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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 24.05.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 104

 

Also wenn die Frage dahin geht, sehr geehrte Frau Gemeinderätin, dass auch die GRÜNEN bei einem Jubelfest dabei sind, so sind Sie immer herzlich eingeladen. Ich habe auch bei den Initiativen, die die Stadt Wien in diesem Jahr macht, versucht darzustellen, dass es uns keineswegs um Jubelveranstaltungen geht und Sie werden in keiner einzigen dieser Veranstaltungen irgendeinen unberechtigten Jubel und schon gar nicht einen einseitigen Jubel, was die SPÖ anbelangt, vorfinden. Also ich glaube, wir können getrost davon ausgehen, dass das bei den noch restlichen Veranstaltungen auch so sein wird.

 

Was die Führung anbelangt, so werde ich gerne mit der Leitung der Museen sprechen. Ich glaube, und soweit ich das sehe, offen gestanden nicht, dass das ein Problem ist. Ich kenne die genauen Zahlen nicht auswendig, was eine Führung für Schulklassen kostet, aber ich glaube, dass das nicht ein Geldproblem ist. Ich vermeine mich zu erinnern, dass wir dort sehr sozial gestaffelte Tarife haben, aber wenn das irgendwo ein wirkliches Problem sein sollte, so glaube ich, wird sich dem die Museumsführung mit aller Offenheit widmen. Aber ich werde das aufgreifen und mit dem Herrn Dr Kos, dem Direktor der Wien Museen, sprechen.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Stadtrat.

 

3. Zusatzfrage, Herr Dr Salcher, bitte. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny möchte das Rednerpult verlassen.) Nein bitte, es gibt... Nein, das war noch nicht das ganz große Danke, sondern nur ein kleines Danke. (Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN.) Nein, es gibt noch zwei Zusatzfragen. Bitte.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich werde Ihnen den Morgen noch verschönern. Sie haben sehr viel gesprochen, dass auf Bundesebene überall gejubelt wird und in Wien wird nur berechtigt gejubelt und Sie haben auch gesagt, wie wichtig das kritische Geschichtsverständnis ist.

 

Nun, das kritische Geschichtsverständnis mag schön und gut sein, ich habe nur die Frage: Es gibt ja die Mitarbeiterzeitschrift der Stadt Wien, Sie kennen sie, in hoher Auflage, wo auch lobenswerterweise der Staatsvertrag, der ja wirklich ein ganz wichtiges Dokument ist, abgebildet ist. Das sage ich auch deshalb, um hier ein bissel kurzen Geschichtsunterricht für die anwesenden Jugendlichen zu machen. (Jugendliche sind auf der Besuchergalerie.) Der Staatsvertrag hat an sich fünf Unterschriften. Interessanterweise hat er hier auf der Abbildung der Mitarbeiterzeitschrift der Stadt Wien (GR Dr Andreas Salcher zeigt die Mitarbeiterzeitschrift.) nur vier Unterschriften, die vom damaligen Außenminister Figl fehlt.

 

Ich wollte daher fragen, ob das sozusagen das kritische Geschichtsverständnis der Stadt Wien ist, dass ausgerechnet die Unterschrift vom Figl weggeschnitten ist beziehungsweise auch die Bitte äußern, dass jener Führer, der dann die Führung für die Kinder der Stadt Wien macht, bitte nicht jener Redakteur sein sollte, der hier den Staatsvertrag beschnitten hat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Was war die Frage?

 

GR Dr Andreas Salcher: Die Frage war, ob das das kritische Geschichtsverständnis der Stadt Wien ist.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Die redaktionellen Hintergründe kenne ich nicht. Ich nehme an, dass das eine... (GR Dr Andreas Salcher: Diese Präsentation, also das kann es ja nicht gewesen sein!) Na ja, das weiß ich nicht, aber ich glaube nicht, dass wir der Stadt Wien vorwerfen können oder dass es irgendjemandem in diesem Land entgangen sein wird, dass der Leopold Figl den Staatsvertrag unterschrieben hat. Also ich glaube, die Sorge, dass man in diesem Jubiläumsjahr 2005 den Leopold Figl vergessen könnte, ist eine gegen Null tendierende. Aber ich werde mich dort einmal beim Herrn Chefredakteur erkundigen, warum die Unterschrift des Leopold Figl auf diesem Blatt nicht zu sehen ist. Diese Unterschrift ist tausendfach erschienen und publiziert und ich glaube nicht, dass es wirklich ein Problem ist, dass man den Leopold Figl nicht mit dem Staatsvertrag assoziiert.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke.

 

Die letzte Zusatzfrage wird von der Frau GRin Reischl gestellt.

 

GRin Hannelore Reischl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):

 

Im Gedenkjahr 2005 führt ja die Stadt Wien sehr viele Veranstaltungen und wie Sie auch erwähnt haben, sehr anspruchsvolle Veranstaltungen durch, die sich inhaltlich natürlich mit der Geschichte, mit der Vergangenheit unseres Landes beschäftigen. Diese Veranstaltungen, wie Sie auch erwähnt haben, wurden ja von sehr vielen Wienerinnen und Wienern und auch von den Touristen besucht.

 

Trotzdem taucht in Diskussionen manchmal die Frage auf oder kommt auch die Kritik, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, Gedenkjahre zu feiern?

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat!

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Na ja, das ist eine sehr berechtigte Frage, weil natürlich auch eine gewisse Inflation an Gedenkveranstaltungen zu konstatieren ist. Ich persönlich glaube, es geht im Grunde darum, kritische Aufmerksamkeit zu wecken, kritische Aufmerksamkeit mit historischen Entwicklungen oder für historische Entwicklungen und auch für historische Persönlichkeiten.

 

Wogegen man, glaube ich, sein muss und das haben wir mit unserer Programmgestaltung versucht, sowohl was das Jahr 2005 anbelangt als auch was das Jahr 2006, das Mozartjahr, anbelangt, das ja auch in vielerlei Hinsicht noch ein anderes Gedenkjahr ist - ich erwähne nur Sigmund Freud -, ist, an das Ganze nicht nur sozusagen beschönigend heranzugehen, sondern auch, dass man darüber eine durchaus kritische Herangehensweise und vor allem einen Diskurs ermöglicht. Das ist oftmals nicht leicht, weil man in der medialen Situation natürlich auch klare Botschaften senden muss, damit sie auch ankommen und damit sie aufgenommen werden. Man sollte aber gleichzeitig nicht darauf

 

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