Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 116
Druckausübung zu Lasten der Vizebürgermeisterin wäre (GR Godwin Schuster: Nein! Sie haben Druck
auf den Herrn Kontrollamtsdirektor ausgeübt!), dann ist das sehr
entlarvend, Kollege Reindl, weil dann können Sie sich ungefähr vorstellen, was
bei den Dingen herauskommt und dann weiß ich, warum Sie wollen, dass das nicht
vor der Wahl bekannt gemacht wird! (Beifall bei der ÖVP. - GR Harry Kopietz:
Das war jetzt reine Polemik!) Ich habe ja gesagt, wenn ich persönlich
attackiert werde, Kollege Kopietz, lasse ich mir das auch als Berichterstatter
nicht gefallen! Das sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit! (Beifall bei der
ÖVP. - GR Harry Kopietz: Trotzdem war es polemisch!)
Jedenfalls stelle ich fest, dass die Vorwürfe des
Kollegen Reindl hier den Rang eines Substandards an Unterstellungen aufgewiesen
haben. (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Der Vorsitzende ist nicht
objektiv! - GR Godwin Schuster: Sie haben als Vorsitzender dreimal insistiert!)
So, meine Damen und Herren, jetzt zur
Berichterstattung: Sie haben zaghaft Lob, Tadel und auch herbe Kritik hier wohl
vorbereitet gehört. Sie haben genügend Unterlagen und Wissen bekommen, um Ihre
Entscheidung treffen zu können über a) den Kontrollamtsbericht und b) über den
Antrag, den ich im Übrigen, im Gegensatz zum Kollegen Reindl, Ihrem Wohlwollen
und damit der Zustimmung empfehle. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir
kommen nun zur Abstimmung.
Wer für den Antrag des Berichterstatters ist, der
Postnummer 4 zuzustimmen, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist einstimmig angenommen.
Ich lasse nun den Beschluss- und Resolutionsantrag
des BZW betreffend Tätigkeitsbericht des Kontrollamts abstimmen. Die sofortige
Abstimmung wurde verlangt.
Wer dafür ist, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist unterstützt von GRÜNEN, ÖVP, Freiheitlichen und BZW, somit nicht
ausreichend, und abgelehnt.
Wir kommen
nun zur Postnummer 5 der Tagesordnung. Sie betrifft die Wiederbestellung
von Herrn Mag Dr Alois List zum Kontrollamtsdirektor.
Ich darf die Debatte eröffnen. Als Erster zum Wort gemeldet
hat sich Herr GR Prochaska.
GR Johannes Prochaska (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Bei diesem Tagesordnungspunkt, nehme ich an, gibt es
einen Vorschlag des Bürgermeisters für die Besetzung des Kontrollamts.
Zumindest war es beim letzten Mal so, dass der Vorschlag eingebracht und dann
diskutiert wurde. Dies ist indirekt der Fall. Es geht also bei diesem Punkt um
die Bestellung eines Kontrollamtsdirektors. Auf der Tagesordnung steht explizit
die "Wiederbestellung des Kontrollamtsdirektors". Das zeigt mir sehr
deutlich einen Mangel an demokratiepolitischer Demut des Bürgermeisters und
seiner SPÖ, wird doch in dieser Semantik die Vorwegnahme der
Mehrheitsverhältnisse signalisiert, wie wurscht den Genossen die Diskussion im
Stadtparlament ist, wenn es um die Durchsetzung ihrer Parteiinteressen geht. (Beifall bei der ÖVP.)
Dieser
rote Faden zieht sich nahezu durch die gesamte Vorgangsweise, meine Damen und
Herren. Während bei vergleichsweise niederrangigen Institutionen doch
gelegentlich über Ausschreibungsergebnisse beziehungsweise Zahl und
Qualifikation der Bewerber gesprochen und informiert wird, lief es hier fern
aller Demut kontaktlos ab. Kontaktlos wurde ausgeschrieben, kontaktlos lief die
Bewerbungszeit ab, kontaktlos ging es weiter. Gab es mehr Bewerber, vielleicht
ein Assessmentverfahren oder ein internes Hearing? Das Einzige, was uns dazu
ereilte, war ein Anruf vor wenigen Tagen, ob wir eh der Wiederbestellung
zustimmen würden. Diese Vorgangsweise, meine Damen und Herren, reicht allein
schon für eine keusche Verweigerung meiner Fraktion aus!
Ich stelle daher, um in Hinkunft solche Dinge zu
vermeiden, einen Antrag, der sich sehr ausführlich mit einer Demokratisierung
und mit mehr Transparenz bei der Bestellung befasst, nämlich dass die
Kandidatinnen oder Kandidaten - damit alle zufriedengestellt sind - sich einem
Hearing vor dem Kontrollausschuss zu unterziehen hätten, dass das
Vorschlagsrecht für diese Position dem Kontrollausschuss zukommen soll, Fragen
der möglichen Abberufung und auch der Qualifikation sind damit befasst. (Beifall bei der ÖVP.)
Doch es gibt auch noch andere Überlegungen, die in
diesem Fall zu den eigentlich selben Schlussfolgerungen unserer Verweigerung
führen, so zum Beispiel, ob durch den vorgeschlagenen Kandidaten die notwendige
strikte Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit des Kontrollamts im vollen,
wortgetreuen Umfang gewährleistet erscheint. Bevor nun hier die rituelle
Aufregung ausbricht, ich behaupte damit gar nicht, dass der vorgeschlagene
Kandidat ein schlichter Erfüllungsgehilfe des Wiener Sozialismus wäre, so
simpel ist die Sache nicht, doch aber schwingt sich Herr Dr List bisweilen zum,
sagen wir Entlastungszeugen für die Genossen in Politik und Verwaltung des
Rathauses auf. Zum Beispiel in einer Aussendung vom 27. Juni, also von
gestern, wo er wörtlich zum Tätigkeitsbericht anmerkt, dass „dieser aber nicht
dazu führen soll, die vielen positiven Aspekte unerwähnt bleiben zu
lassen", also was Sie immer reden. „Aus den Berichten des Kontrollamtes
sollte daher nicht auf die Stadtverwaltung in ihrer Gesamtheit geschlossen
werden, die ihre Aufgaben mit hoher Qualität und großem Einsatz im Interesse
der Wiener Bevölkerung erfüllt." (GR
Godwin Schuster: Das stimmt ja auch!) - Freilich, aus Ihrer Sicht der Dinge ist alles, was für Sie spricht, die
Wahrheit! (GR Christian Oxonitsch: Das ist die Wahrheit! - GR Ernst Woller:
Er darf ja nicht lügen!) Aber da gibt es ein hübsches Lied: „Die Wahrheit
hat nur ein Gesicht und du glaubst, es ist dein Gesicht, doch leider stimmt es
nicht." (Beifall bei der ÖVP.
- GR Godwin Schuster: So ist der Schelm!)
Wenn man eine solche Presseerklärung liest, die sich mit
den Reden der SPÖ-Mandatare deckt, ist es zwar nicht gut und schön, aber man
könnte sagen, es ist vorauseilender Gehorsam oder eine Vorleistung für die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular