Gemeinderat,
54. Sitzung vom 01.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 67
Tatsache, dass
Wien mehr Gemüse als das Burgendland produziert und damit die direkte
Versorgung der Bundeshauptstadt zu einem großen Teil selbst bestreiten kann.
Die Erfolgsstory
der Wiener Landwirtschaft hat aber noch einen anderen Aspekt. Die Wiener
Landwirtschaft ist nicht nur produktiv, sie ist auch zunehmend ökologisch
orientiert. Laut Landwirtschaftsbericht nimmt eine zunehmende Anzahl von
Betrieben am ÖPUL, also am Österreichischen Umweltprogramm, teil. Besonders die
Garten- und Weinbaubetriebe setzen zunehmend auf integrierte Produktion – in
diesem Falle bezüglich Ackerbau – und 89 Prozent der Betriebe nehmen an
diesen Maßnahmenprogrammen teil. Zudem sind die biologischen Landbauflächen im
Jahr 2002 auf 660 Hektar, das sind 16 Prozent der Wiener Ackerfläche,
gesteigert worden.
Aus diesen
abstrakten Produktionszahlen, meine Damen und Herren, leitet sich der wichtige
Stellenwert der Wiener Landwirtschaft ab, der sich noch dazu aus folgenden
Daten dokumentiert: Die Nahrungsmittel haben sehr kurze Transportwege zu den
Wiener Konsumenten – das ist immer ein sehr beachtenswerter Punkt; wir wollen
Frischgemüse haben –, und die Wiener Bauern garantieren eine entsprechende
Versorgung auch bei Krisen.
Die Bauern sind
Garanten dafür, dass Wien einen Grüngürtel beibehalten kann. Die Landwirtschaft
sorgt dafür, dass der Wiener ein Ambiente vor der Haustür findet, um das ihn
andere Großstädte – ich kann es Ihnen wirklich sagen – beneiden, wenn man den
Heurigen, die agrarische Kulturlandschaft an den Stadträndern sieht. Und so
sorgt die Landwirtschaft auch dafür, dass die Grün- und Erholungsgebiete am
Stadtrand erhalten bleiben.
Das sind Fakten,
meine Damen und Herren, die man nicht widerlegen kann.
Eines möchte ich
aber noch sagen: Es gibt natürlich auch Maßnahmen von politischer Relevanz, die
nicht von allen Parteien dieses Haus unbedingt großartig akzeptiert werden, zum
Beispiel auch nicht die Maßnahme der Regierungsfraktion, die mit StR Schicker
dazu übergeht, mit den Swwl-Widmungen eine kalte Enteignung, sage ich,
landwirtschaftlicher Flächen durchzuführen. Meine Damen und Herren, wir von der
Volkspartei verwehren uns an dieser Stelle noch einmal gegen diese
Vorgangsweise.
Aber in Richtung
der Grünen muss ich auch sagen:
Die ständigen Verdächtigungen der Bauern als Umweltsünder, die nur darauf
warten, bis sie endlich die Gentechnik in ihrem Produktionsbereich einsetzen
können, und die nur darauf aus sind, mit ihrer Produktion die Umwelt zu
verpesten, greifen wirklich zu kurz. Wiens Bauern sind auf dem ökologisch
richtigen Weg, indem sie ihre Produktion immer stärker in Richtung der
Ökologisierung betreiben. Und es ist die österreichische Bundesregierung mit
Landwirtschaftsminister Pröll, die das Geld für das ÖPUL-Förderungsprogramm
bereitstellt und deren Mittelvergabe aus diesem Förderungstopf die größte
Aufmerksamkeit verdient.
Noch ein Wort zur Grünraumerhaltung. Die Bauern
werden ihrer Funktion als Grünraumschützer des Wienerwaldes und des
Wiesengürtels nur dann nachkommen können und wollen, wenn sie
Produktionsbedingungen vorfinden, die sie auch zufrieden stellen. Wenn sie
diese nicht vorfinden, meine Damen und Herren, dann werden die Betriebe
trachten, sich schön langsam aufzulösen oder zu liquidieren, und ihren Grund
und Boden soweit es geht auch verkaufen.
Garantieren Sie von der Wiener Landesregierung für
die Landwirtschaft unseren Landwirten die für sie notwendigen
Überlebensbedingungen, dann werden die Bauern weiterhin ihren Beitrag für Wien
leisten, damit wir in Wien im Jahr 2025, so wie wir heuer feiern, auch das
125-jährige Bestehen des Wald- und Wiesengürtels feiern können. Dann wird der
Dank der Bauern genauso unversehrt sein können oder sein wie heute. – Ich danke
Ihnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Danke. – Zu Wort gemeldet ist Herr GR Univ Prof Dr Pfleger.
GR Univ Prof Dr Ernst Pfleger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Hoher Gemeinderat! Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Herr Kollege Maresch, Sie sind doch einige Jahre hier
im Gemeinderat, und wenn ich hier Ihre Wortmeldungen zum Thema Subventionen
lese, so sprechen Sie immer wieder die gleichen Worte zum Thema Subventionen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Weil sich nichts
ändert!)
Heute haben Sie gesagt – und genau mit diesen Worten
haben Sie 2004 begonnen –: Traditionell lehnen wir ab. Ökologischer Landbau
wird nicht unterstützt, es ist alles zu wenig.
Im Jahr 2004 haben Sie gesagt: Traditionell lehnen
wir die Landwirtschaftsubventionen ab – also die gleiche Wortwahl; Sie haben
offensichtlich das gleich Papier genommen – wegen Ungleichbehandlung gegenüber
der Stadt Wien, die Förderungen sind zu wenig ökologisch ausgerichtet, und Sie
meinen, die Rathausmehrheit würde eine Zunahme des Ökolandbaus nicht
unterstützen.
2003 haben Sie gesagt: Dieses Jahr lehnen wir die
Agrarsubventionen ab, weil sie unökologisch sind, weil zum Teil doppelt
subventioniert und Ungleichbehandlung verursacht wird.
Im Jahr 2002 haben Sie gesagt: Wir sind gegen diese
eigenartigen Gießkannenförderungen, die diese Stadt jetzt offensichtlich
übernommen hat. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Das habe ich heute auch wieder gesagt!)
Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich bin noch nicht so lange im Gemeinderat, Herr Maresch (GR Mag Rüdiger Maresch: Aber die Gießkanne
gibt es schon, so lange wir im Rathaus sind, und das ist falsch!), wie Sie
und stelle mir persönlich die Frage: Wollen Sie, Herr Maresch, den Damen und
Herren Informationen bewusst vorenthalten, weil Sie ja immer nur Teile
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