Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 85
Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Kollege Strobl, nicht alles, was hinkt, ist ein
Vergleich. Die Studiengebühren mit dem Kindergartenbetreuungsgeld zu
vergleichen, ist wirklich hanebüchen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Seit wann bekomme ich mit den Studiengebühren ein
Mittagessen? Seit wann bekomme ich mit den Studiengebühren eine
Vormittagsjause? Seit wann bekomme ich mit den Studiengebühren eine
Nachmittagsjause? Seit wann habe ich ein Betreuungsverhältnis an den
Universitäten von 25 StudentInnen auf eine Pädagogin beziehungsweise zwei
Pädagoginnen? Seit wann habe ich auf den Universitäten einen gesicherten
Sitzplatz? All das jetzt hier mit dem Kindergartenbetreuungsgeld zu vergleichen,
ist meiner Meinung nach schon sehr weit hergeholt. (Zwischenrufe bei der
ÖVP.)
Aber kommen wir zu dem Thema der Aktuellen Stunde,
denn eigentlich hätten Sie ja thematisieren können, warum es immer noch
Studiengebühren gibt. Aber anscheinend sind es jetzt offensichtlich die
260 EUR, die der Kindergarten kostet. Sie haben gesagt, die Masse der
DurchschnittsverdienerInnen zahlt die volle Länge. Da haben Sie aber angeführt,
was die DurchschnittsverdienerInnen verdienen, und soweit ich informiert bin,
zahlen die volle Länge jene, die mehr als 2 238 EUR verdienen. Das
stimmt ja, oder? Das sind jene, die den Höchstbeitrag leisten müssen, und das
ist nun einmal nicht die Masse der DurchschnittsverdienerInnen. Vielleicht ist
das in Ihrer Partei die Masse, aber es ist nicht die Masse der WienerInnen, die
mehr als 2 238 EUR verdient. (GR Walter Strobl:
1 300 EUR!) Ja, ich weiß schon, was DurchschnittsverdienerInnen
verdienen, aber Sie haben gesagt – ich habe mitgeschrieben –, die Masse der
DurchschnittsverdienerInnen zahlt die volle Länge für den Kindergarten. Und das
stimmt nicht. Das stimmt nicht, denn es ist ein Drittel der Eltern, das den
vollen Beitrag zahlt, und nicht die Masse der Eltern. Der Rest – das hat die
Kollegin Schmalenberg schon ausgeführt – hat Ermäßigungen beziehungsweise hat
den Kindergarten kostenlos.
Was ich nicht verstehe, ist, warum immer nur die
Forderung erhoben wird, dass das letzte Kindergartenjahr kostenlos sein soll.
Warum diskutieren wir nicht über den ganzen Kindergarten? Warum sollen nicht alle
drei Jahre des Kindergartens kostenlos sein, wenn wir doch alle wollen, dass
der Kindergarten eine Bildungseinrichtung ist, wenn wir uns auch einig sind,
dass der Kindergarten eine Bildungsinstitution ist? Warum dann immer nur das
letzte Kindergartenjahr? Warum nicht alle drei Jahre?
Genauso: Warum nicht gleich die gesamte
Kinderbetreuung gratis? Warum nicht eine Förderung für die Tagesmütter? Warum
nicht auch hier, wo wir doch wissen, dass gerade das Betreuungsverhältnis für
die Kinder unter drei Jahren sehr, sehr schlecht ist. Auch in Wien! Da gibt es
Nachholbedarf. Und genau die Betreuung in diesem Alter ist es, was die Frauen
daran hindert, wieder in Vollzeit zu kommen. Warum reden wir nicht über diese
Bereiche, warum reden wir nur über dieses letzte Kindergartenjahr, das gratis
sein soll? (GR Walter Strobl: Sie können
das ja beantragen!)
Ein bisschen gewundert hat mich, dass in Ihrer Rede
das Superbeispiel Niederösterreich gefehlt hat. Was ist mit Niederösterreich?
Ist es nicht mehr so super, wie es bis jetzt immer war? Anscheinend sind Sie
draufgekommen, dass es in Niederösterreich nicht mehr so super ist, denn es
gibt in Niederösterreich Kindergärten, in denen am Nachmittag keine
Kindergartenpädagogin mehr da ist, weil es der Gemeinde zu teuer ist. Wollen
wir diese Verhältnisse in Wien? Wir wollen Sie nicht! Wir wollen in Wien eine
ordentliche Betreuung der Kinder mit einer ordentlichen Anzahl von PädagogInnen
auch am Nachmittag, und wir wollen – das haben wir schon öfter gesagt – eine
kleinere Gruppengröße.
Da treffen wir uns, wenn wir über Qualität reden,
über Qualitätsverbesserungen, aber ich glaube, es ist der falsche Weg, das
immer nur am Geld aufzumachen, wo es einfach nicht stimmt, dass die Mehrheit
der WienerInnen die 260 EUR zahlt.
Es ist, glaube ich – wie soll ich sagen –, sehr
billig, Folder an jeden Haushalt zu schicken, in denen drinnen steht, man kann
zurückschreiben und bla bla bla, wenn man das unterstützt, wenn da einfach
falsche Informationen drin stehen und nicht wirklich darauf hingewiesen wird –
was man ja machen könnte bei so einem an einen Haushalt geschickten Material –,
welche Ermäßigungen es gibt, wie man an die Ermäßigungen herankommt, wo die
Ermäßigungsgrenze ist, und und und. All das steht nicht drinnen, sondern es steht
ganz einfach nur drinnen: Das letzte Kindergartenjahr muss gratis sein.
Wir sind, wie schon gesagt, ja gerne bereit, darüber
zu reden, das für den gesamten Kindergarten, für die gesamte Kinderbetreuung
gratis zu machen, aber dann müssen wir auch darüber diskutieren, was mit den
Unterdreijährigen ist.
Also ich finde es, ehrlich gesagt, eher schon
langweilig, immer wieder dieses 260-EUR-Argument hier zu hören und die
Forderung, das letzte Kindergartenjahr muss gratis sein. Ich hätte gerne einmal
gehört, was wirklich Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Qualität im
Kindergarten sind, was Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Situation an den
Universitäten sind, wenn dort angeblich eh alles so super ist, aber nicht immer
nur das Gejammere, dass der Kindergarten in Wien zu teuer ist. Denn was wir
schon immer wieder auch berücksichtigen müssen, ist, dass in Wien im
Österreichvergleich doch die meisten Kinder einen Kindergartenplatz haben. Und
darauf können wir schon auch stolz sein, auch wenn wir oft sagen, der
Kindergarten ist doch zu teuer.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Kollegin.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Harald STEFAN. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Harald STEFAN (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren Kollegen!
Die Gesellschaft hat natürlich
Interesse daran, dass es Geburtenzahlen gibt, die das Verhältnis zwischen
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