Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 67
Meine Damen und Herren, Drogenkonsum und Drogenproblematik macht vor keiner Tür halt, egal von welcher politischen Partei man kommt und aus welchem gesellschaftlichen Umfeld man stammt. Ich weiß, dass es oft schwer ist, dass man die nötigen Maßnahmen setzt, aber ich glaube, dass wir in Wien in den letzten Jahren im Prinzip vorbildliche Arbeit geleistet haben.
Meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei,
das sei Ihnen auch ins Stammbuch geschrieben, Wegsperren von Drogensüchtigen
hat allein keinen Sinn. Damit würde man das Problem nur verschärfen. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Mein Gott!
Warum hören Sie nicht einmal zu!) Man darf davor auch nicht die Augen
verschließen, wie man das vielfach im Prinzip oft macht. Jetzt sage ich nicht,
dass Sie das machen, aber ich habe es von anderen Ihrer Fraktion schon gehört. (GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Das hat
keiner gesagt!) Man kann nicht sagen, es gibt keine Drogensüchtigen. Es
gibt einfach Drogensüchtige.
Meine Damen und Herren, was man noch wissen sollte
und das sollten Sie sich auch genau überlegen, mit der Herabsetzung im
Suchtmittelgesetz haben wir eines erreicht, es werden mehr Leute angezeigt und
eingesperrt. Zum damaligen Zeitpunkt haben die Richter die
Ermessensentscheidung gehabt, entweder zu strafen oder zu therapieren. Ich darf
Ihnen sagen - und dafür sind auch einige, die heute hier sitzen,
mitverantwortlich -, dass in den letzten Monaten und Jahren verstärkt zum
Bereich der Strafe gegriffen wurde, was uns in der Therapie überhaupt nicht
behilflich ist. Ich glaube, wir wären gut beraten, diesen Weg umzukehren und
jenen, die unsere Hilfe brauchen, in der Therapie diese Hilfe auch zu geben und
sie nicht zu strafen.
Meine Damen und Herren, auf diesem erfolgreichen Weg
werden wir gemeinsam mit unserer Stadtregierung, mit unserer Fraktion und mit
Michi Dressel gehen. Sie werden nicht erstaunt sein, dass wir Ihrem Begehr
natürlich nicht beitreten können. Der Drogenkoordinator wird weiter unser
Vertrauen besitzen und im Amt bleiben. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau StRin Landauer. Ich erteile es ihr.
StRin Karin Landauer: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zur Kollegin Jerusalem will ich nicht wirklich sehr viel
sagen, weil es mir eigentlich immer sehr schwer fällt, Ihnen gelassen
zuzuhören. Wir wollen, dass es Repressionen gegen Dealer und Hilfe für
Drogenkranke gibt. Mehr will ich zu Ihren Wortmeldungen gar nicht sagen, weil
es sinnlos ist. Diese Debatte führen wir hier seit 1987.
Weil gesagt wurde, unser Antrag betreffend der
menschenverachtenden Aussagen von Drogenkoordinator Michael Dressel ist
überzogen: Ich gebe Ihnen Recht und sage von diesem Pult aus auch, dass das
Wort "menschenverachtend" sicher überzogen ist. Ich entschuldige mich
dafür. Es wäre "verharmlosend" das bessere Wort gewesen. Ihre
Aussagen sind verharmlosend, weil zu "menschenverachtend" muss man
sagen, dieses Wort wird einfach in vielen Belangen immer wieder verwendet, wenn
man sehr betroffen ist. Das ist auch sicherlich dadurch entstanden, weil uns
betroffene Eltern angerufen haben, die diesen Satz von Ihnen, dass es nicht auf
den Drogenkonsum zurückzuführen ist, eben so betrachtet haben. Ich möchte es
jetzt hier aber noch einmal sagen: Wir hätten das nicht so weitergeben
brauchen, sondern es auf "Verharmlosung" niederschreiben sollen. Wir
glauben einfach, ich werde das jetzt herausarbeiten, dass sehr viele
Versäumnisse Ihrerseits vorliegen.
Weil die Frau
Kollegin Jerusalem gesagt hat, der Herr GR Strache ist feig, weil er sich
hinter dem Drogenkoordinator verschanzt: Der Antrag ging an die Frau StRin
Brauner, denn nur die Frau StRin Brauner kann abberufen. Dazu fällt mir immer
der Altvizebürgermeister Mayr ein, der gesagt hat, die Politik liefert die
Ideen, umsetzen tut dann derjenige, der zuständig ist, ob Beamter oder so wie
der Drogenkoordinator, der eben für den Drogenbereich zuständig ist.
Das Wort
"Drogenkoordinator", muss ich überhaupt dazusagen, ist für mich
absurd. Aber das ist schon absurd, seit es das Wort gibt. Dieses Wort gibt es
nur leider europaweit. Vielleicht könnte man hier einfach einmal eine
Initiative starten, dass man das "Antidrogenkoordinator" benennt.
Der Herr GR
Wagner hat gemeint, wir müssen noch viel im Bereich Alkohol, Nikotin und
Medikamente tun. Ich kann das nur unterstreichen. Hier muss einfach noch viel
mehr gemacht werden. Ich bedaure zutiefst, dass es der Bundesregierung bis
jetzt noch nicht gelungen ist, den Steuersatz für die Alkopops so hinaufzusetzen,
dass sich das die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel nicht mehr so leicht
leisten können, wie sie es jetzt tun. Beim Alkohol unter 16 haben wir schon
sehr viele Initiativen gesetzt. Sie wurden leider in diesem Hause abgelehnt.
Vielleicht gelingt es uns, dass wir auf Bundesregierungsebene gemeinsam mit den
Landesjugendreferenten noch ein harmonisiertes Jugendschutzgesetz zu Stande
bringen, damit hier vielleicht einmal ein Schritt gesetzt wird.
Ich war sehr
beruhigt, dass der Herr Abg Wagner gesagt hat, für die SPÖ wird es keine
Fixerräume geben. Die Streetworker vom Karlsplatz sehen das anders. Sie haben
auch in einem Leserbrief in der "Presse" am 14. März
geschrieben: „Wir erachten es als notwendig, dass Räumlichkeiten für die Betreuung
von drogenkranken Menschen zur Verfügung gestellt werden. Dies wird durch die
Umgestaltung des Karlsplatzes auch erfolgen." Ich glaube, dass wir
Räumlichkeiten für Drogenkranke brauchen. Aber wir brauchen sicherlich keine
Fixerräume. In Deutschland geht man bereits dazu über, die Fixerräume zu
schließen, weil man draufgekommen ist, das ist nicht der richtige Weg. (Beifall bei der FPÖ.)
Am
25.2. hat der Drogenkoordinator darauf aufmerksam gemacht, dass ein neues
Problem auf Wien zukommt, und zwar die Straßendroge Kokain. Derzeit kann man
annehmen, dass zirka 100 WienerInnen jeweils fünfzehnmal pro Tag Kokain
spritzen. Ein Gramm Kokain kostet derzeit ca 50 EUR. Ich denke mir, dass
hier noch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular