Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 104
Zum abschreckenden Beispiel des Hotels Ambassador
möchte ich hier gar nicht das Wort ergreifen und nicht weiter darauf hinweisen.
(GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Nicht noch einmal!)
Es liegen hier Absichtserklärungen vor, die für die
Zukunft eine Änderung dieser Gegebenheiten und dieser Baupolitik im Zentrum
versprochen haben. Ich hoffe, diese werden in Erfüllung gehen, und ich hoffe,
dass in Zukunft niemand vor einflussreichen Bauträgern und Bauherren einknicken
wird. Das wäre ein ganz wesentlicher Punkt.
Ein anderer Punkt wurde heute auch von der ÖVP, vom
Kollegen Tschirf, bereits angesprochen, nämlich der ausgesprochen bedauerliche
Verlauf, den die Geschicke der Sofiensäle nehmen. Anfang Mai hat der SP-Vorsteher
des 3. Bezirks, Hohenberger, gefordert, die Sofiensäle bis auf die Fassade
abzureißen und dann einer Neuverbauung zuzuführen. Das wäre meiner Meinung nach
eine Bankrotterklärung der Stadtverwaltung gegenüber einem Baubetreiber, der
sich hier endgültig durchsetzt, und es wäre auch ein Abgesang auf all die
vollmundigen Erklärungen, mit denen uns die sozialdemokratischen und
sozialistischen Politiker der letzten Jahre beglückt haben, indem sie für die
Erhaltung der Sofiensäle eingetreten sind und deren Bedeutung für Wien hervorgehoben
haben.
Wir haben im März 2002 im Gemeinderat eine Dringliche
Anfrage an den Bürgermeister gestellt, und ich darf nur kurz auszugsweise
zitieren, was der Bürgermeister damals gesagt hat. „Ich darf Ihnen
mitteilen," sagte er „dass ein hohes Interesse der Stadt Wien an der
Umsetzung eines Projektes besteht, das die denkmalgeschützten Bereiche der
Sofiensäle mit einbezieht. Diesbezüglich darf ich auch auf den Beschluss des
Gemeinderates vom Mai 2002 hinweisen, in dem über das Gebiet, in dem die Sofiensäle
gelegen sind, eine zeitlich begrenzte Bausperre verhängt wurde." Und: „Das
Motiv für diese Maßnahme war vor allem die Herbeiführung eines zeitgemäßen
Vorstellungen entsprechenden örtlichen Stadtbildes und die Gewährleistung des
Bestandes von Gebieten, die wegen ihres Stadtbildes im äußeren Erscheinungsbild
erhaltungswürdig sind.“
Die andere Feststellung war: „Festzustellen ist
noch," sagte der Herr Bürgermeister, im Punkt 9 sagte er das,
„selbstverständlich bekenne ich mich dazu, dass die Wiedererrichtung der
Sofiensäle im besonderen Interesse der Stadt Wien liegt und daher die
Eigentümer seitens der Stadt Wien im Bereich ihrer Möglichkeiten unterstützt
werden sollen."
Das war im Jahr 2004. In der Zwischenzeit ist
überhaupt nichts geschehen. Im Jahr 2001 sind die Sofiensäle abgebrannt,
seitdem wurde immer mehr klar, dass die Eigentümer den Abriss natürlich aus
Eigeninteresse befürworten. Aber - und das gilt es hier festzustellen - sowohl
das Bundesdenkmalamt als auch die Gemeinde Wien selbst hat Maßnahmen entweder
nicht oder zu spät eingeleitet, und Sicherungsmaßnahmen, Bausperren und
Ersatzmaßnahmen sind schlicht und einfach wirkungslos verpufft. Die Erhaltung
der Sofiensäle ist offensichtlich nicht etwas, was im politischen Willen der
sozialdemokratischen Mehrheit in diesem Hause liegt, wie man den Äußerungen des
Bezirksvorstehers ebendieses 3. Bezirkes unschwer entnehmen kann.
Es geht ja, und das darf ich auch noch sagen, nicht
um die Erhaltung der Fassade im Rahmen eines Neubaus - das wäre eine
Verballhornung von Altstadterhaltung -, sondern es geht um Erhaltung und
Wiederherstellung des Ballsaales als zentralen Punkt. Es ist eigentlich noch
nicht zu spät, wenn der gute Wille aller politischen Kräfte in dieser Stadt vorhanden
wäre, um in nachdrücklichen Gesprächen mit den Eigentümern eine Lösung
herbeizuführen, die den Kern der Sofiensäle erhält.
Wir selbst haben ja in diesem Hause schon oft genug
vorgeschlagen, welche Möglichkeiten sich im Areal der Sofiensäle anböten. Dort
könnte ein überwölbender Neubau geschaffen werden, der die Ummantelung des
Ballsaales vornimmt, die Fassade erhält und damit eine sehr gelungene
Verbindung von Modern und Alt erreichen könnte. Wir sind aber
selbstverständlich für jede andere zielführende und altstadterhaltende Lösung
offen.
Meine Damen und Herren! Ein weiteres Thema, das ich
ansprechen möchte, das ist das Thema Diversitätspolitik - ein, wie ich glaube,
weithin unbekannter Begriff, mit dem niemand viel anfangen kann; ich hoffe, in diesem
Haus selbstverständlich, keine Frage, aber sonst bezweifle ich es sehr, dass
mit diesem Wort allzu viel angefangen werden kann. Es ist schon im
Strategieplan Wien genau beschrieben worden, es wird auch hier wiederum neu
formuliert, und ich darf sagen, wie das formuliert wird: „Wien bekennt sich zu
einer Politik des Friedens in gleichberechtigtem Miteinander." Und des
Weiteren: „Diversitätspolitik als Weiterentwicklung der erfolgreichen Wiener
Integrationspolitik sieht ZuwanderInnen nicht mehr primär als eine Zielgruppe
von sozialpolitischen Maßnahmen, sondern als Bürgerinnen und Bürger, die ebenso
wie alle anderen Leistungen der Stadt nachfragen. Diversitätsmanagement wird
daher in diesem Sinne als nötiger Bestandteil verstanden und gelebt.“
Das ist, glaube ich, sehr vorsichtig und recht
allgemein formuliert. Im Strategieplan selbst wurde das etwas deutlicher, wie
ich glaube, gesagt. Da hat es geheißen, dass Zuwanderung eine Bereitschaft der
Aufnahmegesellschaft erfordert, neue Einflüsse und Veränderungen zu
akzeptieren. Das war der eine Schlüsselsatz, wie ich glaube, und der zweite,
zusammen mit dem Begriff Weiterentwicklung der Integrationspolitik, zeigt doch
deutlich Absichten auf, die hier gemeint sind.
In einer Veranstaltung am 16.11.2004 ist dieser
Strategieplan unter Anwesenheit der zuständigen Stadträtin diskutiert und
vorgestellt worden. Frau Univ°Prof Hanappi hat dort als Referentin zu diesem
Thema klar Stellung bezogen. Sie hat festgestellt - ich zitiere: „Integration
orientiert sich an Werten, die Diversität nicht. Die Empfangsgesellschaft"
- das sind also wir – „soll verändert werden, Mittel ist
Diversitätsmanagement." Das heißt, Werte der Aufnahmegesellschaft sind in
Zukunft kein Thema der Verwirklichung mehr. Das heißt des
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