Gemeinderat,
56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 104
vergessen, dass man versucht, einen öffentlichen Raum zu schaffen, in dem auch unterschiedliche Sichtweisen für die verschiedenen Themengestaltungen und für die verschiedenen Erinnerungsmomente möglich sind.
Das haben wir im Jahr 2005 versucht zu machen
und das versuchen wir im Jahr 2006 auch zu machen, sodass es genügend Raum
auch für Kritik, für eine Auseinandersetzung, gibt, denn an einem halte ich
ganz entschieden fest: Jedes System, jede Demokratie, jede Stadt, jede
politische Partei ist nur so stark wie die Kritik, die darin geübt werden kann.
Und insofern ist es im Grunde mein Bestreben, auch bei der Organisation und bei
der Finanzierung von solchen Veranstaltungen sicherzustellen, dass es genügend
Raum gibt, sich auch kritisch mit den Dingen auseinander zu setzen, weil wie
gesagt jedes System nur so stark ist wie die Kritik, die in ihm möglich ist.
Ich glaube, dass wir in beiden Fällen der Gedenkjahre zeigen, dass das durchaus
möglich ist. Danke sehr.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
damit ist die 3. Frage wirklich beendet.
Die 4. Frage (FSP - 02435-2005/0002 - KBZ/GM) wurde von Frau GRin
Heike Trammer gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: Welche Gründe
sprechen Ihrerseits dafür, die Schutzzone der Biedermeierhäuser in der
Zollergasse 39 und 43 aufzuheben und diese beiden Objekte damit in ihrem
Bestand zu gefährden?
Bitte sehr.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Danke, Frau
Vorsitzende! Frau Gemeinderätin!
Die beiden Objekte in der
Zollergasse 39 und 43 waren als Objekte nicht in der Schutzzone. Sie sind
im Vorgängerflächenwidmungsplan vom 30.3.1990 in der Schutzzone nicht
ausgewiesen worden. Es ist im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan immer jene Konfiguration
vorgesehen, die bei künftiger Neubebauung vorzusehen ist und dabei ist der
Straßenraum bei diesen beiden Gebäuden zurückgenommen worden. Der Straßenraum
ist im alten Flächenwidmungsplan noch als schutzwürdig dargestellt, was etwas
merkwürdig ist, das gebe ich zu, ist dieses Mal daher herausgenommen und fand
in dieser Form die einstimmige Zustimmung der Bezirksvertretung des Neubaus.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.
Bitte eine Zusatzfrage, Frau Kollegin Trammer.
GRin Heike Trammer (Bündnis Zukunft
Wien – die Stadtpartei): Ja, Herr Stadtrat, das Schreiben der Bezirksvorsteherin
Zimmermann sagt ja etwas anderes. Sie bestätigt auch, dass die Häuser in der
Schutzzone bestanden haben. Man sieht das auch ganz deutlich in dem alten
Flächenwidmungsplan, wo sowohl die Zollergasse als auch die Vorsprünge dieser
beiden Häuser 39 und 43 explizit als Schutzzone ausgewiesen sind.
Deswegen fühle ich mich heute, ich will nicht sagen, missbraucht, aber ich
fühle mich als Gemeinderätin heute ganz besonders schlecht, weil dieser
Flächenwidmungsplan, den wir ja auf der Tagesordnung haben und wo diese Schutzzone
explizit für die Zollergasse für die Häuser 39 und 43 herausgenommen
wird, alleine mit den Stimmen der SPÖ beschlossen werden wird. Es betrifft die
Bewohner dieser zwei Häuser, die in einer ganz schrecklichen Situation sind und
eine 80-jährige Dame, die sich in einem Schreiben hilfesuchend an Sie mit der
Bitte gewendet hat, doch diese Schutzzone zu belassen, damit diese Häuser nicht
durch die Projektbau-Eigentümer abgerissen werden können. Sie haben auf dieses
Schreiben nicht geantwortet.
Meine Frage: Wo bleibt das soziale Gewissen der Stadt
Wien?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte Herr
Stadtrat!
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Frau Trammer, lassen Sie mich, bevor diese Frage,
die Sie zuletzt gestellt haben, zur Beantwortung kommt, zu Ihren Vorbemerkungen
Stellung nehmen.
Sie führen ein Schreiben einer Bezirksvorsteherin an,
die seit nahezu fünf Jahren nicht mehr in dieser Funktion ist. Der aktuelle
Bezirksvorsteher dieses Bezirks hat sich gemeinsam mit dem Vorsitzenden des
Bauausschusses mehrfach mit der Abteilung, die für die Flächenwidmung zuständig
ist, beraten und dieser Vorschlag der Abteilung wurde einstimmig angenommen,
auch mit den Stimmen seiner Fraktion, mit den Stimmen der ÖVP und mit den
Stimmen, ich weiß nicht, wie die Aufteilung im 7. Bezirk jetzt zwischen
Ihrer und der FPÖ-Fraktion ist. Daher ist es für mich merkwürdig, dass wir
dort, wo die Stadt dem Vorschlag eines gesamten Bezirksparlaments folgt, auf
einmal eine Sondersituation gehabt hätten. Ich kann Ihrer Argumentation hier
nicht folgen.
Wir müssen aber geänderte politische Verhältnisse im
7. Bezirk, auch wenn sie mir nicht ganz so recht sind, zur Kenntnis nehmen.
Dort haben die GRÜNEN die relative Mehrheit und der Bezirksvorsteher hat diesem
Vorschlag zugestimmt genauso wie die gesamte Bezirksvertretung. Ich gehe daher
davon aus, dass die Bezirksvertretung genau wusste, was sie hier mitbeschließt
und der Bezirksvorsteher nach den mehrfachen Konsultationen mit meinen
Abteilungen hier ebenfalls wusste, woran er ist. Das Gebäude selbst hat sich
nie in einer Schutzzone befunden und befindet sich auch künftig nicht in einer
Schutzzone.
Vorsitzende GRin Ingrid Zankl: Danke.
2. Zusatzfrage, Herr Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Natürlich stimmt es, dass das
einstimmig im Bezirk verabschiedet wurde, aber interessanterweise ist eine
Zusatzinformation erst viel später aufgetaucht und lässt die ganze Sache in
einem neuen Licht erscheinen, abgesehen jetzt von dem Brief der ehemaligen
Bezirksvorsteherin Zimmermann. Der Punkt ist, dass nach der ursprünglichen
Information nicht vorgesehen war, dass eine Grünfläche verbaut wird, die sich
auf diesem Grundstück Zollergasse Nummer 39 befindet, deswegen auch der
Schwenk im Planungsausschuss. Herr Bezirksvorsteher Blimlinger wird heute zu
dieser Sache, die dann später behandelt wird, auch Stellung nehmen. Aber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular