Gemeinderat,
55. Sitzung vom 28.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 85
beschlossen. Hier wurde beschlossen, dass die Verträge, die bisher seitens der Stadt Wien waren, an den FSW übertragen werden. Ich sehe dort hinten einen Geschäftsführer stehen, der erfreulicherweise nickt. Also was ich sage, scheint zu stimmen. Das ist hier beschlossen und an den FSW übertragen worden. Das haben Sie beschlossen, sehr verehrte Damen und Herren. Insofern kann ich diesen Vorwurf der Rechtsunsicherheit nicht im Raume stehen lassen.
Womit Sie Recht haben, aber das bestreitet ja keiner,
ist, dass die Richtlinien, die wir jetzt provisorisch, deswegen heißen sie ja
provisorisch, beschlossen haben, noch bearbeitet werden müssen. Jawohl, das
stimmt. Da wird es noch viele Veränderungen geben. Jawohl, da haben Sie Recht.
Aber da bekenne ich mich dazu, dass wir sagen, diskutieren wir lieber länger
mit den Organisationen und haben dann etwas, mit dem alle leben können, wo die
Alltagserfahrungen der Organisationen eingeflossen sind, als wir drücken das
jetzt durch, nur damit ich gut vor Ihnen stehe und sage, nächste Woche ist es
fertig. Nein, es wird nächste Woche nicht fertig sein, aber wir setzen alles
daran, dass es vor dem Sommer jedenfalls fertig ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Nachdem die SPÖ auf ihre Zusatzfrage
verzichtet, Frau Dr Pilz, Ihre zweite, bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Drücken Sie nichts durch, aber machen Sie gute
tragfähige Lösungen. Ich möchte Ihnen zu bedenken geben, dass Sie dabei sind,
den Teufel mit dem Pelzebub auszujagen.
Ich bin Ihrer Meinung, die EU-Dienstleistungsrichtlinie
darf in Wien nicht dazu führen, dass man ein Dumping einführt, dass man hier
Qualität verschlechtert, dass man einen Wettbewerb einführt, der zu Lasten der
Anbieter und der Klienten geht. Das wollen wir nicht.
Aber das, Frau Stadträtin, was Sie planen, ist die
Quadratur des Kreises. Die Förderrichtlinien können nur dann EU-rechtlich
standhalten, wenn der Fonds Soziales Wien in keiner Weise steuernd eingreift,
denn sonst handelt es sich, und so steht es in Ihrem eigenen Rechtsgutachten, um
ein Umgehungsgeschäft. Dann haben wir in Wien Baustelle, wenn wir diese Klage
verlieren würden.
Frau Stadträtin, ich verstehe die Organisationen,
dass sie sich sorgen, denn Sie sagen, Sie haben gerne Kritik, aber bitte, Frau
Stadträtin, ziehen Sie auch die richtigen Konsequenzen. Ich verstehe, dass die
Anbieterorganisationen sagen, sie müssen in der Dienstleistung teurer werden,
wenn sie nicht mit Sicherheit mit einem gewissen Auftragskontingent rechnen
können. Wie sollen sie denn sonst kalkulieren? Sie dürfen nicht eingreifen und
der Fonds Soziales Wien darf es auch nicht. Sie dürfen nur anerkennen, Sie
dürfen Qualitätsgrundlagen festlegen, die gut und hoch sein sollen, aber dann
sind zwei schwach, einerseits die alten und schwachen und bedürftigen Klienten,
die bei der Betreuung zu Hause üblicherweise nicht die sind, die sich im
Internet den besten Anbieter heraussuchen, die hochgradig auf Beratung
angewiesen sind, und auf der anderen Seite die Anbieter, die jetzt nicht damit
rechnen können, dass ihnen der Fonds Soziales Wien Aufträge garantieren kann.
Sie machen sich auf den Weg in die falsche Richtung, Frau Stadträtin. (GR Harry
Kopietz: Ist das eine Verhandlung oder eine Fragestunde?)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Frau Dr Pilz, ich darf
zur Frage bitten.
GRin Dr Sigrid Pilz
(fortsetzend): Ich komme zur
Frage: Hier steht, dass nicht flächendeckend Qualitätskontrollen durchgeführt
werden können, weil es zu wenig personelle Ressourcen gibt.
Dazu frage ich Sie, Frau Stadträtin: Fahren Sie nicht
auf diese Weise das ganze System in eine gefährliche Situation?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Frau Gemeinderätin!
Wir werden jetzt nicht die Zeit haben, die Grundsatzdiskussion,
die wir eh permanent führen, da zu wiederholen. Wenn ich so in die Runden
blicke, befürchte ich auch, dass die spannende Erwartung der Kollegen und
Kolleginnen, unsere Diskussion zu teilen, mäßig ist.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass das, was Sie
offensichtlich wollen, dass wir einerseits Leistungen ausschreiben und
andererseits Kontingentierungen haben, nicht existiert. Wir leben in keiner
Mischung zwischen Turbokapitalismus und Sowjetunion. Das tun wir nicht. Ehrlich
gesagt, bin ich ziemlich froh, weil ich weder die Sowjetunion noch den
Turbokapitalismus schätze. Wir leben in einem System, wo wir versuchen müssen,
im Rahmen der Bedingungen Qualität zu sichern, Vereinbarungen mit den Vereinen
zu treffen, die zu unterstützen, die Unterstützung brauchen und dies auf eine
Art und Weise, wie es rechtskonform ist. Das tun wir hier. Ich stehe nicht an
zu sagen, dass wir in gewissen Bereichen noch einen Diskussionsbedarf haben,
also deutlicher, als ich das hier gesagt habe, geht es nicht mehr.
Wir haben einen Weg gewählt, den wir rechtlich lang
diskutiert haben oder auch diskutieren haben lassen, weil wir ja nicht die
Experten sind. Wir haben einen Weg gewählt, wo wir sagen, wir machen eine
Anerkennung von denjenigen, die den Qualitätskriterien entsprechen und wir
suchen einen Weg, wo wir denen Unterstützung zukommen lassen, die diese
Unterstützung brauchen. Ich befürchte, dass die Diskussion nicht beendet ist.
Wir werden sie weiterführen. Ich glaube nach wie vor, dass der Weg, den wir
haben, der richtige ist. Dass er noch nicht bis ins letzte Detail ausgefeilt
ist, gebe ich gern zu. Da bin ich den Diskussionen gegenüber sehr offen. Aber
ich sehe diesen Weg, den wir eingeschlagen haben, alternativlos. Deswegen lade
ich alle ein, diesen Weg mit uns zu gehen und bin gern bereit,
Verbesserungsvorschläge und Ideen, wie wir es noch besser machen könnten, in
diesen Weg einzubauen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Somit ist die 1. Anfrage beantwortet.
Wir kommen zur 2. Anfrage
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