Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 104
Herren! Der Ausspruch, der vorhin zu Unmut geführt hat, hat sich inzwischen aufgeklärt: Es handelt sich um ein Zitat eines Redakteurs aus einer kleinformatigen Zeitung, das hier vom Kollegen Madejski verwendet wurde.
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Redezeit:
20 Minuten. – Bitte.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich habe heute gesehen, dass ein Beschluss- und
Resolutionsantrag der SPÖ zum Thema Mediationsvertrag vorliegen wird. Da ich am
Ende der Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt nicht hier im Raum sein kann,
rede ich jetzt anstatt meines Kollegen Maresch vorher – und damit also auch
bevor dieser Antrag eingebracht wird.
Ich möchte ganz prinzipiell für die GRÜNEN
feststellen, dass wir den Mediationsvertrag nicht unterschreiben werden und
daher auch heute diesem Antrag nicht zustimmen werden. Meiner Meinung nach
macht die Stadt Wien einen gravierenden Fehler, indem sie zulässt, dass der
Flugverkehr am Flughafen Wien-Schwechat ausgebaut werden soll. Ich halte es
deswegen für einen gravierenden Fehler... (GR Kurth-Bodo Blind: Sind die
niederösterreichischen GRÜNEN dafür oder dagegen?)
Ich glaube, ich habe laut und deutlich gesagt (GR Kurth-Bodo Blind: Ich habe es nicht
gehört!), dass die GRÜNEN (GR Kurth-Bodo Blind: Welche GRÜNEN?) den
Mediationsvertrag nicht unterschreiben werden (GR Gerhard Pfeiffer: Keine
der Parteien unterschreibt!) und die Wiener GRÜNEN auch dem heutigen Antrag
daher nicht zustimmen werden.
Wir halten es für falsch - und das ist eine ganz
prinzipielle Angelegenheit, wo ich ursprünglich dachte, dass die ÖVP auch nicht
ganz weit von dieser Haltung entfernt ist -, einen Flughafen auszubauen, der so
nahe an der Stadt dranpickt. Dieser Ausbau ist enden wollend, und wir sind der
Meinung, dass Wien zwar einen leistungsstarken Flughafen braucht - und den hat
Wien auch immer gehabt -, dass aber die Flugbewegungen in etwa im Jahre
1998/1999 hätten eingefroren und gedeckelt werden sollen, um - und das wäre das
Ziel, das politische Ziel der ganzen Angelegenheit - die Lebensqualität der
Bevölkerung zu sichern (Beifall bei
GemeinderätInnen der GRÜNEN.), um sicherzustellen, dass die Menschen ihre
Fenster offen haben können, wenn sie sie offen haben wollen, dass sie ihre Balkone
und Terrassen nutzen können, dass sie in den Gärten sitzen können, dass sie
sich unterhalten können, wenn sie nebeneinander sitzen und stehen, und dass sie
das Leben in dieser Stadt, die ja nachgewiesenermaßen eine hohe Lebensqualität
hat, auch genießen können. Es wäre Aufgabe der Politik, genau diese
Lebensqualität zu schützen, zu erhalten und zu erweitern.
Ich halte es daher für einen groben Fehler, dass
sowohl das sozialdemokratische Land Wien als auch das ÖVP-dominierte Land
Niederösterreich eine Haltung ein-genommen haben, die ganz klar grünes Licht
für den weiteren Ausbau signalisiert hat. Denn das hatte natürlich seine
Folgewirkungen auf viele andere Teilnehmer der Mediation, die ja ebenfalls,
seien sie nun Bürgermeister der Anrainergemeinden oder Bezirksvorsteherinnen
und Bezirksvorsteher, diesen beiden Parteien angehören und dem Signal gefolgt
sind. Ich sage das jetzt ganz emotionslos, möchte aber hinzufügen, dass
selbstverständlich die Bevölkerung der betroffenen Bezirke - ich brauche sie jetzt
nicht aufzuzählen; Sie wissen alle, die Flugzeuge kommen entweder über den
Westen herein, teilweise kommen sie über den Süden und teilweise über den
22. Bezirk - von ihren Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern etwas
anderes erwartet hätte, nämlich dass ihre Interessen tatsächlich vertreten
werden.
Deswegen gilt meine besondere Kritik sehr wohl auch
einigen dieser Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher, die sich im
Speziellen dadurch hervorgetan haben, dass sie auf der einen Seite in den Bezirkszeitungen
laut verkündet haben, sie hätten für ihre Bezirke etwas erreicht, und auf der
anderen Seite natürlich die Bevölkerung feststellen muss, dass sie vom Fluglärm
weiterhin genauso geplagt ist, wie sie es auch davor war. Da möchte ich im
Besonderen den Herrn Bezirksvorsteher des 13. Bezirks hervorheben, der
sowohl in der Bezirksvertretungssitzung laut verkündet hat, was er jetzt alles
erreicht hat, als auch in den Bezirkszeitungen das dargestellt hat, und auch
den Herrn Bezirksvorsteher des 23. Bezirks erwähnen, der sich in derselben
Art und Weise hervortut. Beide Bezirksvorsteher lassen ihre eigene Bevölkerung
im Stich, kümmern sich im Verfahren nicht um eine Verbesserung und müssen zur
Kenntnis nehmen, dass die Leute das in ihrem Wahlverhalten auch deutlich zum
Ausdruck bringen werden. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – So wird es sein. (GR Gerhard Pfeiffer: Weiter!)
Gerne. Weiter: Sie wissen, dass auf Drängen der Stadt
Wien ja versucht wurde, den 13. und den 23. Bezirk wieder etwas vom Fluglärm
zu befreien. Ich denke, ich brauche die einzelnen Mails nicht vorzulesen - Herr
GR VALENTIN bekommt sie genauso wie ich, und ich nehme an, Herr GR Pfeiffer
bekommt diese Mails auch alle, und ich hoffe und gehe davon aus, dass Sie zur
Kenntnis genommen haben, dass vor allem die Leute im 23. Bezirk
bestätigen, dass keinerlei Verbesserung der Lage eingetreten ist und dass sie
nach wie vor unter dem Fluglärm leiden. Die Flugzeuge fliegen ein Stückchen
weiter auf der Seite, aber die Lage hat sich nicht wie angekündigt ab dem
12. Mai signifikant verbessert. - Ich nehme ja an, Sie bekommen diese
Mails weiterhin, denn wenn ich sie kriege, kriegen auch Sie diese Mails. (GR Erich VALENTIN: Wenn Sie Ihre Post lesen
würden, würden Sie wissen, dass die Umsetzung erst am 25. ...!) - Ich
möchte jetzt nicht, dass Sie mich dazu überreden, ich habe die Mails nämlich
mit, ich könnte sie natürlich vorlesen. Zwei davon sind aus Mauer, und die
Verbesserung ist nicht eingetreten!
Meine
Damen und Herren! Wir wollen nicht, dass sich die Leute hinter
Schallschutzfenstern verbarrikadieren müssen, dass sie, statt in ihren Gärten
zu sitzen, Veranden zubauen müssen und Wintergärten errichten müssen, sondern
wir glauben, dass die Menschen ein
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