Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 104
Wiener wenigstens den Deal des Kulturvorteils gehabt.
Wenn Sie dann sagen, die ÖVP bläst die Geschichte
angesichts des Wahlkampfs auf, dann darf ich Ihnen nur in Erinnerung rufen, was
der Rechnungshof zu der damaligen Grundstückstransaktion gesagt hat: Sie sei
preislich nicht nachvollziehbar, die Vertragskonditionen auch nicht und vor
allem nicht unter dem Aspekt, dass ein viel besser gelegenes, billigeres
Grundstück zum Kauf angeboten wurde, das damals nicht genommen worden ist. Die
ÖVP hat diese Kritik schon lange vor dem Erscheinen der Rechnungshofkritik
vorgenommen, nämlich schon gleich beim Kauf. Doch wir haben uns dann gedacht:
Na gut, MA 48, ein Riesenunternehmen, im Dienste der Umwelt stehend,
Monstergelände, die braucht dieses Gelände um 600 Millionen ATS oder
47 Millionen EUR. Dann soll sie es haben und sie werden es ja hoffentlich
sinnvoll verwerten. Leider ist nach vier Jahren eigentlich so gut wie nichts
geschehen. Die Fläche dient derzeit jedenfalls nur als Abstellplatz für
Fahrzeuge der MA 48. Die Donaustadt ist somit der Standort für den – muss
ich schon ehrlich sagen – teuersten und wahrscheinlich schönsten Parkplatz
Europas. Aber als Donaustädter Mandatar und als Abgeordneter dieses Hauses kann
ich Ihnen nur sagen, der Bezirk würde gerne auf solche Sehenswürdigkeiten
verzichten! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Vorgangsweise bei dieser Grundstückstransaktion
ist mir angesichts der Tatsache, dass Wien mit wachsenden Müllbergen kämpft,
umso unverständlicher. Gerade aus dieser Tatsache heraus bräuchte man eine
Müllzentrale, die einen Standort oder einen anderen Standort für eine neue
Container-Waschanlage bieten würde. Doch nach vier Jahren und diesen
600 Millionen ATS oder 45 Millionen EUR Anschaffungskosten
warten wir noch immer auf entsprechende Investitionen für die Adaptierung des
Areals.
Und jetzt kommt StR Faymann dazu, dass seinem Ressort
plötzlich der Punkt 39, eine Ermächtigung einer Option zugunsten der Wien
Holding, eingeräumt werden muss, damit ein Sachverständiger den Kaufpreis
ermitteln kann. Das ist sagenhaft und das Ganze steht unter dem Zweck - und das
tut uns wirklich weh – "Städtebauliche Entwicklung". Ich frage mich:
Vier Jahre haben wir gebraucht, dass wir das brauchen - sehr gescheit. Danke! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich weiß nicht, ob ich der SPÖ wirklich dazu
gratulieren kann, einen derartigen Mut zu entwickeln, ein solches
Geschäftsstück noch vor der Wahl durchzudrücken. Ich glaube eher, es ist den
Wienern Beileid auszusprechen, dass wir eine Stadtregierung haben, die derartig
selbstsicher eindeutig fragwürdige Grundstücksdeals durchführt, die in anderen
Bundesländern und anderen Städten zu einem vielleicht politisch für die
Mehrheit bedrohlichen Skandal geführt hätte.
Das hat mit politischem Mut überhaupt nichts zu tun.
Das ist auch nicht die Demut, von der Sie noch zu Beginn dieser
Legislaturperiode sprachen. Das ist der Anspruch einer SPÖ, die wirklich
glaubt, diese Stadt gehört ihr. Und es ist zu hoffen, dass diese SPÖ, zumindest
in meinem Bezirk, nicht zur Gänze, aber doch nach den kommenden Wahlen ein
wenig eines Besseren belehrt wird! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Ing Wolfram. Bitte. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Wieso?)
Wir haben einen kleinen Umbau der Tagesordnung gehabt
und Herr Ing Wolfram war vor dir, Herr Professor. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Nehmen wir demütig zur Kenntnis! – Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
GR Ing Gunther Wolfram (Bündnis
Zukunft Wien – die Stadtpartei): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat!
Meine Erstlingsrede hier vor vier Jahren war der
Verkauf der Waagner-Biro-Gründe. Ich habe damals von einem Deal zwischen dem
Herrn Bürgermeister und Herrn Liaunig gesprochen, wo man die Firma Waagner-Biro
damals wirklich verkauft hat und an diesem Standort zugrunde gerichtet hat. Mir
war das damals ausgesprochen suspekt, dass man 14,5 Hektar für die
MA 48 benötigt, wo man – und das wusste ich aus Insiderkreisen – einen
Platz von ungefähr einem Hektar so unter der Trasse der A23 gesucht hat. Mehr
hätte die MA 48 nicht benötigt. Nein, man hat das Grundstück dort um einen
sehr, sehr hohen Preis angekauft, weit über dem Marktpreis, den die
Wirtschaftskammer ausgerechnet hatte und damals habe ich auch noch gesagt: Herr
Stadtrat, machen wir doch ein Gesamtkonzept. Machen wir doch gerade an diesem
Standort so etwas wie damals in Ottakring, wo man für die Endstelle U3 ein
Gesamtkonzept errichtet hat.
Wenn dieses Konzept, das ich damals vorgeschlagen
habe, dass man dort ein Stadtzentrum, ein Bezirkszentrum machen kann, wenn das
der Grund dieses Ankaufs der Holding ist, dann könnte ich bei Ihnen sein. Jetzt
aber diese einzelnen Parzellen stückweise zu verkaufen und noch zusätzlich
einen Makler anzustellen, der wiederum Geld kostet, und hoffen, dass man den
Preis erzielt, den man damals bezahlt hat, also dem Geschäftsstück, Herr
Stadtrat, können wir leider nicht zustimmen! (Beifall beim BZW.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke.
Als Nächster ist Herr GR Mag Maresch zum Wort
gemeldet.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Ich möchte es wirklich kurz machen. Ich finde es
interessant, denn die Debatte haben wir hierorts ja schon ein paar Mal gehabt
und es fehlt immer eine ganz gewisse Kleinigkeit.
Also wir glauben ja auch grundsätzlich, dass der
Platz viel zu teuer war und haben das damals auch gesagt. Interessanterweise
war das im ersten Bezirksentwicklungsplan, der eigentlich noch gilt, weil es ja
keinen neuen für den Bezirk gibt, immer sozusagen ein Kulturzentrum der
Donaustadt. So habe ich mich schon damals gewundert, dass die MA 48 dort
ein Kulturzentrum errichten will.
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