Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 67
die statistisch erhobene Tatsache. Im Vergleichszeitraum der letzten Jahre bilden sich in den Daten zum Beispiel in Bezug auf die Designerdroge Ecstasy und die Gruppe der Amphetamine keine Konsumzuwächse ab. Ich sage jetzt vorweg, wenn das keine Erfolg ist, wenn man uns mit anderen europäischen Metropolen vergleicht, dann weiß ich nicht, was ein Erfolg ist.
Es gibt allerdings einen leichten Anstieg beim Konsum
von Kokain, wo man aufpassen und noch eine bessere Aufklärungs- und Präventionsarbeit
geleistet werden muss. Über die letzten 10 Jahre hinweg, das können Sie auch in
allen ÖBIG-Statistiken nachlesen, bleibt hingegen eines stabil, der Anteil
derjenigen, die schon einmal Opiate oder andere verbotene Drogen konsumiert
haben. Das sind zwischen ein und zwei Prozent. Das bleibt, statistisch die
letzten Jahre nachweisbar, bei diesen Prozentsätzen.
Meine Damen und Herren, wenn gesagt wird, man könnte
noch mehr tun, dann darf ich nur ein paar Dinge hervorheben, was wir im Rahmen
unseres Drogenkonzepts die letzten Jahre bereits tun und laufend getan haben:
Wir haben Einrichtungen. Wir haben die
niederschwelligen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen wie Check It, wie den
Spitalsverbindungsdienst Kontakt.
Wir haben Drogenambulanzen, das BBZ Dialog, die
Drogenambulanz im AKH, die Drogenambulanz im Otto-Wagner-Spital.
Wir haben ein ambulantes Betreuungszentrum in der
Hermanngasse.
Wir haben Beratungsstellen für Alkohol- und
Medikamentenabhängige.
Wir haben betreutes Wohnen.
Wir haben den Verein Dialog im Polizeianhaltezentrum.
Wir haben Fix und Fertig und vieles andere mehr.
Wir haben halbstationäre Einrichtungen, natürlich
auch stationäre Einrichtungen, aber die möchte ich Ihnen jetzt nicht noch in
der kompletten Breite aufzählen.
Meine Damen und Herren, wenn hier dann auch gesagt
wird - da möchte ich Ihnen jetzt auch noch eine Zahl zum Besten geben -, in
Wien ist es in den letzten Jahren explodiert, dann sage ich, Sie haben die
letzte Kriminalstatistik nicht genau gelesen. Da gibt es nämlich bei der
Suchtkriminalität einen interessanten Vergleich. Mit den nach dem
Suchtmittelgesetz erstatteten Anzeigen liegt Wien im österreichischen
Durchschnitt mit einer Steigerung von 13,35 Prozent vom Jahr 2003 auf
das Jahr 2004. Jetzt hören Sie zu, wenn Sie sagen, wir sind da
Spitzenreiter. In den Ländern Tirol und Niederösterreich fand sogar eine
Steigerung von 28,59 Prozent statt beziehungsweise in Niederösterreich von
26,84 Prozent. In Wien ging auch die Anzahl der angezeigten Verbrechen im
Zusammenhang mit dem Suchtmittelgesetz um 2,81 Prozent zurück, wobei die
Anzahl der zur Anzeige gebrachten Vergehen allerdings um 13,38 Prozent
angestiegen. Da gibt es aber auch eine österreichische Steigerungsrate von
14,61 Prozent. Wie gesagt, das muss man alles in Relation sehen. Je mehr
Aufklärungsarbeit die Polizei betreibt, umso mehr Anzeigen werden natürlich
diesbezüglich auch eingefahren. Das ist aber nicht das Schlechteste, wenn man
so hier die Kirche tatsächlich im Dorf belässt.
Was uns zu denken geben muss, und das ist auffallend,
ist das deutliche Ansteigen der Zahl der Anzeigen bei Personen ohne
Beschäftigung. Das hängt ursächlich mit der Arbeitsmarktlage in
Gesamtösterreich, aber natürlich auch bei uns in Wien, zusammen, weil der Bund
die Verantwortung trägt, um Arbeitsplätze neu zu schaffen. Da haben wir im
Prinzip ein Ansteigen zu verzeichnen. Dazu muss man sagen, das muss im Prinzip
verhindert werden.
Wenn Sie sich die Anzahl aller Anzeigen zum
Suchtmittel Cannabiskraut im Jahr 2004 anschauen, wo gesagt wird, Wien hat
da allein 50 Prozent, hat Wien 2 963 Anzeigen und wir sind eine
Stadt, eine Metropole, wo sich alles kanalisiert, Oberösterreich hat
2 271 Anzeigen, das Land Niederösterreich hat
2 143 Anzeigen und in Gesamtösterreich haben wir
13 709 Anzeigen.
Meine Damen und Herren der Freiheitlichen Partei,
auch hier sollten Sie die Statistik etwas genauer lesen und dann auch so
darstellen, wie sie darzustellen wäre.
Meine Damen und Herren, neue Erkenntnisse über
unterschiedliche Bereiche und Handlungsmöglichkeiten im Bereich der
Drogenarbeit sind für uns Verpflichtung und Herausforderung zugleich,
ermöglichen uns, wirksamere Methoden der Früherkennung und eine bessere
Behandlung für kranke Drogenabhängige in Wien zu erreichen. Die Situation am
Arbeitsmarkt hat sich aber extrem verschärft und erfordert auch von uns neue
Strategien zur beruflichen Stabilisierung und Integration von Drogenabhängigen.
Die Schwerpunkte unseres Konzepts liegen somit konkret bei Maßnahmen gegen den Missbrauch
von Designerdrogen, noch verstärktere Präventionsarbeit, vor allem im Bereich
der Lehrlinge, sowie die große Qualitätssicherung bei den schon bisher
erfolgreich durchgeführten Aktivitäten und Programmen, wie zum Beispiel das
Check-It-Programm eines ist.
Dass die Menschen, meine Damen und Herren, das sei
Ihnen auch ins Stammbuch geschrieben, die Wiener Drogenpolitik insgesamt
positiv beurteilen, geht aus einer IFES-Umfrage hervor. Wenn hier die
Bevölkerung gefragt wurde, ob sie mit der Drogensituation in Wien im Vergleich
zu anderen europäischen Großstädten zufrieden ist, dann wird sie eher als
unspektakulär eingeschätzt. Diese Auffassung hat sich zwischenzeitlich noch
deutlich verstärkt. Knapp sechs von zehn Befragten sind davon überzeugt, dass die
Situation in Wien eher besser als in anderen Ballungsräumen ist. Nur eine
kleine Minderheit von drei Prozent vertritt die gegenteilige Meinung. Da dürfte
es sich um Ihre Parteifreunde, meine Damen und Herren der Freiheitlichen
Partei, handeln.
35 Prozent der Befragten sind der Auffassung,
dass die Stadt Wien die Drogenpolitik gut macht und eine gute Arbeit leistet.
Hier zeigt sich auch ein positiver Einstellungstrend ab. 1995, also vor
10 Jahren, waren die Stimmungswerte nur halb so hoch wie sie bei der letzten
Befragung waren.
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