Gemeinderat,
57. Sitzung vom 27.06.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 136
die Straße gesetzt und im gleichen Atemzug nimmt man im Finanzministerium Leiharbeiter auf, dann denkt man sich schon, das kann keine Politik im Sinne der Menschen sein.
Aber lassen Sie mich abschließend noch etwas zu einer
Doktrin sagen, der die ÖVP sich verschrieben hat. Geht es den Betrieben gut,
geht es uns allen gut. Das war so eine Doktrin, die im Jahr 2000 aufgetaucht
ist. Viele haben sie geglaubt, nur heute glauben sie es nicht mehr. Diese
Politik, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist wirklich gescheitert, denn
die Konzerngewinne steigen und steigen, gleichzeitig beschäftigten diese
Konzerne aber immer weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und die
Arbeitslosigkeit steigt und steigt.
Ich habe schon gesagt, die 275 000 im Bund, die
sprechen eine eigene Sprache, und es müssten ja schon längst die Alarmglocken
geläutet haben. Diese Politik, meine sehr verehrten Damen und Herren, muss im
Sinne der Menschen wieder revidiert werden. Ich kann daher die Forderung von
unserem Herrn Finanzstadtrat und Vizebürgermeister auch im Bereich der
Lehrlingsausbildung nur unterstützen und unterstreichen. Er fordert eben vom
Bund und von Herrn Minister Bartenstein 1 000 Stiftungsplätze für
Wien, mit Beteiligung der Stadt Wien, denn die sind wichtig für die jungen
Menschen, damit sie wieder Zukunft haben in unserem Land, meine sehr verehrten
Damen und Herren.
Ich denke, wenn man schon ein Benchmarking macht,
dann soll man fairerweise vieles dazu sagen und nicht nur einseitige Interpretationen
anbringen. Wien braucht, glaube ich, Vergleiche mit dem Bund nicht zu scheuen.
Im Gegenteil! Wien geht eindeutig als Sieger hervor. Das beweisen die Zahlen,
das beweisen die Fakten und auch das positive Lebensgefühl in unserer Stadt.
Und all diese Daten und Zahlen wurden erreicht, ohne dass wir den Weg einer
sozialen Stadt verlassen haben.
Die Bilanz in Form des Rechnungsabschlusses fällt
sehr gut aus. Wir gehen davon aus, dass die Wienerinnen und Wiener den
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wieder die Verantwortung übertragen
werden, so zu regieren, dass die Menschen bei der politischen Entscheidung
wieder im Vordergrund stehen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Bevor ich Frau GRin Dr Pilz das Wort erteile,
möchte ich sagen, dass in der Präsidialkonferenz für die zweite Runde eine
Redezeit von 15 Minuten vereinbart wurde. – Bitte, Frau Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Vizebürgermeister! Sie ahnen es vielleicht, wenn ich beim
Finanzkapitel ans Pult trete, dann könnte es sich um ein konkretes Anliegen
handeln, das Sie und ich schon öfter hier herinnen besprochen haben. Es geht um
eine konkrete Konsequenz Ihrer Finanzpolitik, es geht um die Situation der
Pendler und Pendlerinnen im Westen Wiens. (GR Kurth-Bodo Blind: Oh je!)
Genau! Herr Kollege Blind! Das Problem ist, dass Sie sich nicht kümmern, obwohl
Sie auch im 14. Bezirk zu Hause sind. Aber Sie fahren ja nicht mit der
Schnellbahn. Ich nehme wohl an, Sie fahren wahrscheinlich mit einem privaten
PKW. (GR Mag Christoph Chorherr: Sie
verstopfen das Wiental!) Ich fahre, wie viele andere Menschen, jeden Tag
mit der S50. Sie erinnern sich... (GR
Kurth-Bodo Blind: Das ist ein Schmäh!) Geh, Herr Blind, streiten wir beide
doch mit dem Herrn Vizebürgermeister und nicht miteinander.
Ich habe dem Herrn Vizebürgermeister schon im Februar
im Rahmen einer mündlichen Anfrage die Frage gestellt: Warum, fixnocheinmal,
ist die S50 immer zu spät? Damals, gebe ich zu, hat es geschneit, das war nicht
der einzige Grund, aber wieder einmal die Ausrede der ÖBB: Wenn Schnee fällt,
können wir nicht pünktlich sein. Sie, Herr Vizebürgermeister, haben mir
freundlicherweise eine Antwort der ÖBB zukommen lassen, die Sie mir zur
Information weitergegeben haben. Auch die Bezirksvorsteherin Andrea
Kalchbrenner hat dem Bezirksrat Krisch von den GRÜNEN eine Antwort geschrieben
in Sachen Verspätung. Sie hat gemeint: „Um aber Verspätungsursachen gezielt
nachgehen zu können, wären konkrete Angaben nötig."
Sowohl Sie, Herr Vizebürgermeister, der Sie gemeint
haben, Information der ÖBB kann man kommentarlos weitergeben, als auch die Frau
Bezirksvorsteherin haben es nicht für nötig empfunden, aus eigenem tätig zu
werden und die Pflichten, die Sie für die Stadt Wien im Rahmen des
Verkehrsdienstevertrages mit den ÖBB erwarten können seitens der ÖBB, auch
einzuklagen.
Das wundert mich, Herr Vizebürgermeister, denn die
Menschen an der S50 haben die Nase voll. Sie haben die Nase voll, und daher
habe ich zusammen mit meinen Freunden und Freundinnen aus dem Bezirk, den
GRÜNEN in Penzing, gemeinsam mit den GRÜNEN und der Liste Baum aus Purkersdorf
eine Unterschriftenaktion in Gang gesetzt, und wir haben – Sie werden es nicht
glauben – innerhalb von drei Tagen in den Morgenstunden an der S50
Unterschriften gesammelt, und zwar, Herr Vizebürgermeister, mehr als 800. Es
war gar nicht schwierig, diese Unterschriften zu bekommen. Die Menschen haben
sich bei mir richtig angestellt: Darf ich unterschreiben? Schnell, schnell! Und
ich konnte antworten: Lassen Sie sich Zeit, Sie haben es gar nicht eilig, auch
heute hat die Schnellbahn wieder Verspätung. In jenen Tagen war jede
Schnellbahn mindestens 5 Minuten verspätet, viele waren in den Morgenstunden
bis zu 20 Minuten verspätet.
Wahr ist, dass wieder einmal
gebaut wird an der Westbahn (GR Mag
Andreas Schieder: Dafür prügelt man Wien!), das ist aber nicht die ganze
Wahrheit. Ich frage immer nach den Gründen, warum die Verspätungen zustande
kommen, und ich gebe Ihnen nur die nettesten bekannt. Mein Mann ist vor drei
Wochen in den Abendstunden vom Westbahnhof Richtung Hadersdorf-Weidlingau
gefahren. Da ist weit und breit keine Baustelle in Sicht. Die Schnellbahn ist
auch dagestanden, alle haben erwartungsfroh auf die pünktliche Abfahrt
gewartet, allein man blieb 20 Minuten stehen. Dann hat man mein Mann den
Zugschef gefragt, was denn nun diesmal der Fall ist? Sie werden es nicht
glauben, die Gründe
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