Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 108 von 116
Möglichkeit finden müssen, um in einem kürzeren Zeitraum sowohl aktueller für die geprüften Dienststellen zu reagieren als natürlich auch, um einen ressourcenschonenden Umgang der Steuergelder zu gewährleisten, zu einem kürzeren Rhythmus kommen müssen.
Ein Beispiel möchte ich zum Abschluss noch anführen,
das irgendwie das Dilemma dieser gesamten Kontrollamtsgeschichte und der
Kontrollamtsprüfungen mit sich bringt. Es gab im letzten Kontrollausschuss
einen Prüfbericht über die Fassade der Fernwärme Flötzersteig. Da ist man bei
einer stichprobenweisen Überprüfung draufgekommen, dass ein Großteil dieser
Fassadenteile eigentlich zum Herunterfallen sind. Dann hat sich das Kontrollamt
das im Sommer 2004 genau angesehen und man ist draufgekommen, dass diese
Geschichte insgesamt bereits 11 Jahre dauert. Im November 1994 ist
man draufgekommen, dass Fassadenteile locker sind. Im März 1995 hat man
einen Ziviltechniker beauftragt, sich das anzusehen, was zu machen ist. Dann
hat es insgesamt fast fünf Jahre gedauert, bis eine Firma im Frühjahr 2000
beauftragt wurde, das in Ordnung zu bringen. Die Arbeiten wurden tatsächlich im
März 2002 durchgeführt und im Sommer ist es einmal hinaufgeschraubt worden.
Dann hat der Gutachter in der Zwischenzeit aber gesagt, auf Grund des langen
Zuwartens, nämlich seit dem November 1994 bis ins Jahr 2002, ist ein
derartig großer Teil der Fassade jetzt irreparabel, dass eigentlich viel mehr
gemacht gehört und eine permanente Gefahr besteht, dass das abstürzt. In der
Zwischenzeit gibt es einen verlorenen Aufwand von 690 000 EUR. Das
haben diese ganzen fleckerlteppichartigen Reparaturarbeiten, die nichts
gefruchtet haben, gekostet. Seit dem Sommer 2004, seit das Kontrollamt
dort gewesen ist, wissen wir, dass die Fernwärme jetzt soweit ist, dass eine
Generalsanierung gemacht und die Fassade komplett erneuert wird. Nicht nur,
dass knapp 700 000 EUR verlorener Aufwand in den letzten 11 Jahren zu
verbuchen sind, nicht nur, dass auf gravierende und grobe fachliche als auch
sachliche Mängel vom Kontrollamt hingewiesen wurde, hat dieser
Kontrollamtsbericht eine einzige Konsequenz, dass nämlich nach 11 Jahren
endlich die Fassade in Ordnung gebracht wird. Von allen anderen Konsequenzen, nämlich
wer fachlich und sachlich dafür zuständig gewesen ist, welche Konsequenzen es
auf der Personalseite gibt, welche Konsequenzen es für die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter gibt, die diesen verlorenen Aufwand - unter Anführungszeichen -
verursacht haben, die das jahrelang ignoriert haben, was man ihnen gesagt hat,
die das jahrelang ignoriert haben, was der Ziviltechniker gesagt hat, die das
jahrelang ignoriert haben, was die Baufirmen gesagt haben, ist nicht zu
sprechen, denn da gibt es keine Konsequenzen.
Genau das ist der Punkt, den ich auch am Anfang
gesagt habe. Die sind dort gesessen, haben mit den Schultern gezuckt, mitleidig
und zerknirscht geschaut, haben gesagt: „Um Gottes Willen! Es tut uns Leid! Wir
werden uns bemühen!", und das war es. Das kann nicht sein, denn das ist
etwas, was in den Köpfen vieler drinnen ist. Es gibt ohnedies keine
Konsequenzen, es passiert ohnedies nichts. Das ist raschest abzustellen. Dafür
sind wir als Mandatare eigentlich da, um den Kolleginnen und Kollegen auch
klarzumachen, es handelt sich um das Geld aller Wienerinnen und Wiener und
nicht um irgendeine Privatschatulle, in die man einfach hineingreift, solange
etwas da ist und wenn halt nichts mehr da ist, haben wir ein Pech gehabt,
sondern dass die Ressourcen, die wir verbrauchen, das Steuergeld ist und
möglichst schonend zu verwenden ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Nachdem Herr Kollege Kopietz jetzt offensichtlich
versucht hat, dem Rätsel der CD auf die Spur zu kommen und er sich noch nicht
zum Wort gemeldet hat, gehe ich davon aus, dass ich mit meinen Aussagen zu
Beginn meines Debattenbeitrags richtig gelegen bin (GR Karlheinz Hora: Nein, das stimmt nicht!) und beende ihn somit.
- Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. - GR Harry Kopietz: Die Inhalte der
Wortmeldung waren nicht wirklich so interessant, dass ich das überprüfen
möchte!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Johannes Prochaska:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Obwohl ich eine herzliche Abneigung gegen Ihre Usance
des polemisierenden Berichterstatters habe, muss ich als doch persönlich
Attackierter dem Kollegen Reindl die gebührende Antwort geben.
Ich bringe Ihnen den von ihm als politische
Druckausübung sondergleichen bezeichneten Brief zur Kenntnis:
„Sehr geehrter Herr Dr List! Bezugnehmend auf Ihre
mündlich mitgeteilte Einschätzung des Prüfungsaufwandes betreffend Sicherheits-
und Hygienezustand in den städtischen Bädern teilen wir Ihnen seitens des
ÖVP-Klubs mit," - mündlich von ihm vorgeschlagen – „dass wir mit Ihrem
Vorschlag, vorerst von jeder Bäderkategorie nur jeweils zwei Stichproben der
Überprüfung zu unterziehen, einverstanden sind. Wir verstehen jedoch auch, dass
die speziell angeführten Fragen im Zusammenhang" - also der zitierte große
Umfang – „mit der Wahrnehmung der Führungsaufgaben auch bei der vorgeschlagenen
Vorgangsweise zur Gänze aufrecht bleiben. Ebenso gehen wir davon aus, dass damit
die Behandlung des Prüfberichtes im Kontrollausschuss raschest, möglichst
jedenfalls noch vor Beendigung der Legislaturperiode, sichergestellt ist."
Das ist der schwere politische Druck, wenn wir
einmahnen, was wir akkordiert als Beschleunigung gesehen haben! (GR Godwin
Schuster: Dann erinnern Sie sich nicht mehr an die Ausschusssitzung!) Und
wenn Sie von jeder Bäderkategorie nur zwei untersuchen, dann frage ich Sie, wie
viele Bäderkategorien wir haben, dass Sie eineinhalb Jahre dafür brauchen,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Zwei
Jahre lang haben Sie insistiert!)
Wenn man hier behauptet, dass es
eine
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