Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 116
zum Wort gemeldet hat sich Herr StR Ellensohn. –
Bitte.
StR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
In den Protokollen der letzten Jahre zu diesem
Geschäftsordnungspunkt, zu dieser Post, zwar nicht zur Bestellung, aber zum
Bericht des Kontrollamts, habe ich vergeblich nach dieser scharfen Kritik an
einer Person gesucht. Ich könnte jetzt wahrscheinlich ein paar Leute blamieren,
indem ich vorlese, aber ich werde das nicht tun, ich spare mir das, wie nämlich
gerade Herr Dr List und sein Team gelobt wurden. Ich bin ein bisschen
verwundert und denke mir: Was ist im letzten Jahr passiert, dass es jetzt so viel
schlimmer ist? Aber wahrscheinlich ist es nicht im letzten Jahr passiert,
sondern es passiert in den nächsten Monaten, es passiert im Oktober. Das
scheint einer der Beweggründe zu sein.
Gerade beim Pflegeheimskandal Lainz hat sich der
Kontrollamtsdirektor in diese Sache voll hineingehängt und ist selbst
hingefahren. Das ist nicht selbstverständlich. Er kann ja nicht bei jedem
einzelnen Geschäftsstück selbst involviert sein. (GR Mag Helmut Kowarik: Die
Feststellung am Ende ist schon stark!) Er ist immer selbst hingefahren. Er
hat Experten von außen zugezogen. Zu den Feststellungen am Ende war vorher der
Vorwurf der leisen Töne. Ich habe bei meiner ersten Wortmeldung heute gesagt,
ich lese das eigentlich gern, dass es bei der Kritik nicht immer der Holzhammer
ist, sondern es sind ja alle des Lesens mächtig und es verstehen auch alle
einen angedeuteten Punkt zwischendurch und können auch zwischen den Zeilen
lesen. Wenn jemand sagt: „Ich persönlich möchte nicht in so einem Pflegeheim
untergebracht werden und dort leben.", da gibt es nicht mehr viel zum
Dazwischenlesen. Das ist eindeutig. Das ist nach meiner Meinung eine klare
Kritik, die bedeutet: „Ich will dort nicht hin!", was noch immer dazu
gesagt wurde. Aber der Satz ist nicht missverständlich sondern heißt: „Nein, so
soll es nicht sein! Ich will dort nicht hin! Und ich nehme an, auch andere
Leute nicht!" Anders hätte ich es auch nicht sagen können. Ich will auch
nicht in einem Pflegeheim leben, in dem man noch zu acht in einem Raum liegen
muss, wie es leider lange gang und gäbe war und hoffentlich bald nicht mehr
sein wird, nicht nur Achtbettzimmer, sondern auch keine Sechsbettzimmer mehr
und so weiter.
Ausschreibung und Hearing: Das muss man schon
kritisieren, aber das werfe ich nicht dem Kontrollamtsdirektor vor. Natürlich
sollte ein Akt vorliegen, aus dem er-sichtlich ist, wer sich beworben hat und
warum wer nicht genommen wurde. Deswegen werden wir auch dem Antrag der
Volkspartei, der sich genau mit dem Punkt beschäftigt, zustimmen. In dem Antrag
steht unter anderem, dass in Zukunft die Abberufung in diesem Hause nur mit
einer Zweidrittelmehrheit möglich sein soll. Momentan kann eine einfache
Mehrheit von 51 oder von 52 Mandaten den Kontrollamtsdirektor abberufen. Das
ist, wenn man zuerst schon ein breites Vertrauen errungen hat, tatsächlich
nicht praktisch, wenn die Mehrheitspartei bei Unbeliebigkeit, bei
Nichtkonformität jemanden leicht abberufen kann. Das halte ich für intelligent,
eine Zweidrittelmehrheit zu fordern.
Das Vorschlagsrecht nicht auf den Bürgermeister zu
begrenzen, sondern entweder einem Ausschuss oder diesem Hause zu übertragen,
also in dem Fall den Antrag dem Kontrollausschuss zu übertragen, halte ich zwar
nicht dafür geeignet, dass dann ganz etwas anderes herauskommt, weil die Mehrheit
im Normalfall der Bürgermeister hat, allerdings würden alle Fraktionen eingeweiht
sein. Allein das wäre schon ein Fortschritt.
Dass Kandidaten und Kandidatinnen einem Hearing
unterzogen werden, das nicht vom Bürgermeister persönlich, oder von wem auch
immer, gemacht wird, ist eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit. All dem
konnten wir nicht nur folgen, sondern da bin ich eigentlich eher verwundert,
dass kein Aktenstück vorliegt, dem all das zu entnehmen ist. Ich glaube auch,
dass sich Herr Dr List vor einem Hearing nicht hätte fürchten müssen. Ich
glaube und hoffe auch nicht, dass es gewonnen wurde, weil es jetzt hinter
verschlossenen Türen stattgefunden hat, zumindest ohne Beteiligung der
Opposition. Ich nehme schon an, dass der geeignete Kandidat gewonnen hat.
Ich würde mir aber wünschen, dass das in Zukunft
anders funktioniert. Die Klubobfrau von uns, Maria Vassilakou, ist vom
Bürgermeister angerufen worden, ein freundlicher Akt, es wurde informiert, dass
beabsichtigt ist, Herrn Dr List vorzuschlagen, ob wir das gut finden oder
nicht. Das war ein freundlicher Akt. Aber das ist natürlich nicht die Art und
Weise, wie man das wirklich offiziell macht. Ein Telefonat: „Ich schlage vor.
Was sagt ihr dazu? Wir sagen, Herr Dr List hat eine gute Arbeit geleistet."
Ja, aber wenn vorher ein Hearing und eine Ausschreibung stattfindet, sollte man
eigentlich zumindest darüber informiert werden. (GR Mag Thomas Reindl: Es hat eine Presseaussendung gegeben!)
Wir wollen das aber jetzt nicht nützen, um damit
politisches Kleingeld zu machen und Herrn Dr List dafür die rote Karte zu
zeigen, sondern das ist ein Fehler in der Vorgangsweise, das stimmt.
Herr Dr List und sein Team haben gute Arbeit
geleistet und werden das auch weiterhin tun. Deswegen werden wir sowohl dem
Antrag der ÖVP zustimmen, dass in Zukunft die Vorgangsweise vorher anders
gewählt wird, wir werden aber auch selbstverständlich, wie ich bereits in
meiner ersten Wortmeldung gesagt habe, der Bestellung von Herrn Dr List als
Kontrollamtsdirektor zustimmen. (Beifall
bei den GRÜNEN. - GR Dr Matthias Tschirf: Das ist Wiener Mut!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Nach dieser Wortmeldung als Nächster Herr GR Dr
Tschirf. - Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Wiener Mut sage ich nichts weiters. Ich
beschäftige mich mit dem Demokratie- und Kontrollverständnis der Wiener SPÖ. (GR Dr Helmut GÜNTHER: So lange wollen wir
nicht dableiben!) Wie sieht das aus?
So wie wir das jetzt in diesem
Hause erleben, wissen Sie, wie das Beispiel im Nationalrat abläuft, bei der
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