Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 104
müssen wir jetzt wählen, um einen langen Wahlkampf in
Zukunft zu verhindern.
Nun, das ist aber an sich interessant. Wenn das der
Anlassfall ist und irgendjemandem passt das Wahlergebnis nicht, und man
plakatiert dann nächstes Jahr wieder irgendjemanden, jemanden anderen, oder
eine Partei, wird dann der Herr Bürgermeister vielleicht auch - um einen langen
Wahlkampf zu ersparen - sagen, weil jetzt schon wieder Plakate von irgendwem da
hängen, wählen wir wieder neu?
Also, das sind nur Ausreden, meine Damen und Herren.
Ich glaube, der Herr Bürgermeister hat die guten Umfragewerte, gar keine Frage,
er liegt in der Meinung sehr gut und er will die totale Macht verlängern. Das
ist durchaus legitim, und ihm wird es hoffentlich nicht gelingen und wenn es
ihm gelingt, können wir es von uns aus hier auch nicht verhindern.
Aber hat er denn in Wirklichkeit was geleistet, oder
anders gefragt, was ist übriggeblieben vom 100 Punkte-Programm für Wien?
Herr Klubobmann Oxonitsch hat gesagt, dass 80 Prozent von dem
100 Punkte-Programm schon erledigt sind. Aber das dürfte erstens die
Events betreffen, oder vielleicht die Gebühren- und Tarifanpassung. Da haben
Sie in Wirklichkeit schon 80 Prozent erledigt, aber mehr nicht.
Denn überlegen Sie sich, um es nur kurz zu streifen,
denn das ist ja heute schon gesagt worden: Öffentliche Verkehrsmittel,
Seniorenkarten von 188 auf 204 EUR erhöht. Müllgebühren um
25,9 Prozent erhöht. Kanalanschlüsse, Bäder, Kindereinrichtungen und und
und. Sie haben bis heute in Wirklichkeit kein richtiges Praterkonzept, obwohl
wir jahrelang darauf warten. Das wäre in dieser Legislaturperiode sicher noch
machbar gewesen und ich hoffe nur, dass sich das fehlende Praterkonzept nicht
negativ auf die EM 2008 in Wien auswirken wird.
Des Weiteren, die Umfahrung von Wien: Sicherlich,
Herr Bürgermeister, haben Sie hier versagt und zwar deswegen, weil Sie so lange
mit Ihrer Stadtregierung auf einem, unserer Meinung nach falschem Projekt
draufgesessen sind und uns zwei bis drei Jahre gekostet haben. Wir hätten
wesentlich früher bereits eine ordnungsgemäße und verkehrspolitisch
interessante notwendige Umfahrung gehabt.
Und schlussendlich - und das ist überhaupt noch nicht
erwähnt worden - es ist etwas, was in der gesamten Debatte untergeht und was
wir auch schon beim Rechnungsabschluss hätten diskutieren können: Sie haben den
Bezirken, und zwar den Bezirken 1 bis 23 in Wirklichkeit zwischen
2001 und 2004, bis zum Rechnungsabschluss, 26 Prozent real
weniger Geld zur Verfügung gestellt und zwar deswegen - wir haben uns das genau
angeschaut - weil natürlich auch die Bezirke Leistungen der Stadt Wien in
Anspruch nehmen müssen. Und wenn ich jetzt an Müll, an Wasser, an Energie und
sonstige Kosten denke, dann sind das in Wien durchschnittlich 26 Prozent
weniger Geld für die Bezirke. Auch das ist keine gute Leistung, die uns der
Herr Bürgermeister für die Bezirke und die Dezentralisierung hinterlässt.
Und der Herr Bürgermeister hat auch vor dem
Jahre 2003 versprochen, er rettet die Sofiensäle. Meine Damen und Herren,
die Sofiensäle, so wie sie heute dastehen, wie sie heute ausschauen, sind in
Wirklichkeit ein Mahnmal gebrochener sozialdemokratischer Versprechen. Die
stehen noch lange dort und ich muss sagen, es stimmt mich traurig, dass das so
ist, aber auch hier hat der Herr Bürgermeister sein Versprechen nicht
eingehalten, dass er die Sofiensäle retten wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt also
hier keinen Anlass zu wählen, es gibt keinen Anlass, hier den Herrn
Bürgermeister jetzt schon aus der Pflicht zu nehmen. Und wenn wir uns jetzt die
Gründe überlegen, wenn heute hier über diesen Antrag abgestimmt wird: Das BZW,
ja, die wollen halt noch einmal vor der Selbstauflösung ein bisschen Wahlkampf
spielen und von internen Problemen, wie Taferl, Türtaferl, ablenken und spielen
noch ein bisschen Titanic. Es ist so, und daher dieses Abstimmungsverhalten.
Die Grünen, das ist mir schon
klar, dass die da zustimmen, die liegen nämlich in Umfragen für ihre
Verhältnisse noch immer sehr gut. Noch, sage ich, denn wenn des Weiteren Van
der Bellen, Glawischnig und Pilz in die nächste Regierung mit der ÖVP drängen,
wird das Umfrageergebnis im Speziellen in Wien für die GRÜNEN wahrscheinlich
nicht mehr so gut sein und wird ein bisschen schlechter ausfallen, als sie sich
erwarten. Aber jetzt sind sie guter Dinge und deswegen wählen sie da sicherlich
mit und haben mit den Roten hier gestimmt.
Die Österreichische Volkspartei, die jetzt ganz
plötzlich diesen Antrag ablehnt, obwohl sie vor kurzem sogar einmal einen
eigenen Antrag auf Neuwahlen eingebracht hat - wenn ich mich recht erinnere -
die wollen wahrscheinlich jetzt, in diesem Wahlkampf, schauen, dass das grüne
Pünktchen Kenesei noch ein bisschen in Erinnerung bleibt und dass die Leute
glauben, die ÖVP hätte auch ein bisschen ein grünes Mäntelchen.
Aber, meine Damen und Herren, wenn man sich das
ÖVP-Programm in dieser Stadt wirklich ansieht, das die ÖVP hier uns bietet,
dann ist es eigentlich schwach, und das ist wahrscheinlich der Grund, dass die
ÖVP nicht zustimmt und keine Wahlen haben will.
Meine Damen und Herren, ich habe
da ein bisschen was mitgebracht. Die ÖVP hat ja heute Stunden über den Donaukanal
gesprochen, ja Stunden. Über diese 50 Meter, da hat sie Stunden drüber geredet,
und das ist Wahlprogramm. Das ist genau das ÖVP-Wahlprogramm, das ist der
Donaukanal, (Der Redner hält eine Schachtel in die Höhe und schüttet Sand
hinein. - Zahlreiche Zwischenrufe von der ÖVP.) und da leeren wir jetzt ein
bisschen einen Sand hinein, da hat Herr Hahn da den Sand schon
hineingeschüttet, wir haben alle, entschuldigen, wir haben alle diesen Sand
hier gesehen, (GR Johannes Prochaska: Wo ist der Liegestuhl!) den Liegestuhl habe ich noch nicht.
Die ÖVP wollte wahrscheinlich Spielautomaten der Firma Novomatic aufstellen,
das ist aber noch nicht geglückt, meine Damen und Herren. Es ist noch nicht
bewilligt, weil die SPÖ dem leider noch einen Riegel vorgeschoben hat. Man
verteilt dort Spielkarten, ÖVP-Spielkarten am Donaukanal, wo es wunderschön
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular