Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 104
habe, die soziale und gesellschaftliche Nachhaltigkeit ist nicht gewährleistet, denn das Ziel der sozialen Gerechtigkeit wird durch die vielen Delogierungen durch die Gemeinde Wien konterkariert.
Und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben, das im STEP
festgeschrieben wird, sollte selbstverständlich sein, aber der
Pflegeheimskandal Lainz hat gezeigt, dass dieses Grundrecht sogar im STEP
festgeschrieben werden muss. Ein Beispiel für die Menschen mit besonderen
Bedürfnissen, wo auch dort fest daran vorbei gearbeitet wird, ist das Amtshaus
im 22. Bezirk. Kollege Dampier wird sich gut erinnern, dass ich bereits im
Jahre 1996 als Klubobfrau einen Antrag eingebracht habe auf behindertengerechten
Umbau dieses Amtshauses, weil es nicht behindertengerecht ist und sich die Gebietskrankenkasse
im ersten Stock befindet, und auch die Bezirksvorstehung. Also, Menschen mit
Behinderungen, die einen elektrischen Rollstuhl fahren, sind nicht in der Lage,
selbstständig zur Gebietskrankenkasse oder in die Bezirksvorstehung zu kommen.
Soweit zu den guten Bedürfnissen, beziehungsweise den
guten Verhältnissen in Wien für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Selbst
die eingerichteten lokalen Agenda 21-Prozesse, sind nur heiße Luft, wie man am
Beispiel Sensengasse im 9. Bezirk erleben durfte.
Eine zukunftsfähige Entwicklung ist dann nachhaltig,
wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht. Aber, so muss man
sich schon fragen, entspricht der vorliegende STEP auch wirklich den
Bedürfnissen der heutigen Generation. Man bekennt sich im STEP 05 zwar zum
jugendgerechten Planen und Bauen, setzt aber keinerlei Maßnahmen, um den
Bedürfnissen der Jugendlichen Rechnung zu tragen.
Wir fordern daher eine Änderung der Bauordnung, die
Frei- und Spielflächen für Jugendliche ab 12 Jahren bindend vorsieht.
Weiters soll eine ressortübergreifende Leitstelle für kinder- und
jugendgerechtes Planen und Bauen beim Magistrat eingerichtet werden, und dazu
bringe ich jetzt einen Beschlussantrag ein. (Beifall beim BZW.)
Damit das Miteinander der Generationen auch in den
Wohnhausanlagen gelebt und auch gefördert werden kann, würden wir sehr gerne
generationengerechte Hausordnungen installieren und fordern daher Herrn StR
Faymann auf, dieses auch in den Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien zu tun. Und
ich darf ebenso einen Beschlussantrag zu diesem Thema einbringen. (Beifall beim BZW.)
Und wie wichtig den Menschen das Wohnen im Grünen
ist, zeigt, dass 50 Prozent jener, die aus Wien weg-gezogen sind, eben
gerade dieses Argument genannt haben, und das mangelnde kindergerechte Planen
in Wien kritisieren. Daher ist es eine Schande, dass die Abneigung der Stadt
Wien Einfamilienhäusern gegenüber hier im STEP auch noch dokumentiert wird. Das
ist wirklich, muss ich sagen, für die Besitzer der Einfamilienhäuser sehr
diskriminierend. Man kritisiert nicht nur den großen Flächenbedarf von
Einfamilienhäusern, sondern auch den Energiebedarf für Heißwasser über
elektrische Energie. Aber was machen die Genossenschaftswohnungen? Die einzige
Heißwasserquelle in einem Haushalt ist ein strombetriebener
100 Liter-Speicher, obwohl die Wohnhausanlagen zum Teil über Fernwärmeanschlüsse
existieren, und Familien mit mehreren Kindern werden bei diesen überhöhten
Strompreisen, die hier in Wien existieren, in die Armutsfalle geleitet.
Der Witz des Tages, meine
sehr geehrten Damen und Herren, ist aber die große Ankündigung des gendergerechten
Planens im STEP 05, und ist auf Seite 208 nachzulesen. Da steht, dass die
MA 33 bemüht ist, durch bessere Beleuchtung mehr Schutz- und Sicherheitsgefühl
zu gewährleisten. Der seit Oktober 2004 auf höchster Magistratsebene
eingesetzte Genderbeauftragte hat somit noch viel zu tun, die gendergerechte
Stadtplanung konnte ich hier im STEP 05 nicht erkennen. Die Beleuchtungsgeschichte
ist sehr nett, aber vom Gender Mainstreaming noch weit entfernt.
Abschließend kann ich sagen,
in diesem Konzept wird viel versprochen, was politisch nicht umgesetzt werden
wird. Viel Lärm um Nichts also, daher meine Bewertung: Dieser Stadtentwicklungsplan
ist wie Schnittlauch, außen schön grün, aber innen hohl. (Beifall beim BZW.)
Vorsitzender Dr Herbert
Madejski: Danke. Zum Wort gemeldet ist Herr Klubobmann
Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der Stadtentwicklungsplan,
das heißt, die Diskussion über die Zukunft dieser Stadt, wäre eigentlich eine
spannende Frage, ein spannendes Thema, denn letztlich geht es darum, wohin sich
diese Stadt in den nächsten Jahr-zehnten entwickelt. Was ich aber vermisse,
wenn ich so in die erste Reihe schaue: Wo sind die Stadträte? Außer dem Herrn
Planungsstadtrat, der hier auch seine Ausführungen ganz allein vorgenommen hat,
niemand, weit und breit.
Wo ist der Bürgermeister, wo
ist der Finanzstadtrat, wo sind all die Stadträte, die für die verschiedensten
Fragen dieser Stadt zuständig sind. Und das bezieht sich nicht darauf, dass sie
vielleicht einem Oppositionsredner nicht zuhören wollen, sie haben ihrem
eigenen Stadtrat nicht zugehört und das zeigt, welchen Stellenwert dieser
Stadtentwicklungsplan offensichtlich für sie hat. (GR Christian Oxonitsch: Die gesamte Mannschaft ist hier von uns, und
nur die Hälfte deiner Mannschaft!),
Offensichtlich, weil der Stadtentwicklungsplan, der
erste, vor einen viertel Jahrhundert ausgearbeitet, war noch etwas
Zukunftsweisendes, (GR Christian Oxonitsch:
Einige sind verspätet gekommen!) da hat es dann Bezirksentwicklungspläne
gegeben, da sollte also in eine neue Richtung hier vorgegangen werden.
Mittlerweile ist es ein Fortschreiben, ein Fortschreiben der Themen, man merkt
es immer wieder, manche Themen kommen immer wieder vor, ob das die
Aspang-Gründe sind, ob das mittlerweile das Asperner Flugfeld ist, ob das die
verschiedensten innerstädtischen Bereiche sind, es wird fortgeschrieben,
lieblos, und entsprechend auch hier vorgetragen.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular