Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 85
sehr eng verbunden war, von Beginn an, das so genannte Volkstheater in den Bezirken, eine Aktion, die Theater und Kunst auch in die Randbezirke gebracht hat.
Sehr geehrter Herr Stadtrat, du hast dich selbst vor
einigen Jahren sehr bemüht, nachdem sich ein Hauptsponsor aus dieser Aktion
zurückgezogen hat, das Theater in den Bezirken nicht nur am Leben zu erhalten,
sondern auch mit neuen Akzenten zu versehen. Der neue Direktor des
Volkstheaters, Direktor Schottenberg, hat neue Pläne und Konzepte für diese
Aktion.
Decken sich diese Vorstellungen mit deinen
Vorstellungen als Kulturstadtrat?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Wie du richtig feststellst, ist das Volkstheater
nicht nur im Haupthaus und künftig auch in der ehemaligen Probebühne in der
Margaretenstraße tätig, sondern auch seit geraumer Zeit organisatorisch und
inhaltlich verantwortlich für eine sehr wichtige Einrichtung in Wien, nämlich
das Volkstheater in den Bezirken, in den Außenbezirken, wie das früher geheißen
hat. Das bedeutet, dass Produktionen auch aus dem Zentrum hinaus an
Spielstätten in die Bezirke kommen, sodass es insbesondere für Menschen, die
vielleicht nicht so leicht in die Innenstadt kommen können, ermöglicht wird,
gute Theaterkunst gewissermaßen vor Ort zu sehen. Das ist eine wunderbare
Einrichtung, die es seit über drei Jahrzehnten gibt und die lange Zeit, wie du
richtig festgestellt hast, Herr Gemeinderat, von der Arbeiterkammer unterstützt
und finanziert wurde. Leider hat diese sich in den letzten Jahren zunehmend
zurückgezogen und es war daher eine wichtige Aufgabe und ein Anliegen von mir,
dass dieses Kulturangebot für die Menschen draußen vor Ort aufrecht erhalten
wird.
Die neue Direktion Schottenberg hat sich
erfreulicherweise nicht nur bereit erklärt, das selbstverständlich
weiterzuführen, sondern Michael Schottenberg und die neue Direktion haben das
mit neuen, zusätzlichen Inhalten versehen. Man darf nicht vergessen, es sind
6 000 Abonnenten, und 6 000 Abonnenten sind sehr viel, die
vor allem aus Gründen der Theaterkunst, aber auch aus verschiedenen anderen
Gründen diese Einrichtung besuchen, sei es auf Grund zu großer Distanzen, sei
es aus Alters- oder sonstigen Gründen oder weil man nach der Arbeit lieber bei
sich zu Hause im Grätzel bleibt oder aus verschiedenen anderen Gründen.
Die finanzielle Basis ist durch das Engagement der
Stadt Wien auch in Zukunft gesichert. Inhaltlich wird der erfolgreich begangene
bisherige Weg nicht nur fortgesetzt, sondern, und das freut mich ganz
besonders, unter Michael Schottenberg werden die Bezirke zur Chefsache erklärt.
Wie er selbst erklärt hat, werden alle Stars des Volkstheaters, die das
Haupthaus in großen Rollen präsentiert, und das schließt auch die Direktion
ein, auf die Reise durch die Wiener Bezirke geschickt. Gespielt wird, wie
bisher, in 26 Spielstätten, die flächendeckend über alle Wiener
Gemeindebezirke gestreut sind.
Es sind fünf Produktionen geplant. Eine Produktion
"Sextransstunden in sechs Wochen" von Richard Alfieri mit Erni
Mangold und Toni Böhm in den Hauptrollen, ein Frank-Sinatra-Abend, dann
"Indien" von Josef Hader und Alfred Dorfer mit Heribert Sasse und
Michael Schottenberg, dann ein Abend mit Dolores Schmidinger und ein Abend mit
der Wiederaufnahme der Produktion "Piaf" mit Maria Bill und Paul
Matic
Ich glaube, dass diese ganz wichtige Wiener Kultureinrichtung
in den Außenbezirken unter der neuen Direktion auch neue Impulse bekommt und
daher erfolgreich weitergeführt werden kann.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
nächste Zusatzfrage, Herr GR Barnet, bitte.
GR Günther Barnet
(Bündnis Zukunft Wien – die Stadtpartei):
Herr Stadtrat!
Die GRin Unterreiner hat am
10. Dezember 2003 in einer Aussendung die Designierung von Michael
Schottenberg als neuem Volkstheaterdirektor als "Hoffnung“ bezeichnet. Sie
sagt, sie, Unterreiner, sei deswegen zuversichtlich, weil Schottenberg in
seiner bisherigen Arbeit bewiesen habe, dass er die Anliegen und Erwartungen
des Publikums zu erfüllen im Stande sei und er nicht zu den
Selbstverwirklichern zähle, die ihre höchst egoistischen Ideen durchpeitschen
wollen. Im Gegenteil, so Unterreiner, Schottenberg lasse die Erwartung zu, dass
er in seiner Arbeit Mut und Freude zur Authentizität aufbringen werde. Insofern
sei Schottenberg als Direktor eine richtige Wahl zur richtigen Zeit.
Die Frage ist, Herr Stadtrat, ob Sie im Lichte der
heutigen Gemeinderatsanfrage diese Aussage als zeitgemäß betrachten.
Erlauben Sie mir noch eine Anmerkung, ein Detail: Die
Fahne der Europäischen Union hat, obwohl 25 Mitgliedsstaaten, auch zum
Zeitpunkt als es 15 waren, nur 12 Sterne gehabt. Es ist auch mit der neuen
EU-Verfassung nicht anders, aber wir wollen diese drei Sterne durchgehen
lassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat!
Ich danke für diese tatsächliche Berichtigung und
nehme das gern auf, was die Anzahl der Sterne in der EU-Flagge anbelangt.
Ich weiß nicht, ob die Frage der Frau GRin
Unterreiner zeitgemäß ist. Ich habe versucht, sie in meiner Beantwortung zu
relativieren.
Ich weiß wohl, dass die Frau Gemeinderätin damals die
Verpflichtung von Michael Schottenberg begrüßt hat. Umso mehr erstaunt es mich
jetzt, dass man ihm irgendeine Nähe zum Kommunismus unterstellt.
Offen gestanden verstehe ich die Anfrage nicht ganz,
weil, noch einmal, weder kann man aus diesem Emblem herauslesen, dass das ein
kommunistischer Stern ist, noch kann man aus dem, was Schottenberg bisher getan
hat und was er vorhat, irgendeine Nähe herauslesen.
Um Ihre Frage zu beantworten:
Nein, ich halte die Haltung und die Anfrage der Frau Gemeinderätin nicht
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