Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 85
sondern das ist nur vorgetäuscht so.
Damit werden die Einkaufsflächen an den Stadtrand, an gewisse Peripherien
verlagert und eben die Stadt der kurze Wege, das Einkaufen in den
innenstädtischen Bezirken immer mehr erschwert und immer mehr unmöglich
gemacht. Damit kommt es – auch das ist schon angeschnitten worden – zu mehr
Verkehr und zu mehr Verkehrsbelastung und auch das, glaube ich, wollen wir nicht,
weil es nicht unbedingt der Lebensqualität dieser Stadt entspricht.
Es ist heute schon sehr viel erwähnt
worden und ich glaube, ich kann mir die Liste jener Einkaufszentren, die
bereits jetzt gewidmet sind und im Baustadium sind oder noch gar nicht begonnen
wurden, ersparen. Es sind, wie gesagt, nach dem neuesten Stand über
350 000 m². Die wichtigsten, die gewidmet sind, sind die Brachmühle,
der Westbahnhof, die Mariahilfer Straße, die äußere Mariahilfer Straße, die
Hütteldorfer Straße, der Kagraner Platz und so weiter, wo ganz einfach nach wie
vor geplant beziehungsweise gebaut wird.
Meine Damen und Herren! Es ist daher
fünf nach zwölf und es ist ganz einfach ein Umdenken in dieser Stadt notwendig.
Wir müssen ein Konzept erarbeiten und uns überlegen: Wo ist es noch sinnvoll,
wo ist es verträglich, wo sollen wir in Zukunft noch solche Flächen bebauen
beziehungsweise wo ist es nicht mehr erforderlich? Ich glaube, es ist daher
notwendig, dass wir diesen zeitlich befristeten Widmungsstopp durchführen und
gemeinsam mit allen interessierten Gruppen, auch mit der Wirtschaftskammer,
auch mit dem WWF, endlich ein Konzept erarbeiten, in dem vor allem das, meine
Damen und Herren, was die Wirtschaftskammer seit vielen Jahren in den
Begutachtungen und in den Stellungnahmen gesagt hat, ein bisschen mehr
Beachtung findet und in die Stadtplanung eingeht, und dass ganz einfach in dem
Stadtentwicklungsplan festgestellt wird, dass man so vorgehen soll.
Ein Beispiel ist noch ganz wichtig,
meine Damen und Herren. Gerade jetzt, wo die Nord-Ost-Umfahrung prinzipiell in
der Trassenlegung festgelegt ist, sollten wir vor allem in diesem Punkt die
Kooperation mit Niederösterreich suchen und unbedingt sagen, was auf diesem Gebiet
der neuen Flächenwidmung geschehen darf und was nicht.
In diesem Sinne, meine Damen und
Herren, glaube ich, sollten wir vorgehen, denn es ist zum Nutzen der Stadt, zum
Nutzen der Konsumenten und aller Wiener und Wienerinnen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. – Der Nächste auf
meiner Rednerliste ist Herr StR DDr Schock. Ich erteile ihm das Wort.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wir wollen mit diesem Dringlichen Antrag
einen Widmungsstopp für Einkaufszentren, eine Nachdenkpause, eine Pause, um
nachzudenken, wie das auch in vielen anderen Bundesländern üblich ist, in
Niederösterreich, in Oberösterreich, eine Nachdenkpause, wie wir die Kleinen in
ihrem Kampf gegen die Großen unterstützen können.
Wir brauchen für die kleinen
Nahversorger gleiche Wettbewerbsbedingungen, und es gibt daher überall in
Europa die Diskussion: Wie können wir für die Kleinen gerechte
Wettbewerbsbedingungen, Chancengleichheit mit den Großen schaffen? Es ist
enttäuschend, dass sich die sozialistische Fraktion heute dieser Diskussion
entzieht (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Wir
sind ja hier!), dass der Herr StR Schicker nicht bereit ist, an dieser
Diskussion teilzunehmen, Herr Kollege Stürzenbecher, und dass sich
offensichtlich auch der Kollege Schieder gerade eben von der Liste streichen
hat lassen, denn er hätte vor mir reden sollen. Ich finde das eigentlich sehr
traurig, dass eine große Fraktion, die Mehrheitsfraktion hier in diesem Haus,
nicht bereit ist, in diese Diskussion einzutreten, wie man wieder
Wettbewerbschancen für die Kleinen schaffen kann.
Meine Damen und Herren! Es haben ja
bisher eigentlich alle Fraktionen dieser Idee des Widmungsstopps zugestimmt.
Das sind natürlich wir als Antragsteller, es hat das Bündnis sich dafür
ausgesprochen, die ÖVP hat angekündigt, hier zuzustimmen, und auch die grüne
Fraktion hat eigentlich durch den Herrn Chorherr dieser Idee zugestimmt. Wir
würden uns daher wünschen, dass auch die sozialistische Fraktion hier ein
Bekenntnis abgibt.
Aber, meine Damen und Herren, es hat
ja der Herr GR Chorherr eigentlich schon über die Versäumnisse der
Sozialdemokratie gesprochen, über den Frevel – wie er das bezeichnet hat – an
der Nahversorgung in Wien. Frevel an der Nahversorgung ist wohl wahrscheinlich
wirklich der richtige Ausdruck, denn wo sind denn die Maßnahmen der Stadt in
den letzten Jahren geblieben? Es hat ja in Wien in etwa vor sechs, sieben
Jahren noch eine hohe Förderung für die Kleinen, für die Greißler gegeben.
50 000 EUR Zuschuss hat es bis vor sechs, sieben Jahren in Wien gegeben,
heute macht dieser Zuschuss für unsere Nahversorger nur noch 10 000 EUR
aus. Man hat an der Höhe der Förderung nichts geändert, aber man hat die Förderung
für die Kleinen reduziert. Und was ist der Grund dafür? Weil eben in dieser
Stadt alles andere wichtiger ist als unsere Nahversorger, weil alles andere
wichtiger ist als unsere Greißler, unsere nahversorgenden Betriebe in Wien.
Und wie schauen denn die Budgetzahlen aus? Meine
Damen und Herren, man hat in Wien vor sechs, sieben Jahren, bis zum Jahr 1999,
noch 5 Millionen EUR pro Jahr, damals über
70 Millionen ATS, für die Nahversorger aufgewendet. Und wie viel gibt
die Stadt heuer aus? Wenn man das heurige Budget zur Hand nimmt, dann sieht man
1,6 Millionen EUR noch. Das ist eine Kürzung von
5 Millionen EUR auf nunmehr 1,6 Millionen EUR für unsere
Nahversorger.
Es ist daher in Wahrheit die
Förderung um über zwei Drittel gekürzt worden, und ich meine, gerade die sozialistische
Fraktion sollte zu diesem Tagesordnungspunkt Stellung nehmen. Sie sollten nicht
in Presseaussendungen mit vollmundigen Erklärungen den Leuten in der
Öffentlichkeit Sand in die Augen streuen über Ihre Förderungspolitik, Sie
sollten zur Kenntnis nehmen, dass Sie
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