Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 136
anderen Seite sorgt man jetzt dafür, dass nur jene BewerberInnen in dieses Verfahren überhaupt hinein können, die dem Stadtschulrat genehm sind. Damit werden die Parteibuchbestellungen fortgeschrieben, damit wird die Freunderlwirtschaft fortgeschrieben und ich kann Ihnen nur sagen: Ich bin fassungslos über dieses neue Bestellungsmodell!
Insgesamt
und abschließend als Resümee: Im Wiener Pflichtschulbereich spielt sich
Schlimmes ab. Wir werden den Anforderungen nach PISA nicht gerecht werden können.
Wir können dem gesetzlichen Bildungsauftrag nicht mehr gerecht werden und der
Stadtschulrat ist nicht dazu in der Lage, im eigenen Haus jene Reformen
umzusetzen, die er auch ohne Geld und an sich machen könnte. Das ist sehr
wenig. Das ist eine sehr schlechte Bilanz im Bereich Schule und davon, dass wir
einem Budgetabschluss die Zustimmung geben könnten, kann natürlich überhaupt
nicht die Rede sein! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön.
Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Dr Aigner.
GR Dr
Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Vor uns
liegt der Rechnungsabschluss der Geschäftsgruppe Jugend, Schule, Bildung und Information.
Wenn man sagt, das Budget sind in Zahlen gegossene politische Vorhaben, so kann
man den Rechnungsabschluss sozusagen als Bestätigungsvermerk der Politik, die
man sich vorgenommen hat vor über einem Jahr, befassen. Und man kann sich dann
die Frage stellen, ob die Zielsetzungen, die man sich seinerzeit im Budget
vorgenommen hat, die richtigen waren, ob im Zuge des Budgetvollzugs
Kurskorrekturen vorgenommen worden sind oder ob man auf einem falschen Kurs
beharrlich weiter gegangen ist.
Und ich
habe mir das Budget angeschaut und mir ein paar Zahlen herausgenommen, die
beachtenswert sind. Kommen wir zum Bereich des Presse- und
Informationsdienstes der Stadt Wien, der mehr als gut bedient wird, sowohl im
Voranschlag aber noch viel besser in den jeweiligen Rechnungsabschlüssen. In
den letzten drei Jahren haben sich immerhin satte 31 Millionen EUR
Zuschussbedarf ergeben als Differenz zwischen dem budgetierten Voranschlag und
den tatsächlich ausgegebenen Summen. Mit diesen 31 Millionen EUR
hätte man sehr viel anderes auch tun können als Eigenpropaganda der Stadt Wien.
Wenn man heute den ganzen Tag hier gesessen ist und zugehört hat, dann hat man
ja den Eindruck gehabt, als ob es an allen Ecken und Enden an Geld fehlen
würde. Schuld ist natürlich der Bund. Und gleichzeitig genehmigt sich die
Gemeinde Wien ein sehr fürstliches Presse- und Informations-, man könnte auch
sagen Propagandabudget.
Dabei ist es ja so, dass die
Zahlen des PID ja nur die halbe Wahrheit enthüllen, weil im Sinne der
integrativen Öffentlichkeitsarbeit ja auch sehr viel Geld für
Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Ressorts und in den ausgegliederten
Einheiten drinnen steckt. Dennoch braucht der PID um 31 Millionen EUR
mehr. Da kann man dann schon die Frage stellen: Was passiert mit dem ganzen
Geld?
Gleichzeitig erachtet man es als
nicht notwendig, zum Beispiel einen Rechenschaftsbericht über die Tätigkeiten
der Auslandsbüros zu geben. Während wir sonst eine Fülle von
Hochglanzbroschüren in Händen halten, sollen wir jetzt einen Beschluss über die
Weiterfinanzierung des Compress Verlags, der die Auslandsbüros im Namen und im
Auftrag des PID leitet, fassen, ohne dass wir irgendeinen Rechenschaftsbericht
darüber bekommen haben, was dort geschieht, wofür das Geld ausgegeben wird, welche
Kontakte geschlossen werden, welche Pressearbeit im Interesse der Stadt gesetzt
wird, welche Wirtschaftskontakte hergestellt werden. Das heißt, ich kann einmal
den Schluss ziehen, dass dort, wo freiwillig keine Berichte gelegt werden, es
auch nichts Berichtenswertes gibt und dann stellt sich die Frage, warum wir
einer Weitersubventionierung dann auch die Zustimmung erteilen sollen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Während demnach die Propagandamaschine der Stadt Wien richtig ins Rollen
kommt, hat dieselbe Stadt Wien kein Geld für ein Gratiskindergartenjahr, kein
Geld für einen erhöhten Heizkostenzuschuss, kein Geld für Fahrtendienste und
muss sich das Geld von den Spitalspatienten im Wege eines erhöhten
Spitalskostenbeitrags auch noch refundieren lassen. Ich meine, man kann den
Grundsatz "Tu Gutes und rede darüber" auch insofern übertreiben, wenn
man nur mehr redet und nichts mehr tut, denn dann verliert das Sprichwort auch
seine Sinn. Das heißt, gute Dinge werden von selbst bekannt, da braucht es keine
Propaganda. Arbeiten Sie mehr, arbeiten Sie länger, schöpfen Sie die Periode
aus und haben Sie auch die Größe, den guten Anregungen der Opposition Folge zu
leisten, dann ersparen Sie sich sehr viel Geld für die Propaganda! (Beifall
bei der ÖVP.)
Während wir das Budget des Presse- und Informationsdienstes der Stadt
Wien laufend erhöhen müssen, können wir beobachten, dass der PID gleichzeitig
als Großinserent in sehr vielen namhaften österreichischen Tages-, Wochen- und
Monatsjournalen aufscheint. Wir haben uns die Mühe gemacht hier, das im Klub zu
recherchieren. Ich habe eine mehrseitige Zusammenstellung, wo überall der PID
aber nicht mit kleinen Inseraten, weil “nicht kleckern sondern klotzen“ ist
offenkundig angesagt, sondern mit ein bis zwei Seiten Inseraten vertreten ist.
Und da kann man sich ausrechnen, was das kostet. Das heißt, das Propagandawesen
der Stadt ist der Stadt sehr viel Geld wert. Das heißt, Budgets werden ganz
bewusst niedrig angesetzt. Kollege Strobl hat das ja auch im Schulbereich schon
an Hand vieler Beispiele aufgestellt und nachgewiesen. Im PID ist es genauso.
Es wird gering budgetiert. Es wird hemmungslos überzogen und es werden
Millionendeals abseits der Öffentlichkeit und abseits jeglicher politischer
Kontrolle von Ihnen vorgenommen. (GR Mag Thomas Reindl: Glauben Sie
das wirklich, wenn Sie so etwas sagen, Herr Abgeordneter?)
Na, selbstverständlich glaube ich
das. Ich wundere
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