Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 116
Wissenschaft zu veröffentlichen. Ich glaube, dass hier sehr viel mehr passieren könnte, auch wenn der Hinweis richtig ist, dass für die Wissenschaftspolitik der Bund zuständig ist. Aber ich glaube, dass eine Stadt wie Wien, die so viele Institute, Institutionen, die sich mit der Wissenschaft beschäftigen, so viele Universitäten hat, eigentlich hier mehr Bewusstsein entwickeln könnte, dass auch mit dem, was hier möglich ist, einiges bewirkt werden könnte. Und ich habe im Laufe der Legislaturperiode einige Anträge eingebracht zur Förderung von jungen WissenschaftlerInnen, zu mehr Transparenz in der Wissenschaftsförderungsvergabe und so weiter.
Es hat eigentlich nichts gefruchtet, es wird halt
weiter so gearbeitet wie schon die letzten Jahre und es ist für die Community
nicht nachvollziehbar, nach welchem Prinzip, nach welchem großen Ideal oder
sonst wie, hier vorgegangen wird.
Und wenn man sich dann anschaut, dass offensichtlich
die großen Debatten, die im letzten Jahr stattgefunden haben, nämlich die
Debatte um die Ludwig Boltzmann Gesellschaft hier zwar auch erwähnt wird, aber
eins zu eins, aus der Jubelbroschüre, beziehungsweise aus dem Antrag der Ludwig
Boltzmann Gesellschaft, den diese ja jährlich stellt und der auch jährlich mit
über einer Million dotiert wird, die Begründung einfach übernommen wird und
eine kritische Reflexion dieser Vorgehensweise nicht einmal in diesem Bericht
stattfindet und dass nur aufgelistet wird, was das Ludwig Boltzmann Institut,
beziehungsweise die Ludwig Boltzmann Gesellschaft hier der Stadt Wien
offensichtlich zur Verfügung stellt, so frage ich mich schon, ob die Diskurse
in der Community, in der Scientific Community, irgendwie in der Stadt
wahrgenommen werden, weil die Debatte um die Ludwig Boltzmann Gesellschaft war
wirklich eine großstädtische, und die Stadt Wien hat sich immer nobel zurück
gehalten. Das habe ich hier auch mehrmals kritisiert, aber im Wissenschaftsbericht
nicht einmal annähernd zu erwähnen, dass es hier Widerstände gegeben hat,
nämlich von den Forschungseinrichtungen der Stadt Wien an den Krankenanstalten
in der Stadt Wien oder oder oder. Das einfach zu übernehmen, finde ich gelinde
gesagt diesen Instituten gegenüber, die jetzt geschlossen wurden, die kein Geld
mehr haben, die 2005 eigentlich auf der Straße stehen und in denen die
WissenschaftlerInnen nicht wissen, wie es weiter geht, diese einfach so
abzufertigen, skandalös und ich hoffe, dass irgendwann in dieser Stadt in
diesem Bereich nachgedacht wird, dass es mehr gibt als das, was da drinnen
steht und was an Gießkannenprinzip-Förderung gemacht wird.
Die großen
Summen in dem Bereich der Wissenschaftsförderung finden sich ja nicht in diesem
Ressort, was vielleicht ein Glück ist, weil sonst würde es nicht einmal das
geben, weil es ja offensichtlich kein Interesse gibt, hier zum Thema
Wissenschaft auch was zu tun, sondern es ist unsere Wissenschafts- und
Technologieförderung der große Brocken drinnen. Hier gibt es halt die
klassischen Schwerpunktsetzungen, die offensichtlich der Herr Bürgermeister
vorgibt, Life Science und andere. Auch hier keine Debatte, keine Diskussion, ob
es zielführend ist, immer mehr Labors einzurichten, immer mehr in eine Richtung
zu gehen und nicht sich auch zu überlegen, ob der Boom der Life Science nicht
schon längst vorbei ist, wo es auch schon auch aus den
WissenschaftlerInnenkreisen Anmerkungen gibt, dass es hier einen gesättigten
Markt gibt und dass es eigentlich noch andere wissenschaftliche Bereiche gibt,
die auch gefördert werden könnten und wo es eigentlich auch mehr Engagement
gibt bei den jungen WissenschaftlerInnen. Wir haben in diesem Ressort eine
Steigerung der Mittel um ein paar Millionen Euro, 2 Millionen EUR.
Trotzdem ist es, glaube ich, zu wenig für eine Stadt wie Wien, was im Bereich
der Kultur- und Geisteswissenschaften ausgegeben wird. Hier könnte die Stadt
Wien noch mehr tun, vor allem im Bereich der jungen WissenschaftlerInnen, die
ja meistens ein paar tausend Euro zum Publizieren ihrer Berichte, ihrer
Diplomarbeiten oder Sonstigem bekommen, oder ein paar Stipendien, aber
eigentlich gibt es ja keine Idee, wie man größere Förderbeträge ausschüttet,
wie man thematische Ausschreibungen macht, oder überhaupt, wie man an junge
WissenschafterInnen herankommt, so dass sie nicht, getrieben durch die
Wissenschaftspolitik des Bundes, ins Ausland gehen und nicht mehr nach Wien
zurück kommen.
Sehr interessant habe ich auch den Hinweis gefunden,
dass die Fachabteilungen Forschungsaufträge in den Magistratsabteilungen
machen. Das ist schön, aber es gibt eigentlich sehr viele
Magistratsabteilungen, die darauf nicht zurückgreifen. Ich habe einmal eine
Anfrage gestellt an alle StadträtInnen, welche Forschungsaufträge sie vergeben,
und das war schon sehr bezeichnend, dass in den Bereichen, in denen eigentlich
die großen Herausforderungen einer Stadt liegen, nämlich im sozialen Bereich,
im Bildungsbereich, keine Forschungsaufträge vergeben werden. Es gibt sehr viel
im Bereich der Umwelt und in den anderen Magistratsabteilungen, aber bei den
Themen, die die großen Herausforderungen darstellen, nämlich
Bevölkerungsentwicklung, Migration, Integration, gibt es eigentlich keine
Forschungsaufträge, und das finde ich eigentlich auch erbärmlich.
Ich möchte noch zu einem Thema kommen, das ja auch in
der letzten Zeit im Gespräch war. Es war immer wieder den Medien zu entnehmen,
dass sich der Herr Bürgermeister mit dem Star der Quantenphysik, dem Anton
Zeilinger, so gut versteht und dem irgendwie ein Center of Excellence
versprochen hat, zumindest ist das das Gerücht. Ich habe auch gelesen, dass es
einen Bericht gibt, der das empfiehlt, dass es hier auch in Wien ganz super
ist, weil es hier so viele Möglichkeiten gibt, und dass es dann eine
Eliteuniversität geben soll.
Und wenn man sich die Finanzierung
und die Situation der Universitäten in Wien ansieht, so kann das eigentlich nur
ein Hohn sein, denn wenn wir uns ansehen, dass die Universitäten einiges an
Geld bräuchten, die öffentlichen Universitäten nämlich, ca
100 Millionen EUR, um irgendwie ihr Defizit und ihr Budgetdefizit zu
beheben, und dann noch darüber nachzudenken, dass man eine Eliteuniversität macht,
und dann auch noch zu
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