Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 67
ein Wort im Zusammenhang mit ÖPUL. Unsere StRin Mag Sima ist die einzige SPÖ-Agrarlandesrätin. Sonst dominiert in Österreich bei allen übrigen Agrarlandesräten die Fraktion der Österreichischen Volkspartei. Das sollte man einmal wissen und sollte man klar aussprechen. Und diese unsere Stadträtin hat genau aus diesem Grund, meine Damen und Herren, am 11. März 2005, also dieses Jahres, bei der Agrarkonferenz in Rust die Fragen der Förderungen der Gebietskörperschaften angeschnitten und für die Zeit ab 2007 entsprechende Änderungen eingefordert, was ganz, ganz wichtig ist. Sie hat aber auch Förderungen für gentechnikfreie Landwirtschaft gefordert. Und das sind eigentlich die wichtigen Themen, die wir hier diskutieren sollten, weil da sind auch zukünftige Weichenstellungen möglich, und ich bedanke mich sehr, dass die Frau Stadträtin das so offen bei dieser Konferenz gesagt hat.
Ich komme daher zum Schluss, meine Damen und Herren.
Die Förderungsgelder sind ein wesentliches Einkommen für die Wiener
Landwirtschaft. Da mit April laufend Auszahlungen für verschiedene Maßnahmen
erfolgen sollen, ist wie in den Vorjahren eine a-conto-Subvention in der Höhe
von 1,685 Millionen EUR zu bewilligen, meine Damen und Herren, zu
bewilligen zum Wohle unserer Landwirtschaft. Es wird daher um die Zustimmung
ersucht. – Danke vielmals, dass Sie mir so lang zugehört haben. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Danke.
Zu Wort gemeldet ist der Herr GR Maresch. Er hat noch
eine Restredezeit von 12,40 Minuten.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Der Kollege Pfleger ist ja jetzt sozusagen neu auch
im Umweltausschuss. Ich habe mir eigentlich gedacht, ich werde natürlich nicht
meine Rede restringieren, sondern ich sage es ganz kurz und bündig, warum
nicht. Ich kann es allerdings auch ausführen, da brauche ich gar keinen Zettel
dazu.
Der Punkt ist ganz einfach: Wir glauben
grundsätzlich, dass die Förderungspraxis des Bundes mehrere Fehler aufweist.
Ich habe das schon ganz oft diskutiert, auch mit der Frau Stadträtin jetzt ganz
kurz dazwischen, aber auch mit der zuständigen Magistratsdienststelle, der
MA 49. Der Punkt ist ganz einfach:
Erster Mangel: Die landwirtschaftlichen Betriebe, die
Gebietskörperschaften gehören, in dem Fall einige in Wien, also insgesamt
sechs, sind bei den Förderungen eindeutig benachteiligt, ganz eindeutig. Das
allein wäre schon ein Grund, die Förderungspraxis abzulehnen. Ein wichtiger
Grund.
Der zweite Punkt ist meiner Meinung nach noch immer:
ÖPUL hin oder her, die Förderungspraxis ist so, dass man die Landwirte im
Grunde genommen massiv fördert, aber da in Wirklichkeit die Großen mehr fördert
als die Kleinen. In Wien ist es zum Beispiel so, und da müssten Sie sich den
Landwirtschaftsbericht einmal anschauen, ich brauche den gar nicht zu zitieren,
in Wien ist es so, dass die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe pro Jahr um zwei
Prozent abnimmt. Das wäre ein Alarmsignal. Die Landwirte und Landwirtinnen
waren lange Zeit eine Arbeitskraftreserve für die Industrie. In Österreich sind
die Zahlen der Beschäftigten in der Landwirtschaft massiv zurückgegangen. In
Wien geben, wie gesagt, jedes Jahr zwei Prozent der Betriebe auf. Ein
Alarmsignal, noch einmal. Da muss ich mir überlegen: Wem kommen die Förderungen
hauptsächlich zugute? Natürlich den größeren, wirtschaftlich sehr, sehr
potenten Landwirtschaftsbetrieben, weniger den Nebenerwerbsbetrieben, weitaus
weniger auch zum Beispiel der ökologischen Landwirtschaft. Ein wichtiger Punkt,
und da ist Wien keine Ausnahme. Auch ein Grund, warum wir mit der
Förderungspraxis nicht zufrieden sind, auch nicht beim Bund und in allen
anderen Bundesländern. Noch einmal: Das kann ich gerne mit Ihnen diskutieren,
obwohl der Landwirtschaftssprecher ja ein anderer Kollege ist. Das war der
zweite Punkt.
Der dritte Punkt, der mich noch immer wahnsinnig
stört, ist das: Es ist natürlich so, dass die Förderungen auf drei Töpfe
aufgeteilt sind: Bund, EU und die Stadt Wien. Zum Beispiel das Land
Niederösterreich hat eine Förderpraxis, die man sich vielleicht einmal
anschauen könnte, und zwar ein Ökopunktesystem. Auch relativ kompliziert, nicht
das Gelbe vom Ei. Trotzdem hätte es eine Möglichkeit gegeben, an den Punkten,
bei gleichbleibender Förderungsmenge, zu drehen, mehr in Richtung Ökolandbau.
Wien hat eine ganz andere Standortsituation. Der Herr
Kollege Parzer hat gesagt: Hohe Erträge, hohe Erträge pro Hektar. Ja, keine
Frage, weil wir in Wirklichkeit zu einem großen Anteil Gärtnereibetriebe haben
und Weinbau. Aber vor allem bei den Gärtnereibetrieben wäre es wichtig, und
zwar ganz, ganz wichtig, dass man zunehmend den Betrieben ihre Zukunft
absichert. Zukunft absichern heißt in Wirklichkeit, nicht das Gleiche
produzieren, was alle anderen, in Spanien zum Beispiel, viel billiger
produzieren können, sondern Ökobetriebe zu betreiben. Und das kann ich mit
dieser Förderung einfach nicht bewerkstelligen. Ich kann heute keine einzige
Gärtnerei mit der Förderungspraxis, wie sie jetzt existiert, davon überzeugen:
Machen wir doch bitte ökologischen Landbau. Geht nicht. Geht auch überhaupt
nicht, weil sie meistens auf Substrat arbeiten.
Nächster Punkt ist Weinbau. Die
Stadt Wien hat zum Beispiel insgesamt zwei Landwirtschaftsbetriebe auf
ökologischen Landbau umgestellt. Sehr, sehr, sehr gut. In den 100 Punkten
des Programms, mit dem Sie in die Wahl gezogen sind, steht zum Beispiel
drinnen: Völlige Umstellung aller Landwirtschaftsbetriebe auf Ökolandbau. Heute
sagt die MA 49: Geht überhaupt nicht, ist ganz schwierig. Warum? Weil
unter anderem das Weingut Cobenzl, das die ÖVP ja gern privatisieren will, in
Wirklichkeit sehr, sehr gut funktioniert, aber es ist ein gewisses Risiko, und
um dieses Risiko zu überbrücken, bräuchte man eine andere Förderungspraxis. Und
diese andere Förderungspraxis gibt es erstens nicht, weil es ein Betrieb einer
Gebietskörperschaft ist, und zweitens, weil das grundsätzlich immer wieder die
ökonomische
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