Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 136
Arbeitslosigkeit auffrisst. Der Bund braucht daher seine Unfähigkeit in diesem Bereich nicht auf die Bundesländer abzuwälzen.
Unterstrichen wird diese Politik des Bundes in fünf
Jahren auch durch eine Vergleichszahl, wenn wir schon beim Benchmarking sind:
Um 46 000 Arbeitslose gibt es mehr. Das ist die höchste
Arbeitslosigkeit in der Zweiten Republik. Das stört anscheinend niemanden oder
wenige im Bund, außer dass Herr Bartenstein um Rabatte beim Schuhkauf streitet.
In diesem Bereich, wo es gilt, das Leid der Menschen zu lindern, merke ich
keine Akzente.
Und weil hier so getan wird, dass Wien alles alleine
lösen muss, soll doch gesagt werden, dass Wien nicht alles alleine lösen können
wird. Wir haben schon von der hohen Beschäftigungsquote in dieser Stadt gehört.
Wir haben – das kann man ganz einfach nicht wegdiskutieren – eine hohe Zahl von
Pendlern. Trotzdem – und auch das kann man nicht wegdiskutieren, meine sehr
verehrten Damen und Herren – ist es gelungen, dass die Arbeitslosigkeit seit
10°Monaten im Sinken ist, auch wenn sie, das gebe ich zu, immer noch zu hoch
ist. Im letzten aktuellen Monat, das ist Ende Mai, denn den Juni gibt es noch
nicht, waren es minus 2,1 Prozent. (StR DDr Eduard Schock: Kollege
Ekkamp! Das sind ja die Umschulungen!) Vorarlberg: plus 14 Prozent;
dort steigt sie. (StR DDr Eduard Schock: Erzähl doch keine Märchen! Das sind
die Umschulungen!) Aber, Herr Kollege Schock, Kärnten: plus
5,9 Prozent; dort steigt die Arbeitslosigkeit. (Neuerlicher Zwischenruf
von StR DDr Eduard Schock.) Ich
sage ja, die ist noch immer zu hoch in Wien, in Österreich. Sie wissen ja, wie
es geht, dass wir null Arbeitslosigkeit haben. Dann machen Sie einmal
Vorschläge, aber ich habe bis jetzt noch keine gehört, meine Damen und Herren.
Ich denke auch, dass ein wichtiger Beitrag durch den Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds geleistet worden ist, und die Dotation mit
42 Millionen EUR spricht ja eine eigene Sprache. Es gibt eben so
einen ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds nur in Wien und sonst in keinem anderen
Bundesland, und die 42 Millionen EUR bedeuten ein Plus von
20 Prozent.
Wer einmal in die Situation gekommen ist, dass er arbeitslos
wird, der weiß auch, wovon er dann redet. Ich bin zum Glück noch nie arbeitslos
geworden, aber ich kenne viele Schicksale von Männern und Frauen, die eben
durch Verlagerung, durch Stilllegungen von Betrieben davon betroffen sind. Da
wird irgendwo in Europa einfach nur der Hauptschalter umgedreht und dann stehen
500 bis 600 Menschen auf der Straße. Ich weiß, wie die Härten
diese Menschen treffen, aber eine Stiftung wie eben der Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds ist eine tolle Sache. Die Vermittlungsquote
jener Menschen, die in die Stiftung gehen und durch Höherqualifizierung,
Weiterqualifizierung, Umschulung wieder einen Arbeitsplatz finden, liegt bei
weit über 90 Prozent. Und ich denke, das dürfen wir diesen Menschen ganz
einfach nicht verwehren. (Beifall. – GR Kurth-Bodo Blind: Der Applaus war
schwach!) Da braucht man
nicht viel zu applaudieren, das ist eine ernste Sache, Herr Kollege.
Darf ich Ihnen vielleicht noch einen kleinen
Vergleich bringen, einen Vergleich von urbanen Bereichen im deutschsprachigen
Raum, wie er schon öfter zitiert worden ist. München, eine prosperierende
Stadt, hat dieselben Arbeitslosenzahlen wie Wien. Stuttgart: 10,6 Prozent;
Nürnberg: 14 Prozent. Da rede ich gar nicht von Berlin mit 19 Prozent
und anderen Städten.
Also in Wien ist die Arbeitslosigkeit hoch, das muss
man zugeben, in einem urbanen Bereich ist es einmal schwieriger, aber wenn man
es international vergleicht – das hilft wahrscheinlich niemandem –, ist es
trotzdem noch eine gute Situation. (GR
Gerhard Pfeiffer: Sie sollten München nacheifern!)
Meine Damen und Herren! Eine weitere Statistik – auch
sie ist heute schon angesprochen worden – im Bereich der Jugend. Das sind nicht
Zahlen, die irgendwer schreibt, das kommt vom AMS und ist aus dem Internet
herunterzuladen. Jugendarbeitslosigkeit Ende Mai 2005: Wien: 12,2 Prozent.
Keine Beschönigung, aber wenn ich dann so Zwischenrufe via Kärnten höre, das
17,7 Prozent hat, frage ich: Wo sind die Rezeptmittel? Niederösterreich:
16,1 Prozent. Wo sind die Rezeptmittel? Oberösterreich: 21,1 Prozent.
Wo sind die Rezepte? Auch an die ÖVP: Wo sind die Rezepte gegen die
Jugendarbeitslosigkeit? (GR Rudolf Stark: Salzburg!) Salzburg kann ich Ihnen auch sagen:
18,7 Prozent. (GR Mag Harald STEFAN: Schlecht! Schlecht! – StR DDr
Eduard Schock: SPÖ-Landeshauptfrau!) Aber sehr kurz erst. Sie können das
nicht von heute auf morgen ändern. Aber in der Relation, wenn Sie die Bundesländer
vergleichen, gewinnt hier Wien, denn es ist weitaus besser als die anderen
Bundesländer. (Zwischenruf von GR Dr
Matthias Tschirf.) Im Übrigen zum Herrn Tschirf, da würde mir auch einiges
einfallen, was er heute von sich gegeben hat. Ich will es aber damit belassen.
Er hat heute schon einiges von sich gegeben, das einer Würdigung wert wäre. (GR
Dr Matthias Tschirf: Heraus damit!)
Zu den Pensionsprivilegien möchte ich jetzt wirklich
eine Debatte, es wird aber die Zeit zu knapp. Aber ich vermerke, dass ihr von
der ÖVP und dass du – und mich schmerzt das ein bisschen –, obwohl du im ÖAAB
bist, obwohl du Personalvertreter bist, genauso auf Kürzungen der Pensionen aus
bist, dass du das Gleiche auch von Wien verlangst, was ihr den
ASVG-Versicherten gemacht habt, nämlich dreimal brutal hineingeschnitten,
dreimal hineingeschnitten. Kein Solidaritätsprinzip. Kein abgesicherter
Übergang. Also das ist es bitte, das mache ich dir zum Vorwurf, lieber Kollege
Tschirf. Sonst schätze ich dich ja persönlich, aber das ist, glaube ich, nicht
korrekt, dass man als Personalvertreter so eine Politik vertritt.
Ich will gar nicht von der Steuerreform reden, denn
30 zu 70 spricht ja eine eigene Sprache. 70 Prozent für Konzerne,
30 Prozent für die Arbeitnehmer. Aber da sitzen ja einige Verbündete hier
in dem Boot.
Ich
rede auch nicht über den Personalabbau vom Bund. 16 000 spricht eine
eigene Sprache, der Großteil davon in Wien. Wenn man dann erfahren muss, meine
sehr verehrten Damen und Herren, die Leute werden auf
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