Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 85
die Förderung in dieser Stadt um zwei Drittel gekürzt
haben. Ich fordere Sie auf, kommen Sie heraus und nehmen Sie von diesem Pult
aus Stellung zu diesem Dringlichen Antrag! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es gibt ja viele Ideen, es
gibt zum Beispiel die Idee, die Kommunalabgabe, die diese großen
Einkaufszentren entrichten müssen, zweckgebunden für die Förderung der Kleinen
zu verwenden. Denn neue Einkaufzentren schaffen natürlich auch neue
Einnahmequellen für die Stadt, eben etwa durch die Kommunalabgabe, und es wäre
doch eine gute Idee, das Steueraufkommen, das Kommunalsteueraufkommen der
Großen, der Einkaufszentren zweckzubinden für die Förderung der Kleinen.
Wir schlagen daher vor: Wir wollen ein neues Budget,
mit dem wir dann auch die Förderung der Nahversorgung wieder auf etwa
50 000 EUR anheben können, wie das früher der Fall war.
Wir schlagen vor: Schaffen wir solch ein neues
Budget, ein neues Budget, das aus der Kommunalsteuer der Großen dotiert wird,
finanziert wird, ein neues Budget, aus dem die Kleinen dann eben wieder
verstärkt gefördert werden können.
Meine Damen und Herren! Es haben ja alle Redner hier
schon festgestellt, dass auch für die Entwicklungen der Stadt eigentlich kein
guter Wille zu erkennen ist. Es sind 20 Großprojekte im Laufen: Beim
Ernst-Happel-Stadion, beim Bahnhof Wien Mitte, beim Zentralbahnhof,
Westbahnhof, Brauerei Liesing, Donauzentrum, Aspern, Asperner Flugfeld.
Insgesamt geht es da um 400 000 m². Das ist eine Fläche, die im
Volumen größer ist als etwa die gesamte Einkaufszone in der Mariahilfer Straße
und in der Wiener City zusammen.
Wir sind – das gilt etwa auch für die
Wirtschaftskammer – nicht grundsätzlich gegen Einkaufszentren, denn es gibt
auch positive Beispiele. Es haben einige Vorredner – so die Kollegin Frank,
aber auch der Kollege Aichinger von der ÖVP – hier das Columbus Center in
Favoriten erwähnt, das durchaus in einer frequentierten Lage ist und das auch
die Chance bietet, den unteren Teil dieser Fußgängerzone, der ja bereits akut
von der Verslumung bedroht war, aufzuwerten.
Man soll sich daher jedes Einkaufszentrum im Detail
anschauen, den Standort anschauen. Wir wollen aber eine Nachdenkpause, um eben
diese genaue Prüfung durchführen zu können.
Meine Damen und Herren! Wir müssen vor allem gleiche
Wettbewerbsbedingungen für die Kleinen schaffen, denn die Kleinen haben derzeit
nur Nachteile. Wir müssen Wettbewerbsbedingungen schaffen, indem wir für die
Kleinen Vorteile schaffen, indem wir die Kleinen bewusst bevorzugen, etwa durch
Förderungen, damit wir die Nachteile, die die Kleinen natürlich haben,
ausgleichen können.
Meine Damen und Herren! Wir fordern daher all diese
Maßnahmen ein. Wir fordern die Maßnahmen für die Nahversorger ein, Geschäftsladezonen,
wir fordern Parkpickerl ein, denn natürlich muss jeder Nahversorger auch für
jedes Firmenauto sein Parkpickerl bekommen, und wir fordern vor allem auch
Kundengaragen ein, kostenlose Kundengaragen. Wir meinen, dass Garagen, dass öffentliche
Garagen aus der Parkometerabgabe finanziert, und zwar so stark finanziert
werden können, dass sie dann auch den Kunden in den Einkaufsstraßen, in den
gewachsenen Wiener Einkaufsstraßen kostenlos zur Verfügung gestellt werden
können. Wir wollen also neue, kostenlose Kundengaragen.
Herr Stadtrat! Wir würden für jede gewachsene
Einkaufsstraße mindestens eine solche Kundengarage brauchen. Wir brauchen diese
Garagen, weil ja die Einkaufszentren den großen Konkurrenzvorteil haben, dass
sie eben kostenlos Parkplätze anbieten können, und das ist ja der Hauptvorteil
dieser großen Zentren. Wir fordern das daher von Ihnen ein. Wir fordern
Chancengleichheit für die Kleinen. Schaffen Sie die notwendigen Widmungen auch
für solche Garagen, Herr Stadtrat! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es ist nicht nur der
Parkraum, es sind nicht nur die vielen Parkplätze, die ein großer
Konkurrenzvorteil für die großen Einkaufszentren sind, es ist natürlich auch der
Zeitfaktor ein wesentlicher Vorteil, weil man sich halt beim Einkaufen in einem
großen Einkaufszentrum, in dem man alles auf einmal bekommt, viel Zeit erspart.
Es ist daher der Zeitfaktor ein wesentlicher Konkurrenzvorteil, wir hätten es
aber in der Hand, auch hier einen Ausgleich zu schaffen, etwa durch neue
Ladenöffnungszeiten zugunsten der kleinen Betriebe, indem eben kleine Betriebe
in Wien länger offen halten dürfen, so wie das etwa in Frankreich oder auch in
Italien praktiziert wird. In Frankreich ist es so, dass etwa die großen
Einkaufszentren pünktlich um 18 Uhr den Rollbalken herunterlassen müssen,
aber die Kleinen können dafür dann länger offen haben. In Frankreich gelten
diese längeren Öffnungszeiten eben nur für die kleinen Händler. Die kleinen
Einzelhändler, die Nahversorger haben daher in Frankreich die Chance, genau in
diesen Zeitnischen, wenn die Großen schon zusperren müssen, zusätzliches
Geschäft zu machen, mehr Geschäft zu machen.
Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat! Herr Kollege
Schieder! Wir fordern daher dieses französische Modell der längeren
Einkaufszeiten für die kleinen Händler auch für Wien ein. Nehmen Sie sich da
ein Beispiel an der Gabi Burgstaller in Salzburg. Die Salzburger
Landeshauptfrau, die Gabi Burgstaller, hat sich ja genau für dieses Modell
ausgesprochen, dass in Salzburg die kleinen Läden länger offen haben sollen,
und die Frau Burgstaller gehört ja immerhin Ihrer eigenen Partei an. Ich meine
daher, was in Salzburg möglich ist, muss auch bei uns möglich sein.
Wir fordern Sie daher auf: Geben Sie den Kleinen doch
auch bei den Öffnungszeiten mehr Chancen! Geben Sie den Kleinen in Wien durch
längere Öffnungszeiten neue Chancen für mehr Geschäft! (Beifall bei der
FPÖ!)
Meine Damen und Herren! Herr
Stadtrat! Wir brauchen daher eine Nachdenkpause, ein Moratorium, um
nachzudenken, wie wir die Kleinen tatsächlich stärker
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