Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 104
Recht darauf haben, sich auch im Freien und bei sich zu Hause wohl zu fühlen und nicht unter Fluglärm leiden zu müssen.
Für die Wiener Bevölkerung ist dieser Vertrag, wenn
wir es jetzt ganz genau anschauen, natürlich in Anbetracht des geplanten
riesigen Ausbaus besser als gar nichts. Aber der Fehler liegt dort, wo man
überhaupt beschlossen hat, den Flughafen auszubauen und zu vergrößern.
Es kommt jetzt immer das Argument: Wien braucht einen
leistungsfähigen Flughafen! - Dazu sagen auch die GRÜNEN eindeutig ja, und den
haben wir auch. Aber wo wir sagen, das braucht es nicht, ist, dass der Flughafen
zu einem Drehkreuz ausgebaut wird, dass in Wien die Menschen, wenn sie den
Nahen Osten, den Osten und noch weitere Destinationen anpeilen wollen, nur
umsteigen. Das ist es nicht, was in Wien stattfinden kann. (GR Karlheinz
Hora: Sie wollen eine Provinz für Wien, oder?) Und das andere sind die
vielen Transportflüge, wo wir auch der Meinung sind, dass man da nicht ausbauen
sollte. (Zwischenruf von GR Erich VALENTIN.)
Herr VALENTIN, wir sind unterschiedlicher Ansicht
darüber (GR Karl Dampier: Grünes Programm:
Rückbau des Flughafens Wien!), ob der Flughafen ausgebaut werden soll oder
ob er nicht ausgebaut werden soll, und ich denke, man braucht sich da auch
nicht gegenseitig wahnsinnige Vorwürfe zu machen, sondern das sind einfach
unterschiedliche politische Einschätzungen. Aber was wir als Politikerinnen und
Politiker zur Kenntnis nehmen müssen, ist, dass wir die Interessen der
Bevölkerung zu vertreten haben und dass wir es nicht riskieren können, dass die
Menschen sich vom Fluglärm nicht nur gestört fühlen, sondern dass ihre
Lebensqualität tatsächlich und nachhaltig leidet und – und das kommt jetzt noch
dazu - dass selbstverständlich Lärm auch ein Krankheitserreger ist.
Ich glaube, auch das ist ein Punkt, mit dem sich
diese Stadt zu Unrecht nie auseinander gesetzt hat. Vor Jahren wurde schon die
Gesundheitsstadträtin damit konfrontiert und aufgefordert, Stellung zu
beziehen. Das hat die damalige StRin Pittermann nie gemacht, und die jetzige
tut es auch nicht, obwohl Lärm ganz eindeutig ein Krankheitserreger ist und vor
allem auch bei Kindern böse gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
Meine Damen und Herren! Ich möchte ganz kurz auch
noch auf das Mediationsverfahren selbst eingehen.
Prinzipiell stehen die GRÜNEN sehr wohl auf dem
Standpunkt, dass Mediation eine sinnvolle Sache sein kann. Ob sie das auch bei
einem so großen Verfahren wie dem zum Flughafen Wien sein kann, wo gar nicht
alle Mitglieder des Mediationsverfahrens gleichberechtigt eingebunden werden
können - weil sonst zu viele Menschen daran teilnehmen würden -, ist eine
andere Frage, und in diesem Fall meiner Meinung nach speziell, denn es waren
auf der einen Seite der Flughafen, Austro Control und die AUA und scheinbar -
aber nur scheinbar - auf der anderen Seite die Politik und die
Bürgerinitiativen. Und die Erwartungen, die die Bürgerinitiativen an die Politik
hatten, nämlich dass die Politik ihre Interessen vertritt, sind dort einfach
enttäuscht worden. Ich glaube, dass das Ergebnis sehr viel damit zu tun hat,
dass man die Anrainerinnen und Anrainer einfach ein gutes Stück weit auch über
den Tisch gezogen hat. Im Grunde genommen wäre es schon darum gegangen, einem
großen Wirtschaftsunternehmen, einer Aktiengesellschaft als Stadt zu
signalisieren, dass man einen grenzenlosen Ausbau nicht akzeptieren kann, und
dass man da schon auch Paroli bietet und dass die Politik schon auch darauf
beharrt, gestaltend zu wirken - und nicht irgendwo nur in einem
Mediationsverfahren Teilnehmer zu sein.
Im ersten Absatz des Antrags steht meiner Meinung
nach etwas sehr Interessantes, nämlich: Die Stadt Wien stellt für sich selbst
fest, kein gesetzlich verankertes Mit-wirkungsrecht zu haben und aus diesem
Grund auch nichts gegen einen Ausbau sagen zu können. - Ich glaube, da stellt
man sein eigenes Licht unter den Scheffel, denn wenn die Politik Paroli geboten
hätte, dann wäre auch das Mediationsverfahren mit Sicherheit ganz anders
ausgegangen, als das jetzt der Fall ist.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das
Mediationsverfahren ist natürlich nicht das letzte Wort, das in dieser ganzen
Angelegenheit gesprochen wird. Es gibt eine Umweltverträglichkeitsprüfung, und
die GRÜNEN werden mit Sicherheit in einem UVP-Verfahren die möglichen
Rechtsmittel ausschöpfen.
Abschließend, weil es nicht alle verstanden haben,
als ich es gleich eingangs gesagt habe, wiederhole ich es noch ein letztes Mal:
Die GRÜNEN werden weder den Mediationsvertrag unterschreiben noch diesem Antrag
zustimmen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Reinberger. Ich erteile es ihr.
GRin Brigitte Reinberger
(Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich möchte zum
STEP 05 ein bisschen aus der Sicht der Umweltsprecherin des Bündnisses
Zukunft Wien sprechen. Der Umweltschutz ist der Schutz des Grünraums, der
Schutz der Landwirtschaft, der Schutz des Wald- und Wiesengürtels und damit natürlich
auch ein großer Schutz der hohen Lebensqualität, die wir in Wien haben oder
gerne hätten.
Im
STEP 05 wird angeführt, Widmungsverfahren haben sich an den Vorgaben des
STEP 05 zu orientieren; Abweichungen erfordern eine substanzielle
Begründung. - Das klingt ja, wenn man das liest, ganz toll. Leider fehlt
natürlich die Erläuterung dazu: Erstens, wer beurteilt und zweitens, nach
welchen Kriterien, ob jetzt eine Begründung für eine Umwidmung substanziell ist
oder nicht? Es gab ja schon in der Vergangenheit einige Stadtentwicklungspläne
und Grünraumpläne, die durchaus positive Ideen zum Schutz des Grünraumes
enthalten haben. Es gab Grünlanddeklarationen, die vorsahen, dass bei
Interessenskonflikten dem Grünland der Vorrang gegenüber anderen Nutzungen
einzuräumen ist. Tatsächlich lief und läuft es aber oft auch ganz anders, und
laufend werden Schutzwidmungen im Einzelnen aufgehoben. Kollegin Trammer hat
heute schon Beispiele gebracht, wo Schutzwidmungen, allerdings beim
Denkmalschutz,
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