Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 111 von 136
mich nur, dass Sie so viel Geld brauchen, dass Sie Ihre eigenen
Erfolgsberichte derartig nach außen tragen müssen, dass Sie es dann am Ende
selber auch glauben müssen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich
stelle Ihnen aber unsere Liste mit den Inseraten des PID gerne zur Verfügung.
Sie können es ergänzen. Ich glaube nicht, dass wir etwas zu viel hineingenommen
haben und wenn, dann ist es nicht ganz vollständig.
Ich komme jetzt zum Bereich der Musikschulen und auch hier können wir
durchaus gewisse Mängel feststellen, die der Rechnungshof in seinem Bericht,
der uns letztes Jahr zugegangen ist, aufgezählt haben. Auch da ein roter Faden
und rot in des Wortes doppelsinnigster Bedeutung. Es fehlt auch im Bereich der
Musikschulen an einem Gesamtkonzept. Es fehlt eine taugliche gesetzliche
Grundlage. Deshalb sind wir im Musikschulbereich darauf angewiesen, im Bereich
der Privatwirtschaftsverwaltung zu agieren. Wir haben die geringste
Versorgungsdichte. Wir haben im Ländervergleich auch die geringste Schülerzahl.
Hier erwarten wir uns, und wir haben das ja auch schon mehrfach beantragt und
deswegen werden wir auch der Initiative, die diesmal von den GRÜNEN ausgegangen
ist, zustimmen, dass wir hier ein ordentliches Musikschulkonzept brauchen. Man
kann nämlich nicht nur von der Mozartstadt sprechen, man kann nicht nur von der
Musikhauptstadt Wien sprechen, man muss auch dafür etwas tun und dafür brauchen
wir ein ordentliches und taugliches und in die Zukunft gerichtetes
Musikschulkonzept. (Beifall bei der ÖVP.)
Auch der Bereich der Erwachsenenbildung, der gerade
heute in der Zeit des lebenslangen Lernens immer wichtiger wird, wird von Ihnen
stiefmütterlich behandelt. Auch der Bereich der Volkshochschulen würde sich
über einen warmen Geldsegen freuen und es sich bietet sich ja förmlich eine
Umleitung der Mittel des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien hin
zum Bereich der Erwachsenbildung an. Auch darüber würden sich die
Volkshochschulen sehr freuen. Wenn Sie sich das Kursangebot anschauen, wenn Sie
sich teilweise die Räumlichkeiten anschauen, dann werden Sie erkennen, dass es
dort einen massiven Handlungsbedarf gibt. Auch der Bereich der
Erwachsenenbildung sollte ein Schwerpunkt im nächstjährigen Budget sein und
auch da hätten Sie mehr als genug Anlass, die Periode zu Ende zu arbeiten. Es
würden uns auch noch sehr viele weitere Anregungen diesbezüglich einfallen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ich komme schon zum
Abschluss. Auch im Bereich der außerschulischen Jugendbetreuung würden wir uns
dringlichst ein Gesamtkonzept wünschen. Wir haben einen Fleckerlteppich, wir
haben dort ein Projekt, wir haben da ein Projekt, es fehlt das große Konzept,
es fehlt auch das Aufspringen auf moderne Formen außerschulischer
Jugendbetreuung. Wir stecken nach wie vor sehr viel Geld in eine Infrastruktur,
die man dann über Jahre und Jahrzehnte, weil man sie ja geschaffen hat, weiter
finanzieren muss, während der internationale Zug schon in eine ganz andere
Richtung fährt. Das heißt, auch hier ist Innovation und nicht Fortschreiben
längst bekannter Entwicklungen gefragt. Wir sind auch... (GR Mag Thomas
Reindl: Bei der ÖVP gibt es keine Kulturförderung! Da gibt es nur Geld für
Feuerwehrfeste und Volksmusik! – GR Jürgen Wutzlhofer: Ja ja, für
Feuerwehrfeste und Volksmusik!!)
Ja, und Sie feiern einfach Partys und Sie sehen im
Rathaus in erster Linie eine Partylocation, wie man ja aus einem Akt lesen
kann. Das heißt, das, was Sie können, ist nicht eine sinnvolle, sachlich
orientierte Arbeit abzuliefern, sondern Sie wollen feiern und Sie fördern halt
dann das so genannte Freie Radio Orange. Dort dürfen die Journalisten das tun,
was Sie ihnen mehr oder weniger vorgeben, weil sie ja Jahr für Jahr neu um eine
Subvention ankommen müssen. Das heißt, gehen Sie nicht dauernd auf den Bund
los... (GR Jürgen Wutzlhofer: Ein wirklich freies!) Bitte? (GR Jürgen
Wutzlhofer: Ein wirklich freies!)
Also Freiheit schaut sicher anders aus, als dass man
von einem Jahr aufs andere bei der Stadt als Monopolsubventionsgeber ansuchen
muss. Also von Freiheit haben wir in der ÖVP offenkundig einen anderen Begriff.
Aber das ist halt der Unterschied zwischen sozialistischem Freiheitsverständnis
und christdemokratischem Freiheitsverständnis. (Beifall bei der ÖVP.)
Dort, wo Sie Freiheit sagen, meinen Sie in
Wirklichkeit Abhängigkeiten. Sie sind in einem System des Schaffens von Abhängigkeiten
groß geworden. Das können wir Ihnen an Hand so vieler Beispiele nachweisen! Und
Sie wollen ja offenkundig auch mit Ihren Bittinseraten die freie Presse
abhängig machen und in manchen Bereichen gelingt es Ihnen offenkundig auch gar
nicht so schlecht. (GR Mag Thomas Reindl: Zum Beispiel? – Heiterkeit bei der
SPÖ.) Das wäre die Aufgabe für eine publizistische Dissertation (Weitere
Heiterkeit bei der SPÖ.), da enthalte ich mich jetzt jeglicher... Aber ich
bin mir sicher; also wenn man das hochrechnet zwischen dem, was Sie für
Propaganda ausgeben und was die Bundesregierung ausgibt bei dem Budget, also da
ist der Schüssel ein Armutschkerl im Vergleich zu Ihnen! Das muss man Ihnen
jetzt schon einmal sagen! (Beifall bei der ÖVP. – Große Heiterkeit bei der
SPÖ.)
Sie sollten viel mehr Geld in konzeptive Arbeit und nicht
in Propaganda stecken. Schauen Sie, dass Sie zu den Stadträten weniger
Pressesprecher, sondern mehr Sachbearbeiter hinbringen. Ich glaube, es gibt
genug offene Dinge, die man in Wien erledigen müsste, aber Sie beschränken sich
auf eine vordergründige Propaganda. Sie geben es ja sogar selbst in Ihrem
eigenen Budget zu, das sowieso mehr verschleiert als es aufdeckt. Sie geben es
in Ihrem eigenen Rechnungsabschluss zu! Und Sie sind schon so überheblich, dass
Sie sich in der letzten Sitzung, bevor Sie den Gemeinderat mutwillig auflösen,
selbst noch ein paar hundert Millionen Euro aus der Handkasse des
Steuerzahlers für Eigenpropaganda ohne ein ordentliches Ausschreibungsverfahren
zugestehen! Sie finden es nicht einmal der Mühe wert, dazu in einem
entsprechenden Ausschuss eine Wortmeldung abzugeben. Das zeigt doch, wie
überheblich Sie eigentlich sind. Und in Wirklichkeit wollen Sie am liebsten gar
nicht wählen, weil Sie eh schon wissen, wie es ausgeht.
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