Gemeinderat,
57. Sitzung vom 28.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 116
behaupten, dass das nicht auf Kosten der öffentlichen Universitäten gehen soll, dann glaube ich, dass das eher hanebüchen ist, das zu glauben.
Offensichtlich gibt es aber in der Stadt Wien
Menschen, die das glauben, dass die Bundesregierung hier nicht das Geld von den
öffentlichen Universitäten nimmt, sondern irgendwo auftreibt, von wo auch
immer.
Und wir befürchten, dass es in Wien ein Center of
Excellence, oder eine Eliteuniversität geben wird und ich stelle deshalb
folgenden Beschlussantrag:
„Solange die ausreichende Finanzierung der
österreichischen Universitäten nicht sichergestellt ist, spricht sich der
Gemeinderat der Stadt Wien gegen die Errichtung einer Eliteuniversität
beziehungsweise einer dementsprechenden postgraduate Ausbildungseinrichtung in
Wien aus.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung.“
Es geht nicht darum, dass wir keine
Eliteuniversitäten wollen oder exzellente Forschungseinrichtungen, sondern es
geht darum, wo die Prioritäten in der Wissenschafts- und in der
Forschungsfinanzierung sind. Und sie können nicht in einem Institut sein, in dem
dann Postgraduates ausgebildet werden, wenn diese Postgraduates nicht aus
Österreich kommen, weil die österreichischen Universitäten sie nicht mehr
ausbilden können, weil diese kein Geld mehr haben, weil sie einfach so schlecht
ausgestattet sind, dass hier der Nachwuchs, der wissenschaftliche Nachwuchs,
dann von irgendwo herkommt, aber eigentlich die österreichischen Studierenden
auf Universitäten studieren, die ganz klar zweite Klasse sind, obwohl ja die
Weltklasseuniversität das große Ziel der Bundesregierung ist.
Wir hoffen, dass der Herr Bürgermeister hier diesen
Antrag auch zur Kenntnis nimmt, dass sich hier der Gemeinderat doch dagegen
ausspricht, dass wir, solange die öffentlichen Universitäten nicht genügend
finanziert werden, hier nicht einer Eliteuniversität auch noch Geld aus Wien
hinterher werfen.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, weil Herr Kollege
Woller gerade gemeint hat, Kulturpolitik unterscheide sich von der
Bundeskulturpolitik, auch in der Wissenschaftspolitik ist das so, der Bund macht
schlechte Wissenschaftspolitik, die Stadt Wien macht keine
Wissenschaftspolitik, und ich würde mir wünschen, dass in der nächsten Periode
irgendwann, entweder im Ausschuss oder hier, eine Wissenschaftsdebatte
stattfindet und nicht immer nur Kulturdebatten abgeführt werden und dann
Berichte vorgelegt werden, wo man sich das durchlesen kann, in welchem Verlag
welche Publikation erschienen ist. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenbeitrag kommt von Herrn Mag Ebinger. Bitte schön.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
Die absolute Mehrheit der Sozialdemokraten in Wien
habe ich schon öfter mit der Ignoranz der Macht verglichen. Seien Sie mir nicht
ungehalten, aber wenn wir heute, sozusagen rechtzeitig zu Beginn der
Kulturdebatte, den Kulturbericht und den Wissenschaftsbericht kriegen, sodass
man sich in Wirklichkeit nicht seriös damit befassen kann, dann ist das die letzte
Ignoranz der Macht. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe trotzdem ein kleines Beispiel von der Kunsthalle
herausgegriffen. Sie wissen, es gab in allen Medien die Besucherzahlen der
Kunsthalle, und da hat ja der Rechnungshof kritisiert, dass die Kunsthalle am
Westbahnhof einen Kiosk aufgestellt hat, und wenn man dort versehentlich hinein
geschaut hat, galt man schon als Besucher der Kunsthalle und wurde mitgezählt.
Und jetzt sehe ich hier, da gibt es ja wirklich massive Zählungen, man weiß
genau, wie viele Männer, wie viele Frauen, es überwiegt das weibliche Publikum,
aber was noch interessanter ist, bei der Befragung - und das steht ja auch
drinnen im Kunst- und Kulturbericht - werden jetzt die Leute beim Betreten der
Kunsthalle nach ihrer Herkunft befragt und siehe da, 65 Prozent der
Ausländer kommen aus Deutschland, 12 Prozent sind Schweizer, es gibt
Niederländer, dann haben wir 4,7 Prozent Mexikaner. Ich frage mich, ist da
einmal ein Reisebus mit Mexikanern vorbei gekommen, die vielleicht
versehentlich statt ins Leopoldmuseum in die Kunsthalle gegangen sind.
Großbritannien, USA und dann haben wir noch Rest der Welt, da hat man sich
nicht mehr diese Mühe gemacht.
Wie man zu solchen, meines Erachtens relativ
sinnlosen Statistiken kommt, das ist mir ein Rätsel. (GR Godwin Schuster: Überall wird das auf der Welt gemacht!) Ja,
wieso wissen wir dann, Mexiko und der Rest der Welt sind 6 Prozent, das
wird nicht mehr unterschieden. Das ist eine Statistik... (GR Godwin
Schuster: Das ist eine Frage der Qualität, ich bin auch gefragt worden!)
Herr Schuster, ich werde manchmal beim Baumax gefragt, wo ich meinen Wohnsitz
habe und das verweigere ich schon, ihnen zu sagen. (GR Godwin Schuster: Warum das?)
Meine Damen und Herren, mein eigentliches Thema ist,
wie schon bei einigen Vorrednern, die Theaterreform. Diese Theaterreform, die
ursprünglich das Ziel hatte, die Subventionsvergabe für die freien Gruppen
effizienter zu gestalten, diese Reform hat sich aber immer mehr zu einem
Desaster für die kleinen und mittleren Bühnen entwickelt. Bei dieser neuen Form
der Geldvergabe müssen bewährte, vielfach ausgezeichnete Theaterleute Konzepte
einreichen und sich dem Urteil einer so genannten “International besetzten
Jury“ unterwerfen, die ganz offensichtlich hier über die Arbeit der
Theaterlandschaft nicht wirklich informiert war und ist.
Es war ein Zweistufenplan, 117
Konzepte wurden eingereicht, das heißt 117 Theatergruppen, Bühnen, haben
sich um eine Vierjahresförderung beworben und 25 haben sie bekommen.
Stadtrat Mailath-Pokorny sagt dazu: „Diese Reform ist keine, die sich zum Ziel
gesetzt hat, Theater als das zu nehmen, was es ist, nämlich ein hoffentlich
möglichst lebendiger, hoffentlich möglichst dynamischer Kunstbereich. Und das
heißt natürlich, dass es Neuentwicklungen gibt und dass vielleicht das eine
oder das andere dann auch von der Bühne
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