Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 104
das ist ja nicht irgendwer; das hätte sich also
vielleicht bis zur MA 18 durchsprechen können.
Aber dass ein internationales Symposium als
Legitimation dafür herhalten muss, dass man diesen Stadtentwicklungsplan für
eine breite Meinung interessierter Leute geöffnet hat, obwohl es zu einem
Zeitpunkt stattgefunden hat, als es überhaupt keine technische Möglichkeit mehr
gegeben hat, das auch noch einfließen zu lassen, das ist wirklich eine sehr
grobe Irreführung. - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Der vorliegende STEP 04 ist eine Art Fort- und
Festschreibung des bestehenden Zustandes. Was die Verwirklichung betrifft,
haben wir schon beim STEP 94 gesehen, dass manches und vieles im Argen
liegt, und Frau Kollegin Rothauer hat schon darauf hingewiesen, dass die
Verbindlichkeit des STEP laut Rechnungshofberichts fehlt, woraus sich eben auch
die mangelnde Verwirklichung von Stadtentwicklungsplänen vergangener Zeit ganz
offensichtlich ergibt.
Dessen ungeachtet ist es keine Frage, dass wir
herzlichen Dank an die Mitarbeiter dieser Arbeit aussprechen. Sie stellen
letzten Endes eine Gesamtkompilation des Standes des Jahres 2005 und der
derzeitigen Absichten dar. Was die Verwirklichung betrifft, so ist allerdings
deutliche Skepsis angesagt.
Ich darf einzelne Punkte hervorheben und möchte
darauf eingehen, dass erst jetzt im Mai, in der ersten Maihälfte, eine
UNESCO-Konferenz zum Thema "Moderne Architektur" stattgefunden hat
und als Ergebnis ein "Wiener Memorandum" vorliegt. Ich weiß nicht, ob
es schon das Endergebnis ist oder noch überarbeitet wird, aber auf alle Fälle
wird festgestellt, dass sich die moderne Architektur in Bezug auf Volumen und
Höhe dem Altbestand anzupassen hat. Das heißt also, das trifft auf die
Wohnhaussituation in Wien zu, und es ist dies eine Debatte, die wir lange und
ausführlich geführt haben und weiterhin führen werden. Wir haben ja am Beispiel
des Bahnhofes Wien-Mitte klar gesehen, in welche Dimensionen die Diskussion
gekommen ist, und konnten - mit Müh und Not, würde ich fast sagen -, das
Weltkulturerbe erhalten. Ähnliche Diskussionen finden ja zur Zeit in Köln
statt, wo es um Hochhäuser in Tunnelnähe geht, allerdings auf der anderen Seite
des Rheins, und auch dort ist die Problematik, dass Weltkulturerbe in Gefahr
ist, gegeben.
Grundsätzlich sagt das "Wiener Memorandum"
Ja zum Hochhaus, aber natürlich nur in bestimmten Zonen. Das sagen wir alle
miteinander natürlich auch, aber es geht dabei nicht um das Einzelprojekt an
sich, sondern um die Gesamtschau, also die Erhaltung der historischen
Stadtlandschaft.
2002 wurde ein Hochhausgesetz beschlossen, allerdings
gegen unsere Stimmen, und später wurde es durch die Festlegung von Sichtachsen
ergänzt. Die Feststellungen des Jahres 2002 im Gesetz waren uns zu schwammig,
vor allem der Dominanz der Investorenwünsche wird dadurch ganz offensichtlich
nicht Einhalt geboten. Auch der Präsident von ICOMOS Österreich, Wilfried Lipp,
beklagt die zunehmende Durchsetzung Wiens oder Zersetzung Wiens mit
Hochhäusern.
Auf das Beispiel Donaukanal möchte ich hinweisen, wo
ja eine deutliche Hochverbauung erfolgt ist, und das in unmittelbarer Nähe zum
Stadtzentrum. Die einzelnen Gebäude, die dort errichtet wurden, sind durchaus
ansprechend, das ist überhaupt keine Frage, aber in der Gesamtschau ergibt sich
eben die problematische Sicht, dass wir sagen müssen: In unmittelbarer Nähe der
Innenstadt, und zwar ein paar hundert Meter vom Stephansdom entfernt, haben
solche Bauten wenig zu suchen.
Ich darf auf das Beispiel Münchens verweisen, wo eine
Festlegung erfolgt ist, dass kein Gebäude höher als die Frauenkirche - deren
Höhe beträgt nicht ganz 100 Meter - sein darf. Ich kenne das nicht näher,
ich habe es nur als solches gelesen, nähere Details sind mir unbekannt, aber
das ist auf alle Fälle ein interessanter Aspekt.
Wir Freiheitlichen treten bekanntlich dafür ein, dass
keine Hochhäuser in der Region innerhalb des Gürtels gebaut werden sollen, was
relativ einfach zu handhaben ist. Des Weiteren fordern wir natürlich auch,
keine Hochhäuser im unmittelbaren Bereich der Innenstadt zu errichten, wie dies
eben zum Beispiel im Bereich der Donaukanalverbauung erfolgt ist. Aber auch
außerhalb dieser Zonen ist auf die Gesamtsituation des jeweiligen Areals
Rücksicht zu nehmen und dort die jeweilige Verbauung zurückzunehmen oder eben
durchzuführen.
Verweisen möchte ich in dem Zusammenhang auf das
geplante Hochhaus am Bahnhof Wien, dass dort praktisch - wenn es noch immer so
geplant ist - in unmittelbarer Nähe zum Belvedere errichtet werden soll. Wir
sind der Meinung, am dortigen Platz direkt neben dem Gürtel wäre das sicherlich
ein falscher Standort, bezogen auf die Nähe zum Belvedere. Eine weiter hinten
liegende Verbauung, die sich also hin zum Bereich des 10. Bezirks
erstreckt, würde, glaube ich sagen zu können, keinen Einwand auslösen.
Auch sonst gibt es natürlich - das wurde heute
ebenfalls schon angesprochen - Probleme mit dem Schutz der historischen
Bausubstanz. Es wurde ja bereits angesprochen, dass in Zukunft die
mehrstöckigen Dachbodenausbauten zu verhindern sein werden. Als abschreckendes
Beispiel kann ich immer nur die Kärntner Straße nennen. Wenn man dort durchgeht
und sieht, was unter dem Titel "Dachbodenausbau" geschieht: Das sind
de facto mehrstöckige Ausbauten. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Genau!)
Aufstockungen und Entkernungen finden auch in der Innenstadt statt. Aber vor
allem die Kärntner Straße mit Fassaden bis in den ersten Stock, dann zwei
Stockwerken vielleicht noch im Originalzustand und darüber zwei, drei
Stockwerken Dachbodenausbau, das ist etwas, was mit Altstadterhaltung überhaupt
nichts zu tun hat. (Beifall bei der FPÖ.)
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