Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 104
Ich bin ein bissel schwer herausgegangen wegen einer
leichten Zerrung, das zum Thema.
Sportgroßveranstaltungen sind heutzutage in erster
Linie ein Geschäft, wo Leute Geld verdienen möchten, nichts Ehrenrühriges. Sie
sind ein Tourismusimpuls, wenn’s gut läuft und dienen der Werbung. In dem Fall,
wenn in Wien Großveranstaltungen sind, ist es laufende Werbung für Wien und sie
dienen der Werbung auch von Politikern und Politikerinnen. Sportpolitik wird
leider oft so verstanden, dass es in erster Linie darum geht, sich
Werbeauftritte zu sichern.
Die Eishockey-WM ist jetzt Länge mal Breite vorgestellt
worden. Die Probleme dort sind hinlänglich bekannt. Die
Schwimm-Europameisterschaft auf der anderen Seite hat, das muss man zugeben,
gut funktioniert. Der Marathon ist jedes Mal ein Großereignis, das hervorragend
organisiert ist und hervorragend abläuft, auch heuer, wenn es draußen auch ein
bisschen zu warm war. Sport ist aber mehr als die Eventkultur und die Großveranstaltungen.
Es ist bis jetzt fast kein Wort zum Breitensport gefallen. Die Frage ist hier,
wie kann man den Bonus der Großveranstaltungen umsetzen, dass der Breitensport
auch etwas davon hat und man unter Sport all-gemein versteht, nämlich nicht nur
morgen das Champions League-Finale vor dem Fernseher zu verfolgen, sondern
selber aktiv Sport zu betreiben, wobei bei mir Letzteres leider auch öfter
kürzer kommt so wie jetzt.
Wie kann ich den Bonus von einer Veranstaltung
lukrieren und nachher die Leute zum Sport bewegen und die Bedingungen dafür
schaffen? Das ist eigentlich das Thema. Hat Sport Zukunft in dieser Stadt? Ich
zweifle nicht daran, dass es weiterhin viele Großveranstaltungen geben wird,
die mitunter wie die Eishockey-WM zumindest einmal durchwachsen sind, das ist
sportlich ausgedrückt, und andere, die sehr viel besser funktionieren. Ich
zweifle ein bisschen daran, ob wir mit dem gleichen Engagement an den
Breitensport herangehen und welchen Sport die Menschen in der Stadt betreiben
sollen, wollen.
Im nächsten Sportlandesrat wird die Reduktion von
Sportflächen beschlossen und zwar ein Grundstück Kaserngasse 3 im
23. Bezirk. Das ist eh schon bebaut oder beziehungsweise in Bebauung. Es
war einmal eine Sportfläche, war gewidmet als Sportfläche und wird keine mehr
sein. Wenn man einen Ausgleich dafür bekommt, dann ist es kein Problem.
Was uns fehlt in Wien, ist aber ein Sportstättenplan
mit den genauen Defiziten. Jetzt haben wir wieder gehört, eine neue
Mehrzweckhalle. Der Bürgermeister hat angekündigt, es wird eine geben. Im
Stadtentwicklungs-plan steht lediglich ein Zweizeiler drin betreffend Rothneusiedl,
im Wesentlichen Wiener Austria-Stadion. Was nicht drinnen steht, sind
multifunktionale Hallen in einer Größenordnung, dass sie für den nicht so
TV-wirksamen Sport attraktiv sind, Hallen mit einem Fassungsvermögen von
5 000 bis 8 000 Leuten. Davon könnte man in Wien locker zwei
vertragen. Eine für den 21. und 22. Bezirk über der Donau. Eine Halle
für Handball und Badminton in dieser Größenordnung fehlt in der Stadt. Es kommt
drauf an, wie multifunktional die ganze Halle sein soll, aber um 10 bis
15 Millionen EUR kann so eine Halle entstehen. Eine über der Donau,
eine in Transdanubien, eine in Cisdanubien. Das wären zwei Projekte neben Rothneusiedl,
das noch sehr unausgegoren ist und wahrscheinlich noch mehr als ein Jahrzehnt
dauert, bis es begonnen wird, wenn überhaupt. Das wären zwei Projekte, die man
schnell angehen könnte, mit einem Volumen, ich vergleiche das noch einmal - ich
komme zurück zur Stadthalle - mit der Märzparkgarage, die 20 Millionen EUR
aus dem Sportbudget gekostet hat. Um 20 Millionen EUR wäre mit
Leichtigkeit eine multifunktionale Halle für mehrere Sportarten zu schaffen.
Abschließend: Der Marathon würde sich hervorragend
dazu eignen, die Laufbegeisterung der Wiener und Wienerinnen voran zu treiben.
Wir haben diesbezüglich vor zwei Jahren in diesem Haus einen Antrag eingebracht,
dass für Jogger und Joggerinnen, Läufer und Läuferinnen Bedingungen geschaffen
werden, dass es mehr öffentliche Duschräume gibt. Wenn man im dicht verbauten
Zentrum wohnt und lange fahren muss, bis man zum Beispiel am Steinhof oben
joggen gehen kann, dann ist das ein Problem, wenn ich mich dort nicht umziehen
kann. Die Antwort damals von der StRin Laska war: Gute Idee, setzen wir uns
dafür ein, auch mir ist es ein Anliegen, dass Joggern und sonstigen Sportlern
Dusch- und Umkleideräume zur Verfügung gestellt werden, und dann kam eine
kleine Aufzählung dahinter. Die Antwort kommt dann im August 2003, leider
ist in dem Bereich wenig geschehen.
Wir sollen die Großveranstaltungen in Wien nützen, um
Werbung für Wien zu machen. Wir sollen sie aber auch dazu nützen, zum einen
Sport für die Wiener und Wienerinnen attraktiv zu machen und zum anderen die
besagten Bedingungen dafür zu schaffen und nicht Sportpläne verschwinden zu
lassen wie das Beispiel im 23. Bezirk zeigt, sondern neue Sportflächen,
zwei Hallen, eine über der Donau, eine auf dieser Seite der Donau, zu bauen.
Darüber würden wir uns sehr freuen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Barnet.
GR Günther Barnet
(Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei):
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Die Aktuelle Stunde ist, wie die Anwesenheit der vielen
Gemeinderäte bekundet, ein Thema, das irgendwie schon ein paar Mal verhandelt
worden ist und heute zum zweiten Mal nach der ersten Frage in der Fragestunde
wieder kommt.
Es ist trotzdem berechtigt zu sagen, dass mit dem Wiener
Sport oder mit dem Sport in Wien, mit der Sportpolitik, eigentlich nicht alles
in Ordnung ist und Frau Stadträtin, da sind natürlich auch Sie gemeint, denn am
Schluss ist halt die Frage der politischen Verantwortung zu stellen. Also ich
gehe davon aus, dass Sie nicht selbst daran beteiligt waren, das Eis zu frieren
oder zu erhitzen. Das nehmen wir alle an. Sie werden auch nicht, bevor Sie es
selbst aus dem Radio gehört haben, gewusst
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