Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 116
Bestellung des Rechnungshofpräsidenten? Dort wird das
im Ausschuss diskutiert und dann wird alles vorgelegt. (GR Heinz Hufnagl: Das war ein schlechtes Beispiel! Das war ein
Rohrkrepierer!) Ich verstehe, dass die SPÖ hier aufschreit, denn das, was
Sie hier aufführen, ist ein demokratiepolitischer Skandal! (Beifall bei der
ÖVP. - GR Harry Kopietz: Das darf doch nicht wahr sein! Das ist ungeheuerlich!)
Herr Kopietz, Sie können schreien so viel Sie wollen,
Sie können nicht darüber hinweggehen dass die Situation so ist, es gibt weder
einen Akt noch wissen wir, wer die anderen Bewerber waren. Wo hat es ein
Hearing gegeben? War das auf der Klubklausur der SPÖ in Rust? Wo war denn das
eigentlich? (GR Gerhard Pfeiffer: Beim
Herrn Reindl!) Wir wollten das eigentlich aus einem Akt entnehmen. Wenn
wirklich ein Verfahren gewesen wäre, wie wir uns das vorgestellt hätten, wäre
der Bürgermeister herausgegangen und hätte gesagt: „Ich mache diesen Vorschlag.
Es gab die und die Bewerber. Es hat dieses Verfahren gegeben. Für den hat das
gesprochen und das gegen den. Und daher schlage ich das vor." - Das ist
alles nicht geschehen! Vielleicht ist das in irgendwelchen SPÖ-Gremien
geschehen, aber das ist nicht das Demokratieverständnis des Jahres 2005
und das sollte auch nicht das Demokratieverständnis der SPÖ sein! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte nur
an das anschließen, was mein Kollege Johannes Prochaska gesagt hat: Bitte, wo
ist der Akt? Wo sind die Unterlagen über die Bewerber? Wie hat es denn mit den
anderen Bewerbern ausgeschaut? (GR Walter
Strobl: Der Reindl weiß es!) Ist es so, dass man das nur aus den Zeitungen
entnimmt, wenn irgendetwas ausgeschrieben wird oder sollte man da nicht auch
irgendetwas erfahren, dass ausgeschrieben wird? Sollte man nicht auch erfahren,
dass es andere Bewerber gegeben hat? Wie wird mit diesen umgegangen? Ist das
der übliche Weg?
Der SPÖ ist das offensichtlich wurscht. Wir haben in
der letzten Legislaturperiode der SPÖ als Österreichische Volkspartei
abgerungen, dass es Untersuchungskommissionen gibt. Die SPÖ versteht nur eine
Sprache und das ist, dass der Wähler ihr die absolute Mehrheit wegnimmt! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die Debatte, die heute
hier abläuft, und vor allem der Stil, wie sie abläuft, bestärkt mich eigentlich
darin, dass ich glaube, wir sollten möglichst rasch die Wählerinnen und Wähler
entscheiden lassen und dann wieder zu einer konstruktiven Arbeit zurückkehren,
wie das eigentlich in der Vergangenheit durchaus auch im Kontrollausschuss der
Fall war, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. - GR
Gerhard Pfeiffer: Aber nicht in der Gegenwart!)
Es wird hier zum
demokratiepolitischen Skandal stilisiert, wenn gemäß der Wiener
Stadtverfassung, die im Übrigen mit den Stimmen der ÖVP gemeinsam beschlossen
wurde (GR Franz Ekkamp: Da schau her! Vergessen!), vorgegangen wird. Es
hat dafür eine öffentliche Ausschreibung gegeben, die kundgemacht wurde. (GR
Dr Matthias Tschirf: Wo ist der Akt?) Es gibt einen Vorschlag des
Bürgermeisters (GR Dr Matthias Tschirf: Wo ist der Bürgermeister?), der
dem Gemeinderat auf der Tagesordnung übermittelt wurde, der den Gemeinderäten
auch zur Einsicht vorgelegen ist (GR Dr Matthias Tschirf: Wo?) und über
den heute abgestimmt wird. Er liegt jederzeit da. (GR Johannes Prochaska:
Jetzt erst!) Entschuldigung, aber die Akteneinsicht ist wohl immer geklärt,
wie sie stattfindet. Den Vorschlag gibt es, der Vorschlag ist der Tagesordnung
zu entnehmen gewesen. Genau das ist die Vorgangsweise, die die Stadtverfassung
vorschreibt. Darüber findet eine Abstimmung in diesem Hause statt.
Wo ist da der
demokratiepolitische Skandal? Ich kann ihn nicht sehen. (GR Johannes
Prochaska: Wo war das Hearing?) Ich kann einfach nur Wahlkampf sehen.
Lassen wir die Wählerinnen und Wähler rasch entscheiden und kehren wir dann zu
konstruktiver Arbeit in diesem Hause zurück, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Günther Barnet: Zur Geschäftsordnung oder ist die Verhandlung
schon geschlossen?)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Barnet, es ist kein Problem für mich. Machen Sie weiter. Sie dürfen sich
zum Wort melden.
GR Günther Barnet (Bündnis Zukunft Wien
– die Stadtpartei): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Oxonitsch,
das wäre alles wunderbar und man könnte dem auch zustimmen, wenn es einen
echten Akt gäbe, in dem der Herr Bürgermeister seinen Vorschlag begründet. (GR
Christian Oxonitsch: "Auf Vorschlag des Bürgermeisters", wie es in
der Geschäftsordnung steht, § 73 Abs 4!) - Natürlich gibt es
einen Vorschlag des Bürgermeisters, aber es gibt auch die Geschäftsordnung des
Gemeinderats. Diese sieht vor, dass es zu allem ein Aktenstück gibt. (GR
Christian Oxonitsch: § 73 Abs 4!) Und ein Aktenstück besteht
nicht nur aus einem Schreiben des Herrn Bürgermeisters, in dem er uns mitteilt,
dass er Herrn Mag Dr List vorschlägt (GR Christian Oxonitsch: So steht es in
der Verfassung!), sondern es muss Aktenteile geben.
Gemäß
§ 17 Abs 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderats steht jedem Mitglied
die Einsicht in solche Aktenteile zu. Ein solcher Aktenteil wäre das
Bewerbungsverfahren einschließlich der Frage, von mir aus anonymisiert, wer
sich beworben hat und warum Herr Mag Dr List, dem wir das gerne glauben wollen,
der Bestgereihte ist. (GR Christian Oxonitsch: Die Stadtverfassung ist ganz
klar!) Die Stadtverfassung ist klar. Es heißt: "auf Vorschlag des
Bürgermeisters". Keine Frage, soll er vorschlagen, aber wenn er vorschlägt,
muss er einen Akt machen, nämlich ein Geschäftsstück und darin müssen
Aktenteile sein (GR Christian Oxonitsch: Das steht in der
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