Kultursubventionen auch Restaurants
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