Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 104
Monaten an Information, Werbe- und sonstigen
Kampagnen vorzugsweise und in den meisten Fällen ziemlich sinnloser Art und
Weise getan haben und wie viel Millionen an Euro da hineingebuttert wurden. (GR
Christian Oxonitsch: Na was, zum Beispiel? – GR Harry Kopietz: Was? Aufzählen!)
Also die Müll-, die Energie-, die sonstigen Kampagnen, das sind alles
ungeheuer wichtige Kampagnen (GR Harry Kopietz: Na und, stimmt das nicht?),
weil sich nichts ändert, ob die Kampagne stattfindet oder nicht. (Beifall
bei der ÖVP. – GRin Marianne Klicka: Was der "KURIER" schreibt, ist
das eine Information von uns?)
Die Konsequenz aus all diesem, also dieser gesammelte
Aufschrei beweist ja nur das schlechte Gewissen, das Sie haben. (Beifall bei
der ÖVP.) Immer der, der sich aufregt, hat ein schlechtes Gewissen. (GR
Christian Oxonitsch: Keine Müllvermeidungskampagne in der Stadt? – GR Harry
Kopietz: Die ÖVP will keine Müllverbrennungskampagne in der Stadt!) Ich
gratuliere zu den vielen Müllverbrennungsanlagen, die wir bauen, die auch in
Nachbarbundesländern gebaut werden, die zum Beispiel dazu führen, dass wir
Überkapazitäten haben, die dazu führen, das wir keine Müllvermeidung mehr machen,
keine Mülltrennung. Das ist das, was hier in der Stadt passiert. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber noch einmal: Ich nehme zur Kenntnis, das wissen
wir schon seit langem, das, was hier an Informationsarbeit der Stadtregierung
passiert, ist die ganz normale, tagtäglich, jahrein, jahraus stattfindende
notwendige Informationsarbeit der Stadtregierung, die mit Wahlkampf und
dergleichen überhaupt nichts zu tun hat. Dazu braucht man nicht 50 bis
70 Pressereferenten, dazu braucht man auch nicht ein Budget von 100
Millionen EUR. Das ist das, was State of the Art ist, das ist
Informationsarbeit der Wiener Stadtregierung. (GR Harry Kopietz: Richtig!)
Richtig, genau! Dazu ist nichts zu sagen, das ist der Wiener Weg der SPÖ. Das
Geld, das wir eigentlich für andere Dinge verwenden könnten, in sinnlose
Werbeaktionen hineinzustecken, weil mit dem Geld, das ihr in die Werbekampagnen
hineinbuttert, könnten wir in Wien eine ganze Gesundheitsreform auf die Wege
bringen, die den Wienerinnen und Wienern wesentlich mehr brächte. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber ich nehme zur Kenntnis, dass selbst
Wortmeldungen, Wortmeldungen, nicht einmal Informationskampagnen, sondern
Wortmeldungen der Opposition offensichtlich als gröbste Form der
Insubordination empfunden werden. Das ist etwas, was mit einer freiheitlich-demokratischen
Geisteshaltung zwar nicht vereinbar ist, aber ehrlich gesagt, in Wien sind wir
auch nicht etwas anderes gewohnt. Es ist leider Gottes für uns nichts Neues.
Ich registriere nur, dass diese Geisteshaltung in den letzten Wochen und
Monaten vermehrt, verstärkt und deutlich spürbar in Erscheinung tritt oder
zumindest auch wesentlich sozusagen ohne Scham zutage tritt.
Wenn der Herr Bürgermeister am letzten Wahlabend, mit
einer absoluten Mandatsmehrheit ausgestattet, davon gesprochen hat, mit dieser
Mehrheit in Demut umzugehen, dann haben offensichtlich nur
Nicht-SPÖ-Wien-Funktionäre Demut als Demut verstanden. Für die Wiener
SPÖ-Funktionäre und -Mandatare war das offensichtlich das Codewort für einen
hemmungslosen Machtrausch, für Abgehobenheit, für Machtvollkommenheit, einfach
für ein Gefühl, die Stadt gehört uns und wir sind die Stadt. (Beifall bei
der ÖVP.)
Sie sind jetzt auf einem Höhepunkt, die eine oder
andere Umfrage mag Ihnen das ja durchaus bestätigen, ich sage Ihnen aber nur:
Jeder Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, und Ihnen von der Wiener
SPÖ wird es nicht anders ergehen. Die Wienerinnen und Wiener werden irgendwann
einmal merken, wie Sie mit dieser Stadt, wie Sie mit dem Eigentum der
Wienerinnen und Wiener umgehen, und Sie werden die Rechnung serviert bekommen.
Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum Sie die Wahl vorverlegen, weil
Sie Angst haben, dass dieser Tag rascher näherrücken könnte, als Sie glauben. (Beifall
bei der ÖVP. – GR Christian Oxonitsch: Das ist ein Widerspruch in sich!)
Aber Resultat, lieber Herr Oxonitsch, Resultat Ihres
Verhaltens ist ein zunehmendes Klima der Enge und des Zwanges in dieser Stadt,
und ich werde Ihnen dann noch einige Beispiele dafür liefern, in welchem Klima,
in welchem politischen Klima in dieser Stadt wir uns mittlerweile aufhalten.
Aber abgesehen davon: Ich habe heute geglaubt, ich
bin bei einer anderen Veranstaltung. Herr Oxonitsch, wie Sie da Ihre
Jubelberichte abgeliefert haben, ist ja die Problemlösungskompetenz dieser Stadtregierung
eigentlich gegen Null gehend. Dass wir in dieser Stadt die höchste
Arbeitslosenquote von ganz Österreich haben, das haben Sie zu verantworten.
Daran ändert aber absolut auch nicht, dass Sie gerade in den letzten Monaten
überproportional viele Menschen in Schulungsmaßnahmen geschickt haben und damit
de facto einen Etikettenschwindel produziert haben, weil das an der
zurückgehenden Zahl an Arbeitslosen leider Gottes absolut nichts ändert.
Dass in der Ära des Bgm Häupl in Wien 35 000 Arbeitsplätze
verloren gegangen sind, im selben Ausmaß in den anderen Bundesländern
170 000 Arbeitsplätze entstanden sind, das ist nicht gottgegeben, das
ist häupl-zuverantwortend. (Beifall bei der ÖVP.)
Dass Sie in allen relevanten Bereichen der kommunalen
Versorgung die Wiener mit weit über die Teuerungsrate hinausgehenden Gebühren-
und Tarifsteigerungen konfrontiert haben, haben auch Sie zu verantworten.
Dass Sie den Spitalskostenbeitrag, den jeder Wiener
Patient, jede Wiener Patientin zu entrichten haben, um 20 Prozent
hinaufgesetzt haben, obwohl Ihnen eine Studie des Instituts für Höhere Studien
nachgewiesen hat, dass bei den Wiener Gemeindespitälern mittel- und langfristig
ein Einsparungspotential von 190 Millionen EUR bestünde, das haben
auch Sie zu verantworten. Es ist symptomatisch für das Tempo dieser
Stadtregierung, dass Sie fast ein Jahr brauchen, um jetzt in einer
Anfragebeantwortung festzustellen, dass die Methodik dieser Studie eine
zweifelhafte ist. Erstens einmal würde ich
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