Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 104
zugleich. Die Stadt Wien könnte sich daran wirklich ein Beispiel nehmen, aber nicht nur die Stadt Wien, sondern der Staat Österreich.
Wie gesagt, wir können diesem Antrag auf dieses Almosen,
das wirklich großzügig verteilt werden sollte, nicht zustimmen. Noch dazu
drängt sich mir da ein Mutterkreuz auf, wenn ich an die Frau Haubner denke.
Aber, wie gesagt, wir stimmen diesem Antrag nicht zu. Die Gründe, glaube ich,
sind ausreichend. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Strache. - Bitte.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Gemeinderatsvorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Der Antrag, der heute von uns eingebracht wird, ist
natürlich ein Antrag, der den Wiener Bereich betreffen soll, nämlich
Wienerinnen und Wiener, die als "Aufbaugeneration" zu bezeichnen
sind, die nach 1945 mit eigener Händekraft und Arbeit damals diese Stadt, die
durch Bombardements und Zerstörung in Trümmern gelegen ist, wieder aufgebaut
haben. Das soll sozusagen jetzt einmal den Bezug zu den Wienerinnen und Wienern
festmachen. Deshalb haben wir auch den Antrag so formuliert, dass 500 bis
1 000 EUR im Antrag in der Formulierung mit der Zahl festgemacht
werden, weil wir der Meinung wären, dass einen Teil, nämlich 50 Prozent,
die Stadt Wien übernehmen sollte, weil das ja auch Wienerinnen und Wiener waren
und sind, die heute noch leben, die damals für diese Stadt, unsere Heimstadt
diese Leistung vollbracht haben und das war ja eine Leistung.
Es geht also nicht darum, weil sie vom
"Unrecht" gesprochen haben, das Menschen zugefügt worden ist. Für das
Unrecht, das Menschen zugefügt worden ist, soll Aufarbeitung stattfinden. Da
soll man das auch festmachen. Man kann das Unrecht genauso wenig finanziell
wiedergutmachen, wie man die Leistung nicht wiedergutmachen und nicht auszahlen
kann. Aber es geht auch gar nicht darum, für diese Leistung so einen Betrag zu
definieren, der das wiedergutmachen würde, nämlich die Leistung abfertigen
kann. Das kann nicht der Fall sein. Das geht auch nicht, sondern soll natürlich
ein symbolisches Dankeschön im Gedenkjahr sein, wo wir in diesem Gedenkjahr
auch viele Feierlichkeiten haben, wo wir an diese Zeit denken, wo wir an den
Staatsvertrag denken, wo es erst am 15. Mai die Feierlichkeiten dafür
gegeben hat (GR Mag Rüdiger Maresch: Das
Kriegsende nicht vergessen!), an das Kriegsende und an viele Dinge. Das
Gedenkjahr soll an all das denken.
Ich wundere mich nur, warum die grüne Partei im
Parlament dem Ermächtigungsgesetz der EU-Verfassung zugestimmt hat, wenn sie
die Neutralität damit in Wirklichkeit in den Papierkorb geworfen und die
Volksabstimmung nicht unterstützt hat. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Sie haben das gemacht!) All das, was Sie früher einmal
angeblich vertreten haben, haben Sie im Parlament nicht vertreten! Die
Neutralität ist ja, wenn die EU-Verfassung in Kraft tritt, und das haben Sie
unterstützt, in Wirklichkeit außer Kraft gesetzt.
Aber darauf möchte ich gar
nicht zu sprechen kommen. Es geht darum, dass diese Generation, die eine
Leistung vollbracht hat, nämlich die Aufbaugeneration im Allgemeinen, nicht auf
Trümmerfrauen reduziert wird, und deshalb kommt auch in unserem Antrag, Frau
Gemeinderätin, in der Formulierung nicht die Begrifflichkeit
"Trümmerfrauen" vor. Sie kommt vor in der Begründung, worin wir
beschreiben, dass die Bundesregierung sich nur auf die so genannten
"Trümmerfrauen" beschränkt.
Mir war das nicht bekannt, was Sie heute zum Ausdruck
gebracht haben. Soweit ich informiert bin, entstand der Begriff
"Trümmerfrauen" erst nach 1945. Sie haben heute hier eine andere
Grundlegung dargestellt. Ich kann das nicht beurteilen, aber die
Begrifflichkeit "Trümmerfrauen" ist im Volksmund gang und gäbe und
wird mit Sicherheit nicht mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht, sondern
selbstverständlich mit der Zeit nach 1945 und mit jenen Frauen, die eben nach Kriegsende
begonnen haben mitzuhelfen, diese Stadt wieder aufzubauen, die Trümmer
wegzuräumen. Es waren ja Kinder und Jugendliche dabei, deshalb haben wir das
auch von der Jahreszahl her anders angesetzt. Es waren auch 15-Jährige dabei,
die mitgeholfen haben, als Kinder und Jugendliche, diese Stadt aus den Trümmern
wieder zu befreien und eben aufzubauen.
Deshalb ist auch der Antrag oder das Ziel, das die
Bundesregierung in dem Fall definiert hat oder diskutiert - 300 EUR nur
für "Trümmerfrauen", und das auch nur für jene
"Trümmerfrauen", die vor 1930 geboren wurden, die bis 1950 mindestens
ein Kind bekommen haben und die heute keine eigene Pension haben -, diese
Reduktion ist also der völlig falsche Ansatz der Bundesregierung. Das wollen
wir auch mit dem Antrag aufzeigen. Denn es muss ja, wenn es dazu kommt, ein
Dankeschön für die gegebene Leistung ausgesprochen werden. Da ist es keine
Leistung, die dahintersteht, da geht es nicht darum, dass man nur die
"Trümmerfrauen" mit einbezieht, sondern eben die gesamte Generation,
und da waren auch Männer dabei, die damals mit aufgebaut haben, und nicht nur
Frauen.
Für diese Aufbaugeneration, für diese Leistung, die
sie für unsere schöne Heimat, für Wien vollbracht hat, für den Wiederaufbau,
den sie mit eigener Hände Arbeit zustande gebracht hat, wobei sie wirklich alle
Entbehrungen erlebt hat, von 15-Jährigen angefangen, wäre es, glaube ich, das
positive Signal, endlich einmal für diese Leistung im Gedenkjahr ein
symbolisches Dankeschön mit auf den Weg zu geben - nicht nur einen warmen
Händedruck! Mit einem warmen Händedruck Danke zu sagen, ist das Leichteste:
Danke, dass ihr damals alle Entbehrungen durchgemacht habt, danke, dass ihr
letztlich dafür gesorgt habt, dass die Kinder- und Enkelkinder-Generation es heute
so schön hat. Danke mit einem warmen Händedruck, das ist natürlich das übliche
Dankeschön.
Ich glaube, dass man dieses
Dankeschön über einen warmen Händedruck hinaus geben sollte. Es wäre, glaube
ich, an der Zeit, in diesem Gedenkjahr symbolisch auch ein finanzielles Dankeschön
auszusprechen, mit
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