Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 85
(FSP -
01975-2005/0002 - KVP/GM). Sie ist von GR Klucsarits an die Frau Stadträtin
der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet: Wie
rechtfertigen Sie die Tatsache, dass nach jahrelanger Planung des Projekts der
Renaturierung des Wienflusstals erst dieser Tage von Ihrem Ressort bemerkt
wird, dass eine Verwirklichung angeblich nicht möglich sei?
Ich bitte um Beantwortung.
Meine Damen und Herren, darf ich Sie bitten, ich
verstehe Wiedersehensfreuden, ich verstehe diskussionsübergreifende wichtige Gespräche,
das verstehe ich alles, nur wir sollten das, was gefragt wird, und das, was
geantwortet wird, verstehen. Ich ersuche um Berücksichtigung. Die Galerie hat
auch ein Recht darauf, das zu verstehen, was hier gefragt und geantwortet wird.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine
sehr geehrten Damen und Herren, meine Frage beschäftigt sich mit dem
Wientalradweg.
Sehr geehrter Herr GR Klucsarits!
Ich kann Ihnen nur sagen, das Gegenteil ist der Fall.
Ich wundere mich fast ein bisschen über die Frage, weil wir im Ausschuss
eigentlich schon sehr ausführlich über dieses Thema diskutiert haben. Das ist
keinesfalls eine Absage, sondern ganz im Gegenteil, wir werden dort einen
Radweg eröffnen, wie Sie wissen, und zwar erstmalig einen Radweg im
renaturierten Wientalbereich. Der wird 2,3 Kilometer lang sein. Es wird
auch ab Herbst dort eine zusätzliche Renaturierung im Bereich von einem
Kilometer geben. Das ist das letzte fehlende Teilstück, dass man dann von
Mauerbach und Purkersdorf direkt und durchgängig bis zur U4-Endstelle mit dem
Rad fahren kann, also eine Verbindung zwischen Niederösterreich und Wien.
Ich freue mich wirklich sehr über die Realisierung
dieses Projekts. Ich kann nur sagen, das Gegenteil ist der Fall, erstmals wird
das Wiental geöffnet. Die Menschen können dann den bereits jetzt renaturierten
Bereich und den neu renaturierten Bereich, den wir ab Herbst angehen, erstmals
wirklich benutzen. Für mich ist das wirklich ein Anlass zu großer Freude, weil
Sie wissen, auch das habe ich im Ausschuss gesagt, das war ein schwieriges
Projekt, weil dort, auch das wissen Sie, ein Hochwasserabflussbereich ist. Das
ist eben nicht ein Fluss, wie viele andere in Wien, wo man sich unten sozusagen
gefahrlos bewegen kann, sondern wir haben die Erfahrung gemacht, dass binnen
30 Minuten der Wasserspiegel um bis zu zwei Meter steigen kann. Deswegen
steht die Sicherheit bei diesem Projekt wirklich an erster Stelle. Wir haben
auch große Sicherheitsauflagen bekommen, die wir selbstverständlich alle
erfüllen. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Das
stimmt doch nicht!) - Zu Ihnen,
Herr Kollege Gerstl, komme ich dann auch noch.
Es gibt sechs Auf- und
Zufahrtsrampen. Es gibt noch zwei Fluchtaufgänge durch Stiegen. Maximal
800 Meter sind zwischen zwei verschiedenen Rampen. Das heißt, im schlimmsten
Fall hat man 400 Meter zurückzulegen. Es gibt ein ferngesteuertes
Schrankensystem. Es gibt eine Warnlichtanlage. Es gibt akustische Warnsignale.
Das sind lauter Auflagen, die wir vorgeschrieben bekommen haben. Ich halte
diese auch für gerechtfertigt, weil die Sicherheit hier wirklich an erster
Stelle steht. Angesichts dieser Auflagen, darüber waren wir uns im Ausschuss an
sich einig, ist es natürlich schwer vorstellbar, diesen Radweg jetzt noch
weiter zu verlängern beziehungsweise wissen wir auch, dass das Wiental
stadteinwärts immer enger wird, es keine Auffahrtsrampen mehr gibt und daher
auch die Fluchtwegmöglichkeiten natürlich nur sehr eingeschränkt sind. Wir
haben das auch diskutiert und ich habe durchaus Zustimmung von Ihrer Fraktion
geortet.
Was für mich allerdings
wirklich langsam nicht mehr nachvollziehbar ist, ist die Position der ÖVP.
Zuerst haben Sie in den 90er
Jahren vorgeschlagen, man soll den Wienfluss überplatten und dort ein Parkdeck
machen. Gut, darüber kann man jetzt denken, was man will.
Zu Beginn dieser Debatte hat
Herr Bezirksvorsteher Gerstbach in der "Presse" gesagt, der
Wienflussradweg wäre ein gefährlicher Wahnsinn, also das ist keine fünf Wochen
her, dass er das gesagt hat, und er werde mit allen Mitteln diesen Radweg
verhindern.
Dann haben wir die Wasserrechtsverhandlung gehabt.
Siehe da, der Vertreter des 13. Bezirks: „Solang wir nichts zahlen müssen,
haben wir eigentlich nichts gegen den Radweg." Das haben wir zur Kenntnis
genommen, die ÖVP hat eben ihre Meinung geändert.
Im Ausschuss gab es dann Zustimmung von Ihnen und Ihr
Kollege Parzer hat in der "Presse" auch gesagt, er findet die
Entscheidung, den Radweg nicht weiterzubauen, nachvollziehbar, weil: „Von einem
begrünten Fluss, auf den man nur hinunterschauen kann, hätte niemand
etwas". Ich zitiere Sie wörtlich aus der "Presse", Herr Kollege.
Am nächsten Tag gab es dann offensichtlich auf
Weisung von Ihrem Klubobmann Tschirf einen Rückzieher und Meinungsschwenk der
ÖVP, wieder in die andere Richtung.
Ich kann nur sagen, wir kennen uns langsam nicht mehr
aus, was Ihre Meinung zu diesem Thema ist.
Unsere Meinung ist konstant. Ich glaube, dass es eine
gute Sache ist, diesen Bereich des Wienflusses für die Öffentlichkeit
zugänglich zu machen, unter strengen Sicherheitsauflagen, wie wir sie auch
vorgeschrieben bekommen haben, weil Sicherheit in einem solchen Projekt
wirklich sehr wichtig ist.
Ich freue mich darauf und lade Sie alle herzlich ein,
im Juni mit uns dort Rad zu fahren.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir kommen zur 1. Zusatzfrage. Herr Klucsarits,
bitte.
GR Rudolf Klucsarits
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Stadträtin!
Sie wundern sich über meine Frage, ich wundere mich
über Ihre Antwort. Wir wundern uns beide, gegenseitig.
Was Sie angesprochen haben, ist nur ein ganz kleiner
Teil des Wienflusses, dieser neue Radweg. Wir fordern ja eine Renaturierung des
Wienflussbeckens. Unsere Meinung war da immer ganz klar. Da können Sie uns
nicht etwas anderes einreden.
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