Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 104
gutdokumentierten Berichtes, aber auf Grund des wenig
engagierten Anspruches, etwas zu ändern, werden wir diesem Stadtentwicklungsbericht
nicht zustimmen. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Danke. Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Trammer.
GRin Heike Trammer (Bündnis Zukunft
Wien – die Stadtpartei): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der STEP 05 ist ein umfangreiches Konzept, an dessen
Entstehung viele Magistratsabteilungen beteiligt waren, und den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sage ich einmal jetzt vielen, herzlichen
Dank.
Dennoch stellt sich für mich die Frage, ob in diesem
Umfang eine generelle, vorausschauende Stadtplanung und Stadtentwicklung
tatsächlich realisierbar ist, hat doch der STEP 94 seine angestrebten Ziele bis
heute nicht erreicht.
Hier nur einige Beispiele:
1) Aus dem geplanten Nutzungsmix des Waagner-Biro
Geländes von Wohnungen, Kultur, Bildung, Freizeit und Erholungsflächen, aus
diesem Nutzungsmix wurde eine Müllzentrale.
2) Der im STEP 94 vorgesehenen Notwendigkeit einer
Neuorientierung innerhalb des neuen Europas und der Vorsorge für eine wachsende
Stadt wurde nicht Rechnung getragen, obwohl die damals verantwortlichen
SPÖ-Finanz- und Verkehrsminister die Weichen für eine zukunftsfähige
Verkehrsplanung hätten stellen können.
Ein Detail am Rande: Die Verlängerung der U1, U2, die
Intervallverdichtung der S80 und der endlich in die Wege geleitete Bau der
Nord-Ost-Umfahrung wurde erst durch die Infrastrukturminister Forstinger und
Gorbach Realität. Bahnhof Wien - Europa Mitte und eben die Nord-Ost-Umfahrung,
das sind positive Beispiele in der Zusammenarbeit zwischen Bund und Land.
Insgesamt sehe ich aber die Lebensbedingungen aller
Stadtbewohnerinnen und -bewohner durch den neuen STEP 05 nicht wesentlich
verbessert. Im Gegenteil, es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Wahrung
qualitätsvollen Bestandes, nämlich der Gründerzeithäuser, und der Absicht,
durch die 4. Flächenwidmung wie Ent-fernen der Schutzzonen, eine städtebauliche
Entwicklung möglich zu machen, so wie es im STEP 05 auf Seite 128 denn
auch eindeutig beschrieben ist.
Da heißt es: „Die Modernisierungsstrategie soll
Stadtteile durch frei werdende Wohnungen attraktivieren“. Also nehme ich an,
wie am Beispiel Zollergasse im 7. Bezirk, wo die Eigentümerin, nämlich die
Projektbau, eine Tochter der Sozialbau, jetzt durch diese demnächst
beschlossene Flächenwidmung und die Rücknahme der Schutzzone für zwei
Gründerzeithäuser, diese Häuser abreißen und dadurch moderne Häuser entstehen
lassen kann, wie es schon in der Zollergasse Nr 27 passiert ist. Auch
dieses Haus ist im Eigentum der Projektbau und vorher stand dort ein
Biedermeierhaus.
Daher habe ich auch weiterhin große Skepsis, dass
dieser Stadtentwicklungsplan den beabsichtigten wirtschaftlichen Anforderungen
entsprechen kann. Prioritätensetzungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit
Wiens fehlen meiner Meinung nach, was die Abwanderung einer Pharmafirma und das
Desinteresse der Firma Baxter an einem Wiener Standort, deutlich zeigen.
Allein die Überlegungen der Universitäten, mit ihren
Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ins Nachbarbundesland abzuwandern,
sprechen Bände. Die Sicherung von Standorträumen für die Klein- und
Mittelbetriebe im dicht verbauten Stadtgebiet wird durch diesen
Stadt-entwicklungsplan nicht gewährleistet. Im Gegenteil, durch großflächige
Wirtschaftsnutzungen und vermehrte Widmungen von Einkaufszentren und den Trend
zu immer größeren Einheiten, den die Stadt Wien immer wieder unterstützt,
entsteht ein Verdrängungswettbewerb. Wir wissen, dass zusätzliche
Konsumausgaben dadurch nicht generiert werden können und großflächige Verkaufseinrichtungen
zeichnen sich, wie ja bekannt ist, durch weniger Beschäftigte pro Quadratmeter,
und infolge Selbstbedienung durch weniger Umsatzeinheiten pro Quadratmeter aus.
Das heißt, die Einkaufszentren verursachen erhebliche Mobilitätskosten, was
Infrastruktur, Staus und Umweltbelastungen ja auch zeigen.
Und so hat auch die Entwicklung der Einkaufsstraßen,
besonders in den letzten 10 Jahren, einen Negativtrend erfahren. Durch das
Hochhauskonzept und die Wohnzonenverordnung wurde unter anderem die Abwanderung
von Büro- und Dienstleistungsnutzungen gefördert und als Folge ist das Sterben
vieler Wiener Einkaufsstraßen zu beklagen. Jetzt versucht man, die
Verantwortung auf die Bezirke, nämlich das Bezirksbudget und die Klein- und
Mittelbetriebe hier in diesem STEP 05, abzuwälzen. Einerseits sollen die
Bezirke aus ihren Bezirksbudgets Mittel für die Erneuerungsmaßnahmen
bereitstellen, andererseits erwartet sich Wien von der Wirtschaft und den
Geschäftseigentümern Investitionen und Initiativen, wie es auf Seite 158
auch beschrieben ist.
Das ist ein wirklich starkes Stück, da sich erst
durch die vielen Fehlplanungen der Stadtverantwortlichen dieser Negativtrend
für die Klein- und Mittelbetriebe hat entwickeln können. Wir fordern daher eine
Wirtschaftsoffensive für die Klein- und Mittelbetriebe der Stadt Wien und
bringen diesbezüglich einen Beschlussantrag ein.
Wir wollen die Gewährleistung der Versorgungssicherheit
und der Lebensqualität durch die Klein- und Mittelbetriebe, denn durch die
leerstehenden Geschäfts-lokale ist einerseits eine Reduktion der Qualität und
andererseits ein Attraktivitätsverlust der Einkaufsstraßen entstanden und die
Nahversorgung in vielen Bezirken nicht mehr gewährleistet.
Ich bitte Sie, Herr StR Schicker, hören Sie auf mit den
Schutzzonen, Bausperren und Wohnzonenverordnungen in Stadtgebieten, wo sich die
Wiener Klein- und Mittelbetriebe noch entfalten können. Das Prinzip der
nachhaltigen Entwicklung erfüllt dieser neue Stadt-entwicklungsplan ebenso
nicht. Die ökonomische Nachhaltigkeit ist nicht gewährleistet, was ich gerade
an dem Beispiel der Klein- und Mittelbetriebe deutlich gemacht
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