Gemeinderat,
58. Sitzung vom 30.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 104
Verlängerung von Beträgen, von denen man weiß, dass sie problematisch sind, wo es schon vor Jahren seitens des Rechnungshofs Kritik gegeben hat. Aber nein, wir haben es ja. Offenbar haben wir weit mehr als wir brauchen, weil wir können es ja offenbar ruhig zum Fenster rausschmeißen. Und gleichzeitig keine Erhöhung der Sozialhilfe, weil das kann man sich nicht leisten, und gleichzeitig minus 1 500 Lehrerinnen und Lehrer in Wien, weil das kann man sich nicht leisten. Also das geht nicht zusammen, meine Damen und Herren!
Insofern kann ich abschließend nur mehr eines sagen:
Wer die Zukunft angehen will und wer ein Vorzeigemodell sein will in Wien, der
braucht in der Tat Mut, der braucht den Mut, Missstände aufzuzeigen und
konsequent zu verfolgen, dass es Änderungen gibt. So wie es die GRÜNEN getan
haben, indem sie die Missstände, die Pflegemissstände in den
Großgeriatrieheimen der Stadt Wien aufgezeigt haben, indem sie das konsequent
weiter thematisiert haben und indem sie sich konsequent dafür eingesetzt haben,
dass es Lösungen gibt. Und erste Lösungen sind bereits angegangen worden. Ohne
die GRÜNEN hätte es das nicht gegeben, das wäre nicht einmal thematisiert
worden. Sie würden heute da sitzen beziehungsweise von hier draußen sprechen
und so tun. Aber wahrscheinlich würden Sie uns erzählen, wieso denn das alles
nicht ist, gerade im Pflegebereich. Dafür braucht es Mut, und dafür braucht es
die GRÜNEN. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Aber es braucht auch Mut, um
neue Konzepte zu entwickeln und sie auch umzusetzen. Es braucht Mut, um
verkrustete Strukturen aufzulösen und neue Strukturen an ihrer Stelle zu
schaffen. Und es braucht auch Mut, um Geld, um Finanzen aus verkrusteten,
veralteten, bequemen Bereichen, wo man es sich so schön gerichtet hat,
wegzunehmen, damit man es hat, um es für andere Aufgaben, die viel, viel
wichtiger sind, ausgeben zu können. Zu all dem braucht es Mut, und die GRÜNEN
haben diesen Mut und sie haben auch diese Konsequenz und das haben wir mit den
23 grün-roten Projekten sehr wohl bewiesen in den letzten Jahren. Ja, genau mit
jenen Projekten, die von uns entwickelt worden sind, die von uns auch
konsequent vorangetrieben worden sind und die von uns gemeinsam mit der SPÖ
auch umgesetzt worden sind.
Und wofür steht Grün heute,
was gibt es hier für eine Leistungsbilanz? Ich kann nur ein paar von den 23 von
dieser Stelle aus vorlesen. Biomassekraftwerk und Ökostromoffensive,
Passivhaussiedlung – übrigens, die ersten Wohnungen sind bereits bezogen –,
Bioessen, das heißt gesundes Essen in Schulen, in Kindergärten, in
Krankenhäusern und Pflegeheimen, bilinguale Klassen, ein zweites Modellprojekt
für obdachlose Menschen in Wien, ein selbstverwaltetes Projekt, offener
Fernsehkanal und vieles mehr.
Ich kann, meine Damen und Herren, nur mehr eines
sagen: Wer mehr davon möchte, wer möchte, dass viel mehr solche Projekte
umgesetzt werden in dieser Stadt, der wählt vorrausichtlich am 23. Oktober
Grün. Vorerst sind die Wienerinnen und Wiener am Zug. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dr Hahn.
StR Dr Johannes Hahn: Herr
Vorsitzender!
Nach den Ausführungen von Frau Vassilakou habe ich
jetzt eine erste leise Ahnung was Wiener Mut sein könnte, nämlich träumen am
helllichten Tag von rot-grünen Projekten in Wien, auf Bundesebene, und das am
Vorabend des grandiosen, geradezu apokalyptischen Scheiterns des rot-grünen
Projekts in Deutschland. Das ist offensichtlich Ihr Wiener Mut. Na, ich
gratuliere! (Beifall bei der ÖVP.)
Aber der vorliegende Auflösungsantrag besteht ja
wirklich aus einer Mischung aus Blasphemie, Servilität und Larmoyanz, die schon
beeindruckend ist, weil wenn man da liest – übrigens eingebracht wurde des
Antrag natürlich von den GRen Oxonitsch und Vassilakou in trauter Eintracht –,
in den letzten Monaten wurde spürbar und sichtbar, dass sich im Gemeinderat
vertretene Parteien auf den Wahlkampf vorbereiten. Etwas ungeheuer Neues, haben
wir schon heute hinreichend diskutiert. Dann frage ich mich nur, wann man mit
dem Bau eines Hauses beginnt, erst dann, wenn man die Ziegel hingeliefert hat,
oder ob man schon vorher mit der Arbeitsvorbereitung beginnt. Also sich auf
einen Wahlkampf vorzubereiten für eine Wahl, die spätestens im März hätte
stattfinden sollen und wo uns der Parteivorsitzende der Wiener SPÖ seit einem
Jahr ständig erklärt, nächste Woche – ich übertreibe jetzt ein bisschen –,
nächste Woche oder in einem Monat oder doch in einem Jahr findet Wahlkampf
statt, also wir wurden ja geradezu gezwungen, uns auf einen Wahlkampf
vorzubereiten. (GRin Inge Zankl: Mein Gott, Sie tun mir Leid!) Ihr
beklagt ja diesen Umstand, dass ständig Wahlkampf ist. Ich finde – ich werde
noch darauf zu sprechen kommen –, das ist für Wien, für die Weiterentwicklung
Wiens, etwas ungeheuer Belebendes. Und dann lese ich auch, es wurden
Kandidatenlisten beschlossen und Spitzenkandidaten gekürt. Also meines Wissens
haben ausgerechnet jene Parteien, die heute die Neuwahlanträge einbringen, ihre
Kandidatenlisten beschlossen und ihre Spitzenkandidaten. (Beifall bei der
ÖVP. – GR Harry Kopietz: Stimmt nicht! – GR Christian Oxonitsch: Wo denn?)
Also okay, bei der SPÖ mag es reichen, dass der
Parteivorsitzende das seiner Sekretärin in die Feder diktiert (Heiterkeit
und Beifall bei der ÖVP.), und daher ist es wenig erheblich, wann das
stattfindet, aber die wesentlichen personellen Entscheidungen wurden ja bereits
von den Parteien getroffen, die sich heute darüber beschweren. (GR Christian
Oxonitsch: Nicht einmal die Basis stimmt!)
Und dann regt man sich noch auf und bejammert, dass
diese ganzen Aktivitäten von wahlkampfähnlichen Plakat- und Werbeaktionen
begleitet wurden. Also das haben wir auch heute schon hinreichend diskutiert,
wer da was macht.
Aber eines, glaube ich, muss man
schon einmal in aller Deutlichkeit ausführen, was die Wiener SPÖ-Stadträtinnen
und -Stadträte in den letzten Wochen und
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