Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 116
Wiederbestellung. Allein meine Damen und Herren, es
ist nicht das erste Mal. (GR Harry
Kopietz: Das ist eine Frechheit, was Sie sagen!) - Jetzt halten Sie sich zurück, Kollege Kopietz! Da werden wir einen
Ordnungsruf verlangen! Da verlange ich einen Ordnungsruf! (GR Harry Kopietz:
Diese Unterstellungen sind eine Frechheit!) Sie werden jetzt noch die
weiteren Dinge hören, ob es Ihnen passt oder nicht, weil noch sind Sie nicht
stark genug, dass Sie der Opposition das Reden verbieten können! (GR Godwin
Schuster: Die anderen Bundesländer wären froh, wenn sie derartige Leute
hätten!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer
(unterbrechend):
Liebe Kolleginnen und Kollegen, am Wort ist Herr GR Prochaska.
GR Johannes Prochaska (fortsetzend):
Allein, es ist ja nicht das erste Mal jetzt vor der Wahl. Auch in den
zahlreichen brüsken Ablehnungen unserer Anträge zur Stärkung und Verbesserung
des Kontrollwesens, durch den Herrn Bürgermeister abgelehnt, wird Ähnliches
zitiert, ja sogar, dass das Kontrollamt selbst mit den bisherigen Usancen das
Auslangen fände.
Jetzt frage ich Sie, aus welchen Gründen sich der
Herr Kontrollamtsdirektor dann genau ein Jahr später, am 12.11.2004, in einer
Resolution des Rechnungshofs gemeinsam mit den Landeskontrolleinrichtungen für
eine Stärkung der Kontrolle, für eine Beseitigung von Kontrolldefiziten, für
eine Verbesserung der Effizienz der Kontrollmaßnahmen mit seiner Unterschrift
höchstpersönlich ausspricht und darin auch den Abbau von Bürokratie sowie die
Aktualisierung der Berichterstattung fordert. Das bleibt nicht nur uns, sondern
wahrscheinlich auch Ihnen ein großes Rätsel, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Genauso stößt auch die gepflogene Vorgangsweise im Kontrollausschuss
selbst, nämlich dass Rückfragen an das Kontrollamt nicht vom Beamten, der den
jeweiligen Prüfbericht verfasst hatte, sondern nur vom Kontrollamtsdirektor
selbst beantwortet werden dürfen, unangenehm auf. Diese Usance unterscheidet sich
auch wesentlich vom Rechnungshof, wo bei Leugnung oder bei Widerspruch der
geprüften und kritisierten Dienststelle sehr wohl der Prüfbeamte seine
Argumente erhärten darf. Also doch etwas unabhängiger und auch intern wiesungsfreier
als die Wien-spezifische Kontrolle, meine Damen und Herren!
Apropos Rechnungshof: Auch
der Vergleich von Prüfberichten, vom Kontrollamt einerseits und dem
Rechnungshof andererseits, zum selben Prüfgegenstand macht uns in der
Entscheidung sicherer. Ich darf Ihnen hier in aller Kürze ausgewählte Beispiele
vorführen:
Waagner-Biro-Grundstücksdeal:
Der Rechnungshof kritisiert deutlich, dass es nicht nachvollziehbar ist, wenn
ein billigeres, gleich geeignetes Grundstück beim Rautenweg nicht als Standort
gewählt wurde. Das Kontrollamt geht gar nicht auf ein Ersatzgrundstück ein,
sondern hält den Kauf für insgesamt vertretbar.
Krankenanstaltenverbund:
Der Rechnungshof stellt den Handlungsbedarf drastisch dar, gibt
Teilempfehlungen. Das Kontrollamt beschränkt sich auf eine knappe Darstellung
der Finanzierungssituation und auf sonst gar nichts.
Vereinigte Bühnen: Der
Rechnungshof übt scharfe Kritik an den Rückstellungen und der Tatsache, dass
die finanzielle Gebarung die Subventionszuwendungen überschreitet. Kritisiert
wird auch das Fehlen einer mittelfristigen Finanzplanung. Das Kontrollamt gibt
lediglich detaillierte finanztechnische Analysen, aber nicht wegen der
Rücklagen und Überdeckungsproblematik.
Sportamt: Der Rechnungshof
sieht unzureichende Kriterien bei der Vergabe, erwähnt die Zahl der
ausständigen Förderungsabrechnungen und formuliert auch Kritik an der
Budgeterstellung, die Fehleinschätzungen von 43 bis 85 Prozent aufweist.
Lob gibt es vom Kontrollamt für die Förderungserledigungen innerhalb einer Zeit
von drei bis vier Monaten, keine weitere Erwähnung wie der Rechnungshof.
Meine Damen und Herren, alles in allem macht uns der Vergleich sicherer
als bei unserer Entscheidung vor fünf Jahren. Nicht dass wir unterstellen
würden, dass das Kontrollamt an sich und grosso modo etwa schlechte Arbeit
leisten würde, aber durch die bestehenden Verhältnisse und das dominierende
politische Umfeld, meine Damen und Herren, kommen die Ent- und Aufdeckungen
nicht in dem Ausmaß, nicht in der Form und nicht so zeitgerecht an die Öffentlichkeit,
wie es notwendig wäre, um Druck für notwendige Veränderungen auszuüben. Auch
dass man in den vergangenen fünf Jahren keinem einzigen unserer zahlreichen
Verbesserungsvorschläge, und Kollege Pfeiffer hat es ja zur Unruhe anderer
Fraktionen erwähnt, vielfach im Sinne der zitierten Resolution des
Rechnungshofs, gemeinsam mit den Länderkontrolleinrichtungen nähergetreten ist,
und für diese Stagnation auf den Sukkurs des amtierenden Kontrollamtsdirektors
rechnen darf, lässt uns die vornehme Distanz zur Mehrheit à la Satrapa
schmerzlich vermissen.
In diesem
Sinne können wir dem vorgeschlagenen Kandidaten nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schmalenberg. -
Bitte.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Bündnis
Zukunft Wien - die Stadtpartei): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zunächst möchte ich einmal festhalten, das die
Prüferinnen und Prüfer im Kontrollamt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
eine großartige Leistung erbringen und dass sie wirklich sorgsam prüfen. Aber
leider wird nicht immer das gebracht, was die Prüfer geprüft haben. Es stellt
sich die Frage, wer entscheidet, was gebracht wird und was nicht. Diese Frage
ist deshalb so entscheidend, weil es von der Antwort auf diese Frage abhängt,
ob eine Kontrollinstanz unabhängig ist oder nicht.
Ich erinnere mich an die Untersuchungskommission zum
Pflegeskandal in Lainz. Damals war Herr Kontrollamtsdirektor Dr List als Zeuge
geladen. Die Mitglieder dieser Untersuchungskommission haben ihm viele Fragen
gestellt. Zunächst ist es darum gegangen, dass das Kontrollamt nur die Gebarung
in Krankenanstalten zu prüfen hat und nicht die Pflege, aber nach einigem Hin
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